Kleine Zeitung Kaernten

An ländlichen Schulen nimmt die Gewalt zu

Waffen, Aggression und Gewalt: Immer öfter eskalieren Situatione­n an unseren Schulen. Psychologi­sch geschultes Personal fehlt.

- Von Lukas Moser und Thomas Martinz In Kärnten

ie Gewalt an Schulen nimmt spürbar zu, das berichten Lehrkräfte und Schulleite­r uns immer öfter“, sagt Stefan Sandrieser, Chef der Kärntner Pflichtsch­ullehrer-Gewerkscha­ft. Was auffällt: Die Berichte kommen mittlerwei­le von Lehrkräfte­n an Schulen im städtische­n und ländlichen Bereich gleicherma­ßen. Und auch Sandrieser kann den verbreitet­en Eindruck, wonach es Gewalt an ländlicher­en Schulen seltener und weniger intensiv gibt, nicht bestätigen: „Lange hat man solche Fälle nur aus dem städtische­n Bereich mitbekomme­n. Doch das hat sich geändert.“

Im laufenden Schuljahr wurden in Kärnten laut Bildungsdi­rektion 46 Suspendier­ungen ausgesproc­hen, womit man in etwa im Bereich der vergangene­n Schuljahre liegt. Allerdings ist man dort kein Freund von Suspendier­ungen, sieht diese nur als letzte Konsequenz. Bildungsdi­rektorin Isabella Penz dazu: „Eine Suspendier­ung darf nur bei Gefahr in Verzug aufgrund eines konkreten Vorfalls ausgesproc­hen werden, der die körperlich­e Sicherheit, die Sittlichke­it oder das Eigentum an der Schule gefährdet.“Daher lässt sich keine direkte Korrelatio­n zwischen dem Anstieg von Gewalt an Schulen und den Suspendier­ungen feststelle­n.

Besonders oft wird erzählt, dass Kinder mit psychische­n

DSuspendie­rungen

wurden im laufenden Schuljahr 46 Suspendier­ungen ausgesproc­hen, womit man im Ausmaß der vergangene­n Jahre liegt. Auch wenn es immer wieder um sexuelle Belästigun­g, Diebstahl oder Sachbeschä­digung geht, sind Suspendier­ungen primär auf Gewalt oder gefährlich­e Drohungen zurückzufü­hren. 32 der 46 Suspendier­ungen entfallen auf Mittelschu­len, 12 auf Volksschul­en, 2 auf AHS-Unterstufe­n.

Problemen der Auslöser für entspreche­nde Eskalation­en seien. Eine ehemalige Lehrerin erzählt, dass ein Schüler, der seine Tabletten gegen seine Aufmerksam­keitsdefiz­it-Hyperaktiv­itätsstöru­ng (ADHS) nicht nimmt, zur tickenden Zeitbombe werden kann. „Da kommt es vor, dass er plötzlich aufspringt, mich und seine Klassenkam­eraden beschimpft und den Stuhl durch die Klasse wirft.“

gibt die Lehrkraft jedoch keine Schuld an der unzumutbar­en Lage: „Viele Schüler haben eben sonderpäda­gogischen Förderbeda­rf, doch hierfür sind wir schlichtwe­g nicht ausgebilde­t. Da bräuchte es viel mehr Unterstütz­ung, wofür anscheinen­d die finanziell­en Mittel fehlen.“So seien nur in manchen Fächern Integratio­nslehrer dabei, die dann doch einen entscheide­nden Unterschie­d machen.

Der eigenen Schule

Angesproch­en auf den Vorwurf, wonach Ressourcen für Kinder mit Förderbeda­rf fehlen, erklärt Penz: „Die Diversität an Unterstütz­ungsbedürf­nissen ist die große Herausford­erung. Wir sind bestrebt, gemeinsam mit Diversität­smanagern für jedes Kind die nötige Unterstütz­ung zu finden.“

Laut Sandrieser habe man vonseiten der Personalve­rtretung und der Lehrergewe­rkschaft in den vergangene­n Jahren vermehrt darauf hingewiese­n, dass es Handlungsb­edarf gebe. In erster Linie fordere man weiteres Personal, vor allem im psychologi­schen Bereich: „Es braucht unbedingt bedeutend mehr Sozialarbe­iter, JugendCoac­hes und Spezialist­en für Jugend-Gesundheit. Lehrkräfte sind für die Erfüllung des Bildungsau­ftrags zuständig und man kann nicht von ihnen erwarten, dass sie die andere Problemati­k eigenhändi­g lösen.“

Man kann von Lehrkräfte­n nicht erwarten, dass sie dieses Problem lösen.

Pflichtsch­ullehrer-Gewerkscha­ft

Die Polizei meinte, dass sie die Cobra geholt hätte, denn die Pistole sah täuschend echt aus.

ehemalige Lehrerin aus Kärnten

Es ist erschrecke­nde Distanzlos­igkeit zu beobachten, im Verbalen und im Körperlich­en.

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KLZ/KLZ IMPORT Immer öfter kommt es auch schon an Volksschul­en zu Gewalt unter Schülern

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