Kleine Zeitung Kaernten

Mehr unbequeme Fragen im ORF-Plenum

„Herzlich willkommen, Herr Westenthal­er!“, sagt ORFStiftun­gsrat Siggi Neuschitze­r. Und erklärt, warum.

- Stiftungsr­at Neuschitze­r Christian Ude

ufgescheuc­ht“habe Peter Westenthal­er als neuer Stiftungsr­at einige Menschen auf dem Küniglberg, schmunzelt Siggi Neuschitze­r. „Ich sage aber: ‚Herzlich willkommen als neuer Kollege, Herr Westenthal­er!‘“Es brauche nämlich „Menschen im Stiftungsr­at, die sich aktiv einbringen und sich nicht von einem Freundeskr­eis lenken lassen“, sagt der Kärntner, der seit 15 Jahren im obersten ORF-Aufsichtso­rgan sitzt und damit einer der am längst dienenden Stiftungsr­äte ist.

„In all den Jahren habe ich weder einen Freundeskr­eis der FPÖ noch der SPÖ besucht“, betont der 65-Jährige, der für das Land Kärnten seinen Sitz im Plenum hat. Natürlich polarisier­e Westenthal­er, „auch wegen seiner drastische­n Wortwahl“, so Neuschitze­r, „aber es ist gut, wenn unbequeme Fragen gestellt werden“. Und dass über die Tagesordnu­ngspunkte „tatsächlic­h diskutiert und nicht alles vorher im jeweiligen Freundeskr­eis abgesproch­en wird“.

Auch er ist unbequem für die, die sich vor Änderungen fürchten. Was jetzt aufs Tapet kommt, hat Neuschitze­r schon

Avor drei Jahren als Tagesordnu­ngspunkt im Stiftungsr­at eingebrach­t: die Nebenbesch­äftigungen der ORF-Stars. Dass junge Mitarbeite­r sich für regionale Moderation­en ein Zubrot verdienen, sei legitim, „aber ich legte damals eine Rechnung eines ORF-Anchorman über 10.000 Euro plus Mehrwertst­euer für eine einzige Moderation vor – und forderte, dass 20 Prozent solcher Summen zweckgebun­den für die Nachwuchsf­örderung an die ORF-Enterprise gehen sollen. Schließlic­h haben die TVStars nur durch die Bildschirm­präsenz so einen hohen Marktwert“, sagt er.

Ärgerlich und bedauerlic­h fand Neuschitze­r, dass die Konferenz der Landes-Stiftungsr­äte keinen Bestand hatte – „indem drei wichtige Player, nämlich aus Salzburg, Tirol und dem

Burgenland, von der Politik ausgetausc­ht wurden, nachdem sie den Freundeskr­eisen den Rücken gekehrt hatten“. Das Ziel war: „Wir wollten uns ohne Parteipoli­tik fachlich für mehr Regionalis­ierung und den Bestand der Landesstud­ios einsetzen“, erzählt Neuschitze­r.

Er fordert auch, dass die „sogenannte geheime Wahl des Generaldir­ektors zu einer wirklich geheimen Wahl wird“. Und erklärt: „Es sind ja alle Stimmzette­l personalis­iert, nach der Auszählung liest der Vorsitzend­e vor, wie jeder Stiftungsr­at abgestimmt hat. Das kann doch für so ein Unternehme­n nicht sein!“

Zum morgigen Plenum sagt Neuschitze­r: „Ich sehe Westenthal­er als Bereicheru­ng. Alle sind im Erwartungs­modus!“Die Tagesordnu­ng selbst lässt nämlich keine Überraschu­ngen erwarten. So wird Generaldir­ektor Roland Weißmann über den „ORF Ethikkodex“berichten und ein Update zum Strategiep­rojekt „ORF für alle“geben, zudem gibt es einen Bericht der Gleichstel­lungsbeauf­tragten und des Programmau­sschusses.

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