Souverän weitergekommen
Sowohl Benjamin Bildstein/ David Hussl (37-UFD/20/5) als auch Keanu Prettner/Jakob Flachberger (9/17/16) haben bei der Weltmeisterschaft in der olympischen 49er-Klasse vor Lanzarote (ESP) den Einzug in die Goldflotte geschafft. Die EM-Dritten rutschten im Gesamtklassement wurde Braathen dann auch klar, dass seinem Leben ohne Skisport etwas fehlt. „Es ist immer schwieriger für mich geworden, nicht mehr Teil der Show zu sein, nur zusehen zu können“, sagte er. Und es stand alles parat. „Aksel Lund Svindal hat mir empfohlen, mir alles so zu richten, dass ich nur einen Knopf drücken müsste, um das Projekt Comeback starten zu können“, erzählt er. So war es dann auch. Beim Testen für Atomic erwachte dann die Lust, wieder mehr zu tun. „Beim zweiten Testblock hat er schon nicht mehr nur getestet, sondern er wollte schon wieder selbst besser werden“, erzählt AtomicRennchef Christian Höflehner.
Ein Knopfdruck reichte zwar nicht, aber vieles fügte sich. So wie der brasilianische Verband, der begeistert war. Präsident Anders Pettersson (erraten, schwedischer Abstammung) bestätigte:
um sieben Positionen auf Platz 17 ab. Gegen ihren Frühstart im ersten Rennen haben die EM-Dritten Protest eingelegt. Die zweite rotweiß-rote Paarung kletterte indes auf Rang 19. Die beiden Teams bestreiten nun in der Gruppe der besten 25 Boote noch sieben Rennen. „Wir sind ein kleiner Verband, auch wenn wir bei den Jugendspielen gerade die erste Medaille im Wintersport für Brasilien erobert haben“, erzählte er, „dass Lucas für den CBDN startet, ist ein Gewinn. Er kann Inspiration sein.“Genau das ist der große Traum des 23-Jährigen. „Das Faktum, dass wir für 200 Sekunden zwischen Plastikstangen den Berg hinunterfahren, der wird die Welt nicht ändern. Aber die Geschichten dahinter, die können es. Und wenn nur ein Kind durch mich und meinen Weg inspiriert wird, etwas durchzieht, obwohl es vielleicht meint, nicht geliebt zu werden, habe ich alles erfüllt, was ich wollte“, sagte Braathen.
Und inspireren will er, indem er er selbst bleibt. Anders eben. Verspielt. Und: „Ich will den Tanz auf den Schnee bringen!“Er wolle Dinge anders machen, weil: „Wenn du immer nur dasselbe machst, wirst du nicht anders oder besser sein als die vor dir.“Er will Zusammenarbeit im Team, er will Spaß, die Welt bereisen. Aber er will auch Ziele erreichen, auch wenn der neue „5Jahres-Plan“, den er immer mit Vater Björn austüftelt, noch nicht fertig ist: „Ich will zu den Besten der Welt gehören. Mir ist klar, dass das nicht so einfach sein wird, aber ich hoffe, dass ich bald wieder um Podestplätze, um Siege mitfahren kann.“
Braathen wird als Brasilianer all das in den Weltcup bringen, was er auch in der Auszeit getan hat: Denn Sinn für Mode („Ich habe meine Premiere als Runway-Model bei der Fashion Week erlebt“), Musik (er war in Kitzbühel als D.J. tätig) und viel Kreativität. Braathen verließ die gewohnte Bühne und die Verbandsstrukturen, um sich selbst zu finden. Der Mann, der sich gerne die Fingernägel nach Laune und Gemüt lackiert und der Kilts liebt, die schrille Farben haben, wie es die in Salzburg weilende Fußball-Legende Jan Aage Fjörtoft ausdrückte, den „X-Factory“, der begeistert. Ihm werde man auch in Norwegen nachsehen, dass er die Nation wechselt, denkt er.
Braathen ist der Typ, der dem Sport Farbe verleiht – das kann dem Skisport nicht schaden. Und sollte er es wirklich schaffen, dass sich Brasilien für den Skisport und ihn begeistert, wäre das wahrhaft eine Leistung, denn: Skifahren kann man in Brasilien nicht „Dazu“, sagt SkiPräsident Pettersson lächelnd, „sind unsere Berge zu niedrig und die Temperaturen zu hoch. Wir haben keinen Schnee. Zum Skifahren müssen wir nach Argentinien oder Chile.“