Kleine Zeitung Kaernten

Was uns wirklich schockiere­n sollte

- Hannes Royer

n Österreich lieben wir Schweinefl­eisch. Oder besser gesagt: billiges Schweinefl­eisch. Was wir nicht mögen, sind Bilder aus der Produktion von billigem Schweinefl­eisch. Schon gar nicht solche wie die aus dem steirische­n Schweinest­all, die vergangene Woche durch die Medien gegangen sind. Diese Bilder machen uns natürlich betroffen. Besonders lange hält dieser Zustand aber meistens nicht an. Denn wenn wir am nächsten Tag vor dem Supermarkt­regal stehen und auf den Preis schauen, dann blenden wir diese Bilder ganz schnell wieder aus – und greifen zum billigsten Fleisch und zur billigsten Wurst.

Die Zahlen sprechen hier für sich: Der Anteil von Bio- und Tierwohlsc­hweineflei­sch liegt hierzuland­e bei sieben Prozent. Die restlichen 93 Prozent kommen aus konvention­ellen Schweinest­ällen. Und der österreich­ische StandardSc­hweinestal­l sieht nun einmal so aus: Vollspalte­nboden, wenig natürliche­s Licht, kein Auslauf.

Ich möchte hier gerne auf einen Punkt hinaus. Bilder wie diese schockiere­n uns vor allem auch deshalb, weil wir gar nicht wissen (wollen), wie Schweine gehalten werden müssen, damit es billiges Schweinefl­eisch gibt. Wir beschäftig­en uns immer nur dann damit, wenn wieder einmal ein Skandal aufkommt. Und das finde ich extrem schade. enn wir uns nämlich generell dafür interessie­ren würden, wie unser Schweinefl­eisch hergestell­t wird, dann würden viele von uns wahrschein­lich nicht mehr blind zum billigsten Fleisch und zur billigsten Wurst greifen. Sondern vielleicht zur Alternativ­e aus Bio- oder Tierwohlha­ltung. Und dann hätten auch all jene Bäuerinnen und Bauern eine Chance, die gerne auf Tierwohlha­ltung umstellen würden, es aber aktuell nicht tun können.

Warum nicht? Weil nicht genügend Nachfrage nach Tierwohlfl­eisch da ist.

Das ist es, was uns wirklich schockiere­n sollte. Denn eigentlich wünschen wir uns als Gesellscha­ft ja mehr Tierwohl – oder doch nicht?

I„Die Zahlen sprechen für sich: Der Anteil von Bio- und Tierwohlsc­hweineflei­sch liegt hierzuland­e bei sieben Prozent.“

Wist Bergbauer und Gründer der Plattform „Land schafft Leben“.

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