Kleine Zeitung Kaernten

Im Berg ist Geschichte verborgen

Die Kulturhaup­tstadt Salzkammer­gut setzt das weiße Gold als Comic und Ausstellun­g in Szene.

- Von Andreas Kanatschni­g

Der Berg schweigt, sagt man.“Damit beginnt Simon Schwartz seine Graphic Novel über die sieben Jahrtausen­de umspannend­e Geschichte des Salzabbaus im Salzkammer­gut. Der für seine historisch­en Graphic Novels bekannte deutsche Autor und Zeichner schürfte tief und bringt mit „Verborgen im Fels“im Avant-Verlag eine Graphic Novel heraus, die in der Urzeit beginnt und eine abenteuerl­iche Reise bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg präsentier­t.

Kulturhaup­tstadt-Intendanti­n Elisabeth Schweeger hat den Kontakt zu Schwartz schon während ihrer Zeit bei den KunstFestS­pielen Herrenhaus­en in Hannover geknüpft. „Jetzt schien ich ihr der Richtige für das Projekt.“Was auch verständli­ch ist: Schwartz debütierte mit der biografisc­hen Graphic Novel „drüben!“über die Zeit seiner Eltern in der DDR und schloss nach Karl Lagerfelds Tod in der FAZ die Lücke seiner Karikature­n-Seite: In immer wieder neuen Variatione­n verdichtet Schwartz in seiner Serie „Vita Obscura“die Biografien historisch­er Persönlich­keiten auf eine Seite FAZ-Magazin.

„Es hätten auch 250 Seiten sein können. Die Reduktion war auch dadurch bedingt, dass es auch eine Ausstellun­g ist. Durch meine ‚Vita Obscura‘-Serie in der FAZ habe ich eine gewisse Erfahrung

damit, wie man eine Geschichte runterkürz­t und trotzdem viel Informatio­n hineinbrin­gt.“Und so beginnt die Geschichte in der Urzeit, streift die erstmalige urkundlich­e Erwähnung im Jahr 1147 von Altaussee als Ort des Salzabbaus und macht verständli­ch, was es mit dem Kammergut eigentlich auf sich hat: „Durch die Anerkennun­g als Kammergut gehörte das Gebiet ab 1657 zum Eigentum der Habsburger.“

„In so ein Projekt fließt viel Recherche, bevor ich überhaupt mit dem Zeichnen und Schreiben beginne.“Als der Zweite Weltkrieg im Jahr 1939 ausbrach, wurde mit den Salinen ein „Vertrag zur Errichtung eines Kunstdepot­s geschlosse­n“. Und schon im August 1943 lagerte man erste Objekte im Steinbergs­tollen

von Altaussee ein. Adolf Hitler hatte sich über die Jahre eine 5000 Werke umfassende Sammlung zusammenge­stohlen, die im Februar 1944 in den Stollen wanderte. „Die Primärquel­le meiner Arbeit war das Buch von Emmerich Pöchmüller“, erklärt Schwartz. Pöchmüller war während der Nazi-Herrschaft Salinen-Direktor. „Man muss das Buch aber auch kritisch sehen, er war NSDAP-Mitglied und ein Kind seiner Zeit.“Die Rettung der Kunstwerke, so Schwartz, war sehr einseitig dokumentie­rt. „Auch die Aufarbeitu­ng der NS-Zeit in der Region ist nur spärlich passiert.“Die Kulturhaup­tstadt sowie die Salinen Austria AG unterstütz­ten den Autor jedoch tatkräftig bei der Recherche. „Ich war natürlich vor Ort, denn es geht auch um die Räumlichke­iten“, sagt

Ausstellun­g

In so ein Projekt fließt viel Recherche. Bevor ich überhaupt mit dem Zeichnen und Schreiben beginne.

Wo?

Steinbergh­aus Salzwelten Altaussee.

Am 22. März um 17 Uhr, Anmeldung unter: 0 61 32/ 200 2400 oder info@salzwelten.at. Die Ausstellun­g dauert bis 3. November und öffnet danach wieder im März 2025. Der Eintritt ist frei!

Eröffnung?

der Comic-Autor. Neben der Graphic Novel wird im SteinbergH­aus Altaussee am Freitag, dem 22. März, um 17 Uhr eine Ausstellun­g eröffnet, die in großen Tafeln im Format A0 alle Seiten zeigt.

des Zweiten Weltkriege­s und der Rettung der Kunstwerke wird breit Raum gegeben, denn Gauleiter August Eigruber wollte den

Gerade der Zeit

Berg mitsamt seiner Schätze sprengen. Bomben zur Sprengung befanden sich schon in den Stollen, wurden jedoch von Bergleuten unter Einsatz ihres Lebens wieder entfernt. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann das US-Militär mit der Bergung der Kunstwerke wie des Genter Altars der Brüder van Eyck.

Schwartz hat mit „Verborgen im Fels“nicht nur eine Graphic Novel geschriebe­n, sondern bringt damit auch ein wichtiges historisch­es Ereignis wieder ins Bewusstsei­n: „Schweigen war in zwei Formen vorhanden. Die Geschichte ist nach wie vor nicht sehr bekannt und wenn man sie kennt, wird sie falsch erzählt. Der andere Aspekt ist, dass diejenigen, die über das Thema redeten, wie Pöchmüller, nicht unbedingt eine historisch korrekte Erzählung wiedergabe­n.“

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AVANT/ SCHWARTZ Simon Schwartz. Verborgen im Fels. AvantVerla­g, 40 S., 18,50 Euro

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