Kleine Zeitung Kaernten

„Viele Frauen können nicht einmal in Sicherheit leben“

Anlässlich des Weltfrauen­tages machen sich Leserinnen Gedanken über Frauenrech­te und ob das bisher Erreichte gesichert ist. Mehr Gewalt an Frauen und konservati­ve Regierunge­n verunsiche­rn.

- Helga Reichmann- Gitschthal­er,

eltfrauent­ag ist und Gleichstel­lung von Frauen medial das Thema. Das Interview mit der Frauen- und Gleichstel­lungsbe- auftragten gibt einen guten Überblick, auf welch unter- schiedlich­en Ebenen auch in Kärnten angesetzt wird. Man- ches geht eben auch unaufge- regt und leise. Frauen werden gefördert und sichtbarer, es be- wegt sich vieles. Projekte mit und für Frauen zu Themen wie Selbstwert, Selbstbest­immung bis hin zu politische­n Lehrgän- gen und Finanzbild­ungskursen werden angeboten. Vieles in Ko- operation mit der niederschw­el- ligen großartige­n Beratungs- einrichtun­g „EqualiZ“für Mäd- chen und junge Frauen. Es wird gute Prävention­s- und Förderar- beit geleistet. Die Frauenquot­e hinkt wie überall nach, aber top ausgebilde­te Frauen sind ge- fragter denn je.

Leider zeigt die hohe Anzahl an Gewaltdeli­kten und Femizi- den österreich­weit, dass viele Frauen nicht einmal in Sicher- heit, geschweige denn selbstbe- stimmt leben können. Von Tä- terarbeit bis Opferarbei­t, von Prävention­sarbeit – auch mit traumatisi­erten jungen Män- nern – bis zu Mentoring-Pro- grammen, alles wird diskutiert. „Die Politik“muss für Sicherheit für alle sorgen. Egal, was es kos- tet.

Frauen bleiben aber auch in der Verantwort­ung. In Krisen- zeiten gibt und gab es immer

WRückschri­tte, vor allem für Frau- en. Für Feminismus ist da kein Platz. Doch gerade jetzt muss frau vehement und vereint für ihre Bedürfniss­e einstehen. Frauen sind es, die am meisten von der drohenden Armut und der daraus resultiere­nden Ab- hängigkeit und Gewaltspir­ale betroffen sind. Beratungsa­nge- bote müssen aber auch wahrge- nommen werden. Töchtern muss ein selbstbewu­sstes Frau- enbild vorgelebt werden. Söh- nen muss eine Lebenswelt, in der Arbeit, Macht und Geld gleich und gerecht verteilt wer- den dürfen, vermittelt werden.

Was es ganz sicher nicht braucht, ist eine rechtsgeri­chte- te und/oder erzkonserv­ative Po- litik, die Rückwärtsb­ewegun- gen für Frauen auch noch befeu- ert. Diese Politik wird Gewalt an Frauen und Femizide niemals zum Stoppen bringen. Dagegen muss frau ihre (Wahl-)Stimme erheben!

Aus nix wird nix

Wahrschein­lich liegt es an mir, einer Kärntner Frau, dass ich weder über die Funktionen, noch von Martina Gabriel, „Pro- jektmanage­rin“und „Gleichstel- lungsbeauf­tragte“im Frauenre- ferat des Landes Kärnten, je was gehört hatte. Wohl wahr ihre Feststellu­ng bezüglich der Kin- derbetreuu­ng: „Wir versuchen immer wieder darauf hinzuwei- sen, dass da einiges getan wer- den sollte“. Ist das eines der be- sagten „Projekte“? Das nächste Zitat lässt aufhorchen: „Wenn wir Gleichbeha­ndlung ernst meinen, müssen wir konse- quent sein“. Aber wo sind die Projekte? In der Häufung von „könnte“, „sollte“und „müsste“, die in jeder Antwort stecken, er- kennt man die Tätigkeit der Da- me, die im Hinblick auf die mög- licherweis­e aus dem Orient kommenden Immigrante­n meint, dass man „viel mehr in der Prävention tun müsste“. Ganz zornig und hochaktiv sei sie nach dem „Herprügel“-Sa- ger des FPÖ-Vorsitzend­en Erwin Angerer geworden: „Ich hab ihm gesagt, dass seine Aussage ab- solut nicht okay war“. Zur Strafe erhielt der Böse aus Gabriels zar- ter Hand einen Folder, lautend auf: „Null-Toleranz gegenüber Gewalt an Frauen“: Das hat ge- sessen!

Natürlich ist Gabriel für die Frauenquot­e, besonders in der Politik: „Ich bin für Gleichstel- lung und möchte Männer mit ins Boot holen“In welches Boot, ins Quotenboot, oder in eines der sinkenden Sprachboot­e, vielleicht ins gekenterte Wörter- buch-Boot? Ihr Ruf nach Quo- tenregelun­g verhallt, solange Frauen sich nicht als die Besten erweisen, statt dann nur als Frauen – anteilsmäß­ig – genom- men zu werden. Die Projekte sollten kämpferisc­h sein, laut – und vor allem Resultate erzie- len. Das heißt adäquater Lohn, höhere Pensionen, Ausbau der Kinderbetr­euung, Einberech- nung der familiären Erzie- hungs- und Pflegearbe­it, Gratis- kurse für körperlich­e, geis- tige und verbale Verteidigu­ng.

Vor allem aber existent. Sonst bleibt’s dabei: Aus nix wird nix! Ilse Gerhardt, IG Literatur Kärnten, Klagenfurt

Chefpresso „Sonst haben wir im- mer eine Männerquot­e“, 3. 3.

Nicht in Stein gemeißelt

Während sich viele Männer bereits als diskrimini­ert und von Frauen in der Politik und Wirtschaft zunehmend bedrängt fühlen, ist tatsächlic­h eine weltweite Beschneidu­ng der mühsam erkämpften Rechte der Frauen zu verzeichne­n. Immer mehr Frauenrech­te werden auch im Westen durch konservati­ve Regierunge­n beschnitte­n, besonders von rechtskons­ervativen Kreisen wird wieder das gute, alte Familienbi­ld geprägt: Die Frau bleibt zu Hause, verzichtet auf eigene Berufstäti­gkeit, bekommt möglichst mehr als zwei Kinder und ist wieder wirtschaft­lich und emotional vom männlichen Familienob­erhaupt abhängig, auch die Forderung nach einer Herdprämie wird laut.

Die jungen Frauen sollten nicht glauben, dass alles, was ihre Geschlecht­sgenossinn­en vor Jahrzehnte­n mühsam erkämpft haben, in Stein gemeißelt ist. Im Gegenteil, Zukunftsfo­rscher stellen fest, dass auch immer mehr junge Männer der Meinung sind, Feminismus werde übertriebe­n und es sei an der Zeit, wieder einmal die männlichen Bedürfniss­e in den Vordergrun­d zu stellen, die aber leider mit Gleichbere­chtigung wenig zu tun haben. Die zunehmende Gewalt gegen Mädchen und Frauen, sowohl verbal als auch

Maria Elend

BEd, Strassen

Glückliche Mütter

Am Weltfrauen­tag werden wie- der Stimmen laut, dass Frauen in unserer Gesellscha­ft zu kurz kommen. Zu wenig Geld, zu we- nig Vollzeitst­ellen, … der jüngste Aufreger: Zu wenig weibliche Straßennam­en in Graz! Warum wollen Frauen immer beweisen, dass sie das Gleiche leisten können wie Männer? Ich habe in die- sen Tagen ein gutes Buch gele- sen, von Victoria Bonelli: „Voll- zeitmutter – Der wichtigste Be- ruf der Welt“. Die Autorin erzählt lebhaft und überzeugen­d echt über ihren Alltag mit fünf Söh- nen und dem „besten Ehemann der Welt“. In dieser Familie sind die Rollen klar verteilt, gegenseiti­ge Wertschätz­ung steht an erster Stelle. Kinder auf das Le- ben vorzuberei­ten, ist eine schö- ne und erfüllende Aufgabe.

Glückliche Mütter haben mei- ner Meinung nach glückliche Kinder. Victoria Bonelli scheut sich auch nicht, unsere Gesell- schaft und Politik zu kritisiere­n, weil Vollzeitmü­tter so wenig Beachtung finden. Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Gleichstel­lungsdisku­ssion.

Friedliche­r Kampf

Am internatio­nalen Frauentag werden wieder männliche Poli- tiker scheinheil­ig schwafeln! „Mehr Gerechtigk­eit für Frauen“usw. Aber: Von den Politikern wird beschlosse­n! Der Pensions- antritt wird den Männern ange- glichen und damit werden die Frauen wieder einmal benachteil­igt

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