Die Löwin von Lahore kämpft weiter
Katherine Sapna ist eine christliche Menschenrechtsaktivistin aus Pakistan. Seit mehr als zwei Jahrzehnten hilft sie Frauen aus dem Kreislauf von Armut und Unterdrückung auszubrechen.
ur wenige sind so mutig wie sie. In einem Land, das Frauen ihre Rechte verweigert, ihre Stimmen zum Schweigen bringt und ihre Träume unterdrückt, kämpft die pakistanische Menschenrechtsaktivistin Katherine Sapna für Gleichberechtigung.
Geboren wird sie in Verpal Chattah, einem kleinen Dorf an der Grenze zu Pakistan. Sie besucht die Schule, studiert später Geschichte an der Universität in Punjab. „Eigentlich wollte ich Anwältin werden“, erzählt Sapna. Doch das Leben hatte einen anderen Plan für die junge Frau, die während ihres Studiums und darüber hinaus nie aufgehört hat, anderen Frauen aus dem Kreislauf der Armut und Unterdrückung zu helfen. 22 Mädchen hat Sapna adoptiert, ihnen die Chance auf Bildung ermöglicht:
N„Ich bin zwar keine Mutter, aber ich bin sowas wie eine Mutter“, erzählt die 45-Jährige, die selbst eine schwere Kindheit erleben musste.
In den 1990er-Jahren, als Sapna 15 Jahre alt war, wurde ihr Vater fälschlicherweise beschuldigt, einen Mann umgebracht zu haben. Er kam über mehrere Monate ins Gefängnis: „Damals konnten wir uns keinen Anwalt leisten. Mein Vater war der Einzige, der gearbeitet hat.“Für die junge Frau eine unerträgliche und doch prägende Zeit: „Damals entschied ich, dass ich Menschen helfen möchte, die verfolgt, unterdrückt oder zu Unrecht beschuldigt werden.“
Heute trägt sie den Namen „Die Löwin von Lahore“. Lahore, wo Sapna lebt und arbeitet, ist die zweitgrößte Stadt Pakistans. Immer wieder kommt es dort zu Terroranschlägen auf Christen, die zur Minderheit im
Land zählen. Im März 2013 zerstören Muslime zwei Kirchen und brennen rund 150 Häuser christlicher Familien nieder. Bei einem islamistisch motivierten Selbstmordanschlag im Februar 2015 sterben vier Personen, bei einem weiteren Anschlag im Jahr darauf kommen 70 Menschen ums Leben.
Sapna kennt die Gefahren, denen christliche Familien, aber vor allem junge Frauen ausgesetzt sind: „Christliche Frauen werden in Pakistan zum einen wegen ihres Geschlechts und zum anderen wegen ihrer Religion diskriminiert.“Es komme immer wieder zu Entführungen, Vergewaltigungen oder gewaltsamer
Konversion. Die meisten Fälle werden der Polizei nicht gemeldet, sagt Sapna. „Die Familien wissen, dass sie sich dadurch noch mehr in Gefahr bringen.“Auch junge Muslimas werden von Männern bedroht oder zwangsverheiratet.
Sapna hat ihr Leben dem Kampf um Gerechtigkeit verschrieben: „Ich werde so lange weitermachen, bis sich etwas verändert. Egal, wie lange das dauert. Frauen und Mädchen haben das Recht auf Bildung verdient, sie haben das Recht auf Schutz, sie sollen arbeiten gehen, technische Berufe erlernen und selbstbestimmt sein dürfen. Das ist ein Grundrecht, das jedem Menschen zusteht.“