Wie Frauen die Führung verändern
„Wir sollten uns vergegenwärtigen, dass konservative Frauenpolitik bloß männliche Allmachtsfantasien fortführt.“
über den Frauenanteil in Führungspositionen.
ie so oft im Bereich des Sozialen beschäftigt die Diakonie de La Tour überwiegend Frauen. Seit Jahren legen wir Wert darauf, dass unsere Führungskräfte im gleichen Verhältnis weiblich sind. Inwiefern unsere Professionalität, unser gutes Betriebsklima, unsere Kreativität und unsere Expansion mit diesem Verhältnis korrelieren, lässt sich nicht seriös behaupten, bestenfalls vermuten. Jedenfalls ist es bei uns selbstverständlich, dass Frauen auch in den obersten Etagen Führungsverantwortung übernehmen: In unserem Dreiervorstand sind zwei Frauen, auf der zweiten Führungsebene ist das Verhältnis ausgeglichen. Die ärztliche Leitung unserer Krankenhäuser ist eine Frau und auf Teamleiter:innenebene sind Frauen klar die Mehrheit. Getragen vom Bestreben, die Kooperationsidee vor die individuelle Konkurrenzabsicht zu stellen, balancieren wir zwischen Qualitätsabsicht und wirtschaftlichen Knappheitsbedingungen. Wir zeigen tagtäglich, dass wir wirtschaftlich hervorragend reüssieren und die Qualität hochhalten, nicht obwohl – sondern weil bei uns so viele Frauen arbeiten. Wieso das nicht in anderen Bereichen der Wirtschaft möglich sein soll, lässt sich rational nicht erklären. Solange allerdings 54 Männer 50 Prozent des Weltvermögens ihr Eigentum nennen, bleibt Emanzipation eine aufs Individuelle reduzierte Absicht.
„Keine Emanzipation ohne die der Gesellschaft“meinte Adorno. So wenig Resignation ob der tatsächlichen Machtverhältnisse angebracht ist, so sehr braucht es eine Politik, die über Individualisierung hinausgeht und Emanzipation als allgemeines Ziel formuliert. Auf Landesebene gibt es gute Ansätze, auf Bundesebene sieht es eher düster aus. Gerade in diesem Superwahljahr sollten wir uns vergegenwärtigen, dass konservative Frauenpolitik bloß männliche Allmachtsfantasien fortführt. Es wäre an der Zeit, dass Unternehmen dann bevorzugt (gefördert) werden, wenn sie den Frauenanteil in Führungspositionen wesentlich erhöhen und endlich gleiches Geld für gleiche Leistung selbstverständlich wird.
ist Vorständin der Diakonie de La Tour
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