Was uns wirklich schockieren sollte
n Österreich lieben wir Schweinefleisch. Oder besser gesagt: billiges Schweinefleisch. Was wir nicht mögen, sind Bilder aus der Produktion von billigem Schweinefleisch. Schon gar nicht solche wie die aus dem steirischen Schweinestall, die vergangene Woche durch die Medien gegangen sind. Diese Bilder machen uns natürlich betroffen. Besonders lange hält dieser Zustand aber meistens nicht an. Denn wenn wir am nächsten Tag vor dem Supermarktregal stehen und auf den Preis schauen, dann blenden wir diese Bilder ganz schnell wieder aus – und greifen zum billigsten Fleisch und zur billigsten Wurst.
Die Zahlen sprechen hier für sich: Der Anteil von Bio- und Tierwohlschweinefleisch liegt hierzulande bei sieben Prozent. Die restlichen 93 Prozent kommen aus konventionellen Schweineställen. Und der österreichische StandardSchweinestall sieht nun einmal so aus: Vollspaltenboden, wenig natürliches Licht, kein Auslauf.
Ich möchte hier gerne auf einen Punkt hinaus. Bilder wie diese schockieren uns vor allem auch deshalb, weil wir gar nicht wissen (wollen), wie Schweine gehalten werden müssen, damit es billiges Schweinefleisch gibt. Wir beschäftigen uns immer nur dann damit, wenn wieder einmal ein Skandal aufkommt. Und das finde ich extrem schade. enn wir uns nämlich generell dafür interessieren würden, wie unser Schweinefleisch hergestellt wird, dann würden viele von uns wahrscheinlich nicht mehr blind zum billigsten Fleisch und zur billigsten Wurst greifen. Sondern vielleicht zur Alternative aus Bio- oder Tierwohlhaltung. Und dann hätten auch all jene Bäuerinnen und Bauern eine Chance, die gerne auf Tierwohlhaltung umstellen würden, es aber aktuell nicht tun können.
Warum nicht? Weil nicht genügend Nachfrage nach Tierwohlfleisch da ist.
Das ist es, was uns wirklich schockieren sollte. Denn eigentlich wünschen wir uns als Gesellschaft ja mehr Tierwohl – oder doch nicht?
I„Die Zahlen sprechen für sich: Der Anteil von Bio- und Tierwohlschweinefleisch liegt hierzulande bei sieben Prozent.“
Wist Bergbauer und Gründer der Plattform „Land schafft Leben“.