Im Berg ist Geschichte verborgen
Die Kulturhauptstadt Salzkammergut setzt das weiße Gold als Comic und Ausstellung in Szene.
Der Berg schweigt, sagt man.“Damit beginnt Simon Schwartz seine Graphic Novel über die sieben Jahrtausende umspannende Geschichte des Salzabbaus im Salzkammergut. Der für seine historischen Graphic Novels bekannte deutsche Autor und Zeichner schürfte tief und bringt mit „Verborgen im Fels“im Avant-Verlag eine Graphic Novel heraus, die in der Urzeit beginnt und eine abenteuerliche Reise bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg präsentiert.
Kulturhauptstadt-Intendantin Elisabeth Schweeger hat den Kontakt zu Schwartz schon während ihrer Zeit bei den KunstFestSpielen Herrenhausen in Hannover geknüpft. „Jetzt schien ich ihr der Richtige für das Projekt.“Was auch verständlich ist: Schwartz debütierte mit der biografischen Graphic Novel „drüben!“über die Zeit seiner Eltern in der DDR und schloss nach Karl Lagerfelds Tod in der FAZ die Lücke seiner Karikaturen-Seite: In immer wieder neuen Variationen verdichtet Schwartz in seiner Serie „Vita Obscura“die Biografien historischer Persönlichkeiten auf eine Seite FAZ-Magazin.
„Es hätten auch 250 Seiten sein können. Die Reduktion war auch dadurch bedingt, dass es auch eine Ausstellung ist. Durch meine ‚Vita Obscura‘-Serie in der FAZ habe ich eine gewisse Erfahrung
damit, wie man eine Geschichte runterkürzt und trotzdem viel Information hineinbringt.“Und so beginnt die Geschichte in der Urzeit, streift die erstmalige urkundliche Erwähnung im Jahr 1147 von Altaussee als Ort des Salzabbaus und macht verständlich, was es mit dem Kammergut eigentlich auf sich hat: „Durch die Anerkennung als Kammergut gehörte das Gebiet ab 1657 zum Eigentum der Habsburger.“
„In so ein Projekt fließt viel Recherche, bevor ich überhaupt mit dem Zeichnen und Schreiben beginne.“Als der Zweite Weltkrieg im Jahr 1939 ausbrach, wurde mit den Salinen ein „Vertrag zur Errichtung eines Kunstdepots geschlossen“. Und schon im August 1943 lagerte man erste Objekte im Steinbergstollen
von Altaussee ein. Adolf Hitler hatte sich über die Jahre eine 5000 Werke umfassende Sammlung zusammengestohlen, die im Februar 1944 in den Stollen wanderte. „Die Primärquelle meiner Arbeit war das Buch von Emmerich Pöchmüller“, erklärt Schwartz. Pöchmüller war während der Nazi-Herrschaft Salinen-Direktor. „Man muss das Buch aber auch kritisch sehen, er war NSDAP-Mitglied und ein Kind seiner Zeit.“Die Rettung der Kunstwerke, so Schwartz, war sehr einseitig dokumentiert. „Auch die Aufarbeitung der NS-Zeit in der Region ist nur spärlich passiert.“Die Kulturhauptstadt sowie die Salinen Austria AG unterstützten den Autor jedoch tatkräftig bei der Recherche. „Ich war natürlich vor Ort, denn es geht auch um die Räumlichkeiten“, sagt
Ausstellung
In so ein Projekt fließt viel Recherche. Bevor ich überhaupt mit dem Zeichnen und Schreiben beginne.
Wo?
Steinberghaus Salzwelten Altaussee.
Am 22. März um 17 Uhr, Anmeldung unter: 0 61 32/ 200 2400 oder info@salzwelten.at. Die Ausstellung dauert bis 3. November und öffnet danach wieder im März 2025. Der Eintritt ist frei!
Eröffnung?
der Comic-Autor. Neben der Graphic Novel wird im SteinbergHaus Altaussee am Freitag, dem 22. März, um 17 Uhr eine Ausstellung eröffnet, die in großen Tafeln im Format A0 alle Seiten zeigt.
des Zweiten Weltkrieges und der Rettung der Kunstwerke wird breit Raum gegeben, denn Gauleiter August Eigruber wollte den
Gerade der Zeit
Berg mitsamt seiner Schätze sprengen. Bomben zur Sprengung befanden sich schon in den Stollen, wurden jedoch von Bergleuten unter Einsatz ihres Lebens wieder entfernt. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann das US-Militär mit der Bergung der Kunstwerke wie des Genter Altars der Brüder van Eyck.
Schwartz hat mit „Verborgen im Fels“nicht nur eine Graphic Novel geschrieben, sondern bringt damit auch ein wichtiges historisches Ereignis wieder ins Bewusstsein: „Schweigen war in zwei Formen vorhanden. Die Geschichte ist nach wie vor nicht sehr bekannt und wenn man sie kennt, wird sie falsch erzählt. Der andere Aspekt ist, dass diejenigen, die über das Thema redeten, wie Pöchmüller, nicht unbedingt eine historisch korrekte Erzählung wiedergaben.“