Kleine Zeitung Kaernten

„Glaube nicht, dass Frauen gleiche Chancen haben“

Mord, Lust und Historie: Hollywoodg­röße Julianne Moore über die britische Sky-Kostümseri­e „Mary & George“.

- Daniel Hadler

Sie solle die Nabelschnu­r noch intakt lassen, richtet Mary Villiers der Hebamme bei der Niederkunf­t ihres zweitgebor­enen Sohnes aus. Die Aufforderu­ng ist hochsymbol­isch: In seinem Leben sollte George keine engere Verbindung mehr haben als jene zu seiner Mutter. Er ist ihr Soldat auf dem Weg zur Macht im Großbritan­nien des 16. Jahrhunder­ts. Die stärkste Waffe des vom Briten Nicholas Galitzine („Cinderella“) mit viel Pracht gespielten Sohnes: seine Schönheit.

Dieser kann selbst der König James I. (gespielt von Tony Curran), der sich nur zu gerne mit Jünglingen vergnügt, nicht widerstehe­n. Wie sich das Mutter-Sohn-Gespann mit Intrige und Sex, basierend auf dem Sachbuch „The King’s Assassin“von Benjamin Woolley, über die Jahre den gesellscha­ftlichen Aufstieg erarbeitet, ist das Thema dieser bombastisc­hen Kostümseri­e, die an englischen Originalsc­hauplätzen gedreht wurde.

JULIANNE MOORE:

Ganz klar, ich schätze die Sprache dieser Serie. Das hat mich fasziniert. Ich denke, dass Davids (Anm.: Autor D. C. Moore) Ausdruck herausrage­nd ist, unglaublic­h lebendig und aufregend.

Das sagen Sie, nicht ich (lacht). Was ich gesagt habe, war, dass mir Davids Vorlage gefällt.

Oh mein Gott, aber natürlich. Dass wir in einer gleichbere­chtigten Welt leben, glauben Sie das? Ich glaube nicht, dass Frauen die gleichen Chancen haben wie Männer. Ich denke, das ist es, was Mary hier meint. Sie will George auffordern, loszulegen: „Hast du überhaupt eine Vorstellun­g davon, was für eine Welt dich erwartet und welche Möglichkei­ten du hast? Möglichkei­ten, die ich nicht habe.“Ich glaube, sonst müssten wir nicht mehr über Feminismus

reden, wenn Frauen und Männer auf der Welt die gleichen Chancen hätten.

„Mary & George“auf Sky

Das ist eine interessan­te Frage, denn darin unterschei­det sich für mich das Fernsehen vom Kino, wo es nur einen Regisseur gibt. Das war eine große Herausford­erung für mich, denn für mich gibt die Regie den Ton vor, sie hat einen visuellen Stil, dazu einen emotionale­n und kommunikat­iven Stil, der bei jedem anders ist. Mit Oliver (Hermanus) hatten wir bestimmt die meiste Zeit verbracht, denn er war derjenige, der die Serie vorbereite­t hat, und er war unser Hauptregis­seur. Und dann war er plötzlich weg und Alex (Winckler) war da und ich sagte: „Oh, hallo, Alex!“So wechselt man plötzlich von einem visuellen Stil zum anderen. Und dann geht Alex und Florian (Cossen) kommt herein. Und seine Aufnahmen haben wieder eine andere Architektu­r und Persönlich­keit.

 ?? SKY ?? Pur und intrigant: Julianne Moore in der Sky-Serie „Mary & George“
SKY Pur und intrigant: Julianne Moore in der Sky-Serie „Mary & George“

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