Mit Grund und Boden verwurzelt
Die beliebte Heimat-Reihe „Österreichs Bergdörfer“geht in die nächste Runde.
it der Premiere „Leben im Attergau“startet heute die dritte Staffel der Serie „Österreichs Bergdörfer“, von der bis Ende des Jahres zehn neue Folgen auf ORF III laufen werden. Für sechs davon stand „Heimat Österreich“-Veteran Alfred Ninaus hinter der Kamera, der immer auf der Suche nach Re- gionen ist, „die noch nicht zu sehr abge- filmt sind“, erklärt er. Um Bergbauernfamilien für die Porträts über ihren Alltag zu finden, kontaktiert Ninaus meist die örtlichen Bürgermeister.
„Dann braucht es mit den Familien selbst oft lange Gespräche, um deren Vertrauen zu gewinnen und ihnen die Angst zu nehmen. Viele wollen nämlich nicht unbedingt vor einer Kamera reden oder agieren. Aus verschiedenen Gründen. Manche wollen sich einfach nicht gegenüber der Nachbarn hervortun – so auf die Art: Schaut her, wir sind etwas Besseres“,
Merzählt der steirische Regisseur. Mit einigen der porträtierten Bergbauern aus den Staffeln eins und zwei sind mittlerweile „schöne Bekanntschaften entstanden“, sagt er.
Vorgabe für alle Folgen ist es, das ursprüngliche Leben der Bauern abzubilden, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Traditionen ihrer Heimat zu wahren – immer im Hinblick darauf, den nächsten Generationen etwas weiterzugeben. Und zu zeigen, wie verwurzelt diese Menschen mit dem Grund und Boden seit Generationen sind – und gleichzeitig als Naturschützer und Landschaftspfleger dienen.
Nach der heutigen Folge „Leben im Attergau“, wo sich der Alltag der Einheimischen vielmals auf und rund um den Attersee abspielt, geht es kommenden Mittwoch mit „Vom Murtal ins Zirbenland“weiter.
Aus der Folge am 13. März (Murtal): Ziegenauftrieb
Wie geht es nach Folge eins in der sechsteiligen Serie „Nachts im Paradies“nach der Graphic Novel von Frank Schmolke auf Canal+ mit Ihrer Figur weiter? BIRGIT MINICHMAYR:
Von nun an geht’s bergab – mit allem: mit ihr, mit der Familie. Sie kennt keine Grenzen mehr in ihrer Rache und Wut. Sie schlägert sich nur noch durch den Film. Ich habe so etwas noch nie gespielt: mich blutverschmiert zu prügeln. Ich hatte ganz viele Schlag- und Prügelszenen zu koordinieren. Als Kind spielte ich nie Cowboy mit Pistole. Ich bin eher durch die Wälder und Wiesen gestapft, habe SauerampferBrote gemacht.
Was dürfen Sie noch über Ihre rätselhafte Rolle verraten?
Sie ist Sex-Arbeiterin gewesen und dann nur noch für einen Mann zuständig. Der kann aber über sie verfügen, wie er möchte, bis die Sklavin ihre Fesseln sprengt und sich rächt. So in etwa ist meine Figur.
Für Ihr Publikum eine Freude. Wann schlafen Sie?
Mein Tag hat genauso wie Ihrer 24 Stunden und ich brauche meine acht Stunden Schlaf, aber das wirkt jetzt so geballt, denn die Sachen, die jetzt rauskommen, habe ich vor zwei Jahren schon gemacht. Jetzt habe ich mein ganzes Pulver verschossen.
Ich achte da sehr darauf, weil ich keine Lust habe, in Wiederholungen zu geraten.
Nach der NDR-Doku „Gegen das Schweigen“über Machtmissbrauch im Film und Theater möchte ich Sie als arrivierte Schauspielerin fragen: Hat sich mit der #MeToo-Debatte irgendetwas verändert?
Ja, es hat sich total zum Positiven verändert, dass solche Dokus überhaupt veröffentlicht werden und auch die Sender das zulassen. Früher hätten Männer anderen Männern ihre Solidarität zugesagt, deswegen blieben viele Täter lange geschützt. Ich habe großes Mitgefühl für alle, die solche Erfahrungen machen mussten.
les, männliches Strukturproblem – ich kenne auch Regisseurinnen, die übergriffig handeln –, sondern man ist in diesem Beruf abhängig. Als Schauspielerin kann ich meine Rollen nur spielen, weil ein Regisseur oder eine Produktionsfirma sagen: Wir machen das mit dir! Die Abhängigkeitsverhältnisse und das hierarchische Gefälle sind groß.
Wozu führt die Abhängigkeit? Diese Leute wissen, dass man von ihnen abhängig ist, und nutzen das auch aus. Das sind unangenehme Machtspielchen, die endlich aufhören müssen.
Man muss sich auch selbst bei der Nase nehmen, wie sehr man sich weggeduckt hat, weil man froh war, dass es einen nicht selbst getroffen hat.
Wird tatsächlich mehr hingeschaut?
Ich hoffe es. Die Personen, die angesprochen werden, die wissen ganz genau, was sie gemacht haben.
Es werden sich wohl auch einige, die übergriffig waren, nun ...
... fürchten. Aber ich sehe es wie Verena Altenberger, die in der Doku betont: Die Namen an die
Öffentlichkeit zu zerren, ist das eine, das System dahinter, das andere.
Was läuft im System falsch? Vieles funktioniert nicht, Leute werden teilweise nicht gut bezahlt, ausgebeutet. Das System funktioniert über Hierarchie und Macht. Leider sind Hierarchien oft mit Machtmissbrauch verbunden. Und über allem steht die Liebe zur Kunst, zum Kunstwerk oder einfach zu seiner Arbeit.
Was geht heute nicht mehr? Zum Beispiel diese Art von Testosteron-Auslebung oder die Rollen, die man Frauen gegeben hat. Nach dem Motto: „Wir machen uns die Welt und die Frauen sind der Tortenschmuck.“Alles war vom männlichen Blick geprägt. Das verändert sich. Auch weil immer mehr Frauen ihre Geschichten erzählen.
Wie soll man mit Verfehlungen umgehen?
Ich finde es immer schwierig, wenn man so eine Sau durchs Dorf treibt. Es geht darum, dass man selbst seine Würde behält, aber auch der, der eine Verfehlung gemacht hat. Das ist wichtig. Es betrifft ja nicht nur die Kulturbranche, sondern auch uns als Gesellschaft. Die Frage lautet: Wie wollen wir miteinander umgehen?
Gibt es Leute, mit denen Sie nicht mehr arbeiten?
Ja! Von zu Hause habe ich einen schönen Gerechtigkeitssinn mitbekommen, dass man sich nicht um jeden Preis kaufen lassen muss und nicht überall mitspielen muss. Aber das musste ich mir auch erarbeiten.