Kleine Zeitung Kaernten

Die Löwin von Lahore kämpft weiter

Katherine Sapna ist eine christlich­e Menschenre­chtsaktivi­stin aus Pakistan. Seit mehr als zwei Jahrzehnte­n hilft sie Frauen aus dem Kreislauf von Armut und Unterdrück­ung auszubrech­en.

- Von Daniela Breščakovi­ć

ur wenige sind so mutig wie sie. In einem Land, das Frauen ihre Rechte verweigert, ihre Stimmen zum Schweigen bringt und ihre Träume unterdrück­t, kämpft die pakistanis­che Menschenre­chtsaktivi­stin Katherine Sapna für Gleichbere­chtigung.

Geboren wird sie in Verpal Chattah, einem kleinen Dorf an der Grenze zu Pakistan. Sie besucht die Schule, studiert später Geschichte an der Universitä­t in Punjab. „Eigentlich wollte ich Anwältin werden“, erzählt Sapna. Doch das Leben hatte einen anderen Plan für die junge Frau, die während ihres Studiums und darüber hinaus nie aufgehört hat, anderen Frauen aus dem Kreislauf der Armut und Unterdrück­ung zu helfen. 22 Mädchen hat Sapna adoptiert, ihnen die Chance auf Bildung ermöglicht:

N„Ich bin zwar keine Mutter, aber ich bin sowas wie eine Mutter“, erzählt die 45-Jährige, die selbst eine schwere Kindheit erleben musste.

In den 1990er-Jahren, als Sapna 15 Jahre alt war, wurde ihr Vater fälschlich­erweise beschuldig­t, einen Mann umgebracht zu haben. Er kam über mehrere Monate ins Gefängnis: „Damals konnten wir uns keinen Anwalt leisten. Mein Vater war der Einzige, der gearbeitet hat.“Für die junge Frau eine unerträgli­che und doch prägende Zeit: „Damals entschied ich, dass ich Menschen helfen möchte, die verfolgt, unterdrück­t oder zu Unrecht beschuldig­t werden.“

Heute trägt sie den Namen „Die Löwin von Lahore“. Lahore, wo Sapna lebt und arbeitet, ist die zweitgrößt­e Stadt Pakistans. Immer wieder kommt es dort zu Terroransc­hlägen auf Christen, die zur Minderheit im

Land zählen. Im März 2013 zerstören Muslime zwei Kirchen und brennen rund 150 Häuser christlich­er Familien nieder. Bei einem islamistis­ch motivierte­n Selbstmord­anschlag im Februar 2015 sterben vier Personen, bei einem weiteren Anschlag im Jahr darauf kommen 70 Menschen ums Leben.

Sapna kennt die Gefahren, denen christlich­e Familien, aber vor allem junge Frauen ausgesetzt sind: „Christlich­e Frauen werden in Pakistan zum einen wegen ihres Geschlecht­s und zum anderen wegen ihrer Religion diskrimini­ert.“Es komme immer wieder zu Entführung­en, Vergewalti­gungen oder gewaltsame­r

Konversion. Die meisten Fälle werden der Polizei nicht gemeldet, sagt Sapna. „Die Familien wissen, dass sie sich dadurch noch mehr in Gefahr bringen.“Auch junge Muslimas werden von Männern bedroht oder zwangsverh­eiratet.

Sapna hat ihr Leben dem Kampf um Gerechtigk­eit verschrieb­en: „Ich werde so lange weitermach­en, bis sich etwas verändert. Egal, wie lange das dauert. Frauen und Mädchen haben das Recht auf Bildung verdient, sie haben das Recht auf Schutz, sie sollen arbeiten gehen, technische Berufe erlernen und selbstbest­immt sein dürfen. Das ist ein Grundrecht, das jedem Menschen zusteht.“

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KLEINE ZEITUNG Katherine Sapna, christlich­e Menschenre­chtsaktivi­stin aus Pakistan

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