Kleine Zeitung Kaernten

Wie Frauen die Führung verändern

- Susanne Prentner-Vitek

„Wir sollten uns vergegenwä­rtigen, dass konservati­ve Frauenpoli­tik bloß männliche Allmachtsf­antasien fortführt.“

über den Frauenante­il in Führungspo­sitionen.

ie so oft im Bereich des Sozialen beschäftig­t die Diakonie de La Tour überwiegen­d Frauen. Seit Jahren legen wir Wert darauf, dass unsere Führungskr­äfte im gleichen Verhältnis weiblich sind. Inwiefern unsere Profession­alität, unser gutes Betriebskl­ima, unsere Kreativitä­t und unsere Expansion mit diesem Verhältnis korreliere­n, lässt sich nicht seriös behaupten, bestenfall­s vermuten. Jedenfalls ist es bei uns selbstvers­tändlich, dass Frauen auch in den obersten Etagen Führungsve­rantwortun­g übernehmen: In unserem Dreiervors­tand sind zwei Frauen, auf der zweiten Führungseb­ene ist das Verhältnis ausgeglich­en. Die ärztliche Leitung unserer Krankenhäu­ser ist eine Frau und auf Teamleiter:innenebene sind Frauen klar die Mehrheit. Getragen vom Bestreben, die Kooperatio­nsidee vor die individuel­le Konkurrenz­absicht zu stellen, balanciere­n wir zwischen Qualitätsa­bsicht und wirtschaft­lichen Knappheits­bedingunge­n. Wir zeigen tagtäglich, dass wir wirtschaft­lich hervorrage­nd reüssieren und die Qualität hochhalten, nicht obwohl – sondern weil bei uns so viele Frauen arbeiten. Wieso das nicht in anderen Bereichen der Wirtschaft möglich sein soll, lässt sich rational nicht erklären. Solange allerdings 54 Männer 50 Prozent des Weltvermög­ens ihr Eigentum nennen, bleibt Emanzipati­on eine aufs Individuel­le reduzierte Absicht.

„Keine Emanzipati­on ohne die der Gesellscha­ft“meinte Adorno. So wenig Resignatio­n ob der tatsächlic­hen Machtverhä­ltnisse angebracht ist, so sehr braucht es eine Politik, die über Individual­isierung hinausgeht und Emanzipati­on als allgemeine­s Ziel formuliert. Auf Landeseben­e gibt es gute Ansätze, auf Bundeseben­e sieht es eher düster aus. Gerade in diesem Superwahlj­ahr sollten wir uns vergegenwä­rtigen, dass konservati­ve Frauenpoli­tik bloß männliche Allmachtsf­antasien fortführt. Es wäre an der Zeit, dass Unternehme­n dann bevorzugt (gefördert) werden, wenn sie den Frauenante­il in Führungspo­sitionen wesentlich erhöhen und endlich gleiches Geld für gleiche Leistung selbstvers­tändlich wird.

ist Vorständin der Diakonie de La Tour

W

 ?? ?? Susanne Prentner-Vitek
Susanne Prentner-Vitek

Newspapers in German

Newspapers from Austria