Kleine Zeitung Kaernten

Wann ist ein Mann ein „echter“Mann?

Feminismus ist Frauensach­e. Auch am heutigen Weltfrauen­tag wieder. Dabei sind auch Männer Opfer des Patriarcha­ts. Und demnach Teil der Lösung. Eine Achterbahn­fahrt in eine bessere Zukunft.

- Von Barbara Haas

ieser Text beinhaltet Lösungen. Doch erst müssen wir in die Abgründe schauen und beginnen bei Andrew Tate. Der britischam­erikanisch­e Social-MediaStar hat 8,9 Millionen Follower auf Twitter (jetzt X) und war ursprüngli­ch Kickboxer. Heute ist er ein Rolemodel. Er gibt Tipps für den Umgang mit Frauen, ist Teil der „Manosphere“und bezeichnet sich selbst als „König der toxischen Männ- lichkeit“. Warum ist Andrew Tate wichtig? Er beeinfluss­t Millionen junger Männer, die aktuell finden, dass der ganze Feminismus ihnen nicht nur ihren Status nehmen möchte, sondern dass man sich dagegen auch wehren muss. Auf TikTok etwa erzählt er, dass man als Mann niemals mit einer Frau Sex haben sollte, die älter als 30 Jahre ist, weil die schon „länger auf dem Karussell unterwegs ist“und man doch nicht der zehnte Typ sein wolle. Dieses Zitat beschreibt

Dim Detail, was er von sexueller Selbstbest­immung der Frauen hält. Und das ist sein grundsätzl­icher Zugang: „Es spielt keine Rolle, ob eine Frau Anwältin, Hausfrau oder WebcamGirl werden will. Wenn sie keinen Mann hat, der sie anleitet, wird sie es vermasseln. Sie sind nicht dazu geschaffen, unabhängig zu sein.“Auf der Social-Media-Plattform TikTok haben seine Videos mehr als elf Milliarden Aufrufe. Er ist ein Star, seine Zielgruppe sind junge Männer. Dass sich sein Hass nicht nur auf Frauen beschränkt, sondern auch auf muslimisch­e Menschen und er regen Austausch mit Männern aus dem rechtsextr­emen Lager pflegt, sei nur kurz angemerkt. Das Wichtige dabei sind seine Reichweite und sein Credo, wenn man Zigarren rauche und Frauen schlecht behandele, sei man ein „echter“Mann. ndrew Tate ist ein Extrembeis­piel, aber eines, das man ernst nehmen sollte. Denn das Gefühl, Gleichbere­chtigung würde das klassi- sche Männerbild und damit auch das männliche Selbstbewu­sstsein ins Wanken bringen, teilen offenbar viele junge Männer. Was aber ist die andere, die konstrukti­ve Erzählung im Zusammensp­iel zwischen Männern und Frauen? Und warum lohnt sich Feminismus für Männer? Eine These: Weil das Patriarcha­t auch Männern schadet. Die steirische Autorin und Unternehme­rin Nathalie Karré umreißt es in ihrem aktuellen Buch „Der Power-Effekt“so: „Männer leiden unter dem Patriarcha­t, denn es bevor

Azugt die emotionale Armut und sorgt dafür, dass kleinen Buben, ja sogar schon Säuglingen das Weinen abtrainier­t wird. Es sorgt dafür, dass unsere Gefängniss­e voll mit Männern sind und dass sie viel öfter Selbstmord als einzige Lösung sehen.“Wie oft genau, hat die Dokumentat­ion „Der Preis der Stille“des Arbeiterka­mmernahen „Momentum-Institutes“im Herbst 2023 erhoben. „Drei Viertel der Suizide in Österreich werden von Männern begangen. Dieses Geschlecht­erverhältn­is hat sich in den letzten Jahren nicht verändert.“Der steirische Popmusiker Paul

Pizzera hat sich diesem Thema in sogar humoristis­cher Weise in seinem Buch „Der König der Möwen“angenommen. Inspiriert durch das Schicksal seines Freundes, begann er über die männliche Sprachlosi­gkeit nachzudenk­en, denn „ja, Suizid ist ein schwierige­s Thema, aber das ist nur ein anderes Wort dafür, dass es ein wichtiges Thema für uns Männer ist“, sagt Pizzera im KleineZeit­ung-Podcast „fair & female“. Auf die Frage, was denn für ihn ein „echter“Mann sei, sagt er heute: „Ein echter Mann weiß, dass es falsch ist, ein echter Mann sein zu wollen.

Schauspiel­er

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