„Glaube nicht, dass Frauen gleiche Chancen haben“
Mord, Lust und Historie: Hollywoodgröße Julianne Moore über die britische Sky-Kostümserie „Mary & George“.
Sie solle die Nabelschnur noch intakt lassen, richtet Mary Villiers der Hebamme bei der Niederkunft ihres zweitgeborenen Sohnes aus. Die Aufforderung ist hochsymbolisch: In seinem Leben sollte George keine engere Verbindung mehr haben als jene zu seiner Mutter. Er ist ihr Soldat auf dem Weg zur Macht im Großbritannien des 16. Jahrhunderts. Die stärkste Waffe des vom Briten Nicholas Galitzine („Cinderella“) mit viel Pracht gespielten Sohnes: seine Schönheit.
Dieser kann selbst der König James I. (gespielt von Tony Curran), der sich nur zu gerne mit Jünglingen vergnügt, nicht widerstehen. Wie sich das Mutter-Sohn-Gespann mit Intrige und Sex, basierend auf dem Sachbuch „The King’s Assassin“von Benjamin Woolley, über die Jahre den gesellschaftlichen Aufstieg erarbeitet, ist das Thema dieser bombastischen Kostümserie, die an englischen Originalschauplätzen gedreht wurde.
JULIANNE MOORE:
Ganz klar, ich schätze die Sprache dieser Serie. Das hat mich fasziniert. Ich denke, dass Davids (Anm.: Autor D. C. Moore) Ausdruck herausragend ist, unglaublich lebendig und aufregend.
Das sagen Sie, nicht ich (lacht). Was ich gesagt habe, war, dass mir Davids Vorlage gefällt.
Oh mein Gott, aber natürlich. Dass wir in einer gleichberechtigten Welt leben, glauben Sie das? Ich glaube nicht, dass Frauen die gleichen Chancen haben wie Männer. Ich denke, das ist es, was Mary hier meint. Sie will George auffordern, loszulegen: „Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, was für eine Welt dich erwartet und welche Möglichkeiten du hast? Möglichkeiten, die ich nicht habe.“Ich glaube, sonst müssten wir nicht mehr über Feminismus
reden, wenn Frauen und Männer auf der Welt die gleichen Chancen hätten.
„Mary & George“auf Sky
Das ist eine interessante Frage, denn darin unterscheidet sich für mich das Fernsehen vom Kino, wo es nur einen Regisseur gibt. Das war eine große Herausforderung für mich, denn für mich gibt die Regie den Ton vor, sie hat einen visuellen Stil, dazu einen emotionalen und kommunikativen Stil, der bei jedem anders ist. Mit Oliver (Hermanus) hatten wir bestimmt die meiste Zeit verbracht, denn er war derjenige, der die Serie vorbereitet hat, und er war unser Hauptregisseur. Und dann war er plötzlich weg und Alex (Winckler) war da und ich sagte: „Oh, hallo, Alex!“So wechselt man plötzlich von einem visuellen Stil zum anderen. Und dann geht Alex und Florian (Cossen) kommt herein. Und seine Aufnahmen haben wieder eine andere Architektur und Persönlichkeit.