Rückzahlung als Risiko für die Funker
Neue Tarife? Mehr 5G? Hunderte Millionen Euro für die Rückzahlung der Servicepauschale? Die Chefs der drei großen Mobilfunker über emotional diskutierte Themen.
„Aktuell versorgen wir rund 85 Prozent der Menschen in Österreich mit 5G und arbeiten mit Hochdruck daran, bis Ende 2024 auf 99 Prozent zu kommen“, sagt A1-Boss Marcus Grausam. Beim Glasfaser-Ausbau
hinkt A1 den Zielen hinterher: 200.000 neue Haushalte wollte man 2023 an das Glasfasernetz neu anschließen, bei „150.000“(Grausam) sei das auch gelungen. Drei spricht davon, zurzeit vier von fünf Haushalte
in Österreich mit 5G potenziell erreichen zu können. Magenta forciert ein hybrides Netz, baut 5G und Glasfaser neu aus und will zugleich das bestehende Kabelnetz für die „letzte Meile“weiter optimieren. „Die Zukunft in Österreich wird wahrscheinlich so aussehen, dass der Großteil des Landes mit Festnetz abgedeckt ist, 5G wichtig bleibt und bei ein bis zwei Prozent der Haushalte vielleicht sogar Satellitenkommunikation eine Rolle spielen wird“, prognostiziert Magenta-Chef Diehl. Die Servicepauschale. Jährliche Abgabe und Ärgernis der Arbeiterkammer, der die Gegenleistung fehlt. Anfang des Jahres zog die AK gar vor Gericht, um die Pauschale zu kippen und Rückzahlungen zu bewirken. Die Mobilfunker reagierten, indem alle drei die pauschale Abgabe bei Neuverträgen kippten und darüber hinaus versuchen, Bestandskunden neue Tarife schmackhaft zu machen. Eine Rückzahlung schließen sie aus. Wird diese zur Pflicht, träfe es die Branche hart. Rudolf Schrefl: „Müssten wir für zehn Jahre zurückzahlen, würde das hunderte Millionen aus der Industrie ziehen, die für Investitionen fehlen würden“. Preise für Neukunden und Netzqualität wären „nicht haltbar“.
Aus kartellrechtlichen Gründen wollen die drei Chefs nichts zu Preisen sagen. Deswegen das Ausweichen auf externe Expertise: Laut der Tarifvergleichsplattform Tarife.at sind zurzeit 47 Prozent der abschließbaren Handytarife in Österreich mit monatlicher
Grundgebühr „indexgesichert“, beim Internet sind es 87,23 Prozent. Sprich: die Tarife steigen dort mit der Inflation. Weil diese im Vorjahr sehr hoch war, wird es mit 1. April definitiv zu vielen Erhöhungen bei bestehenden Verträgen kommen. Bei Tarife.at rechnet man mit einer Preisanpassung von „7,8 Prozent“.
„Wie auch in den letzten Jahren ist Video der Datentreiber“, sagt Marcus Grausam. Mit TikTok sei ein starker Beschleuniger dazugekommen, aber auch klassische StreamingAngebote würden „mit immer besserer Qualität die Datenmengen nach oben treiben“.
Die Breitbandförderung. Gaben die Mobilfunker vor ein paar Monaten noch unisono stark ablehnende Worte zur Breitbandförderung ab, sind die Töne nun differenzierter. „Wir sind nicht gegen Förderungen“, sagt etwa Rodrigo Diehl. In Gebieten, wo „der Ausbau sehr teuer ist“, könnten diese auch fortan eine Rolle spielen. Zugleich positioniert sich der Magenta-Chef gegen allzu offene Netze. Er verfolge das Ziel, weiter selbst „eigene Netze zu bauen und zu betreiben“. Man sehe das als „Kernkompetenz“und „Möglichkeit, uns zu differenzieren“.
Großes Thema auf der Mobilfunkmesse in Barcelona – für Drei-Chef Schrefl eher ein Ärgernis: „Das ist eine Industriekrankheit. Wir überholen uns manchmal selbst.“Jetzt gelte es, erst einmal 5G zur Kundschaft zu bringen. Und die „investierten Summen für den Netzausbau zurückzuverdienen“.