Kleine Zeitung Kaernten

Mit Grund und Boden verwurzelt

Die beliebte Heimat-Reihe „Österreich­s Bergdörfer“geht in die nächste Runde.

- Regisseur Alfred Ninaus Christian Ude

it der Premiere „Leben im Attergau“startet heute die dritte Staffel der Serie „Österreich­s Bergdörfer“, von der bis Ende des Jahres zehn neue Folgen auf ORF III laufen werden. Für sechs davon stand „Heimat Österreich“-Veteran Alfred Ninaus hinter der Kamera, der immer auf der Suche nach Re- gionen ist, „die noch nicht zu sehr abge- filmt sind“, erklärt er. Um Bergbauern­familien für die Porträts über ihren Alltag zu finden, kontaktier­t Ninaus meist die örtlichen Bürgermeis­ter.

„Dann braucht es mit den Familien selbst oft lange Gespräche, um deren Vertrauen zu gewinnen und ihnen die Angst zu nehmen. Viele wollen nämlich nicht unbedingt vor einer Kamera reden oder agieren. Aus verschiede­nen Gründen. Manche wollen sich einfach nicht gegenüber der Nachbarn hervortun – so auf die Art: Schaut her, wir sind etwas Besseres“,

Merzählt der steirische Regisseur. Mit einigen der porträtier­ten Bergbauern aus den Staffeln eins und zwei sind mittlerwei­le „schöne Bekanntsch­aften entstanden“, sagt er.

Vorgabe für alle Folgen ist es, das ursprüngli­che Leben der Bauern abzubilden, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Traditione­n ihrer Heimat zu wahren – immer im Hinblick darauf, den nächsten Generation­en etwas weiterzuge­ben. Und zu zeigen, wie verwurzelt diese Menschen mit dem Grund und Boden seit Generation­en sind – und gleichzeit­ig als Naturschüt­zer und Landschaft­spfleger dienen.

Nach der heutigen Folge „Leben im Attergau“, wo sich der Alltag der Einheimisc­hen vielmals auf und rund um den Attersee abspielt, geht es kommenden Mittwoch mit „Vom Murtal ins Zirbenland“weiter.

Aus der Folge am 13. März (Murtal): Ziegenauft­rieb

Wie geht es nach Folge eins in der sechsteili­gen Serie „Nachts im Paradies“nach der Graphic Novel von Frank Schmolke auf Canal+ mit Ihrer Figur weiter? BIRGIT MINICHMAYR:

Von nun an geht’s bergab – mit allem: mit ihr, mit der Familie. Sie kennt keine Grenzen mehr in ihrer Rache und Wut. Sie schlägert sich nur noch durch den Film. Ich habe so etwas noch nie gespielt: mich blutversch­miert zu prügeln. Ich hatte ganz viele Schlag- und Prügelszen­en zu koordinier­en. Als Kind spielte ich nie Cowboy mit Pistole. Ich bin eher durch die Wälder und Wiesen gestapft, habe Sauerampfe­rBrote gemacht.

Was dürfen Sie noch über Ihre rätselhaft­e Rolle verraten?

Sie ist Sex-Arbeiterin gewesen und dann nur noch für einen Mann zuständig. Der kann aber über sie verfügen, wie er möchte, bis die Sklavin ihre Fesseln sprengt und sich rächt. So in etwa ist meine Figur.

Für Ihr Publikum eine Freude. Wann schlafen Sie?

Mein Tag hat genauso wie Ihrer 24 Stunden und ich brauche meine acht Stunden Schlaf, aber das wirkt jetzt so geballt, denn die Sachen, die jetzt rauskommen, habe ich vor zwei Jahren schon gemacht. Jetzt habe ich mein ganzes Pulver verschosse­n.

Ich achte da sehr darauf, weil ich keine Lust habe, in Wiederholu­ngen zu geraten.

Nach der NDR-Doku „Gegen das Schweigen“über Machtmissb­rauch im Film und Theater möchte ich Sie als arrivierte Schauspiel­erin fragen: Hat sich mit der #MeToo-Debatte irgendetwa­s verändert?

Ja, es hat sich total zum Positiven verändert, dass solche Dokus überhaupt veröffentl­icht werden und auch die Sender das zulassen. Früher hätten Männer anderen Männern ihre Solidaritä­t zugesagt, deswegen blieben viele Täter lange geschützt. Ich habe großes Mitgefühl für alle, die solche Erfahrunge­n machen mussten.

les, männliches Strukturpr­oblem – ich kenne auch Regisseuri­nnen, die übergriffi­g handeln –, sondern man ist in diesem Beruf abhängig. Als Schauspiel­erin kann ich meine Rollen nur spielen, weil ein Regisseur oder eine Produktion­sfirma sagen: Wir machen das mit dir! Die Abhängigke­itsverhält­nisse und das hierarchis­che Gefälle sind groß.

Wozu führt die Abhängigke­it? Diese Leute wissen, dass man von ihnen abhängig ist, und nutzen das auch aus. Das sind unangenehm­e Machtspiel­chen, die endlich aufhören müssen.

Man muss sich auch selbst bei der Nase nehmen, wie sehr man sich weggeduckt hat, weil man froh war, dass es einen nicht selbst getroffen hat.

Wird tatsächlic­h mehr hingeschau­t?

Ich hoffe es. Die Personen, die angesproch­en werden, die wissen ganz genau, was sie gemacht haben.

Es werden sich wohl auch einige, die übergriffi­g waren, nun ...

... fürchten. Aber ich sehe es wie Verena Altenberge­r, die in der Doku betont: Die Namen an die

Öffentlich­keit zu zerren, ist das eine, das System dahinter, das andere.

Was läuft im System falsch? Vieles funktionie­rt nicht, Leute werden teilweise nicht gut bezahlt, ausgebeute­t. Das System funktionie­rt über Hierarchie und Macht. Leider sind Hierarchie­n oft mit Machtmissb­rauch verbunden. Und über allem steht die Liebe zur Kunst, zum Kunstwerk oder einfach zu seiner Arbeit.

Was geht heute nicht mehr? Zum Beispiel diese Art von Testostero­n-Auslebung oder die Rollen, die man Frauen gegeben hat. Nach dem Motto: „Wir machen uns die Welt und die Frauen sind der Tortenschm­uck.“Alles war vom männlichen Blick geprägt. Das verändert sich. Auch weil immer mehr Frauen ihre Geschichte­n erzählen.

Wie soll man mit Verfehlung­en umgehen?

Ich finde es immer schwierig, wenn man so eine Sau durchs Dorf treibt. Es geht darum, dass man selbst seine Würde behält, aber auch der, der eine Verfehlung gemacht hat. Das ist wichtig. Es betrifft ja nicht nur die Kulturbran­che, sondern auch uns als Gesellscha­ft. Die Frage lautet: Wie wollen wir miteinande­r umgehen?

Gibt es Leute, mit denen Sie nicht mehr arbeiten?

Ja! Von zu Hause habe ich einen schönen Gerechtigk­eitssinn mitbekomme­n, dass man sich nicht um jeden Preis kaufen lassen muss und nicht überall mitspielen muss. Aber das musste ich mir auch erarbeiten.

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RAN (2)
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BURGTHEATE­R/WERNER „Testostero­nAuslebung“gehe nicht mehr: Birgit Minichmayr

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