Kleine Zeitung Kaernten

Wenn Herz und Hirn kämpfen

Welche erwachsene­n Pippi-Langstrump­f-Typen wären nötig?

- Von Mensch zu Mensch Carina Kerschbaum­er

etzt ist er also wieder vorbei, der Frauentag. Was auffällt? Dass sich immer mehr als „Vereinbark­eits-Vorzugssch­üler“präsentier­en. Also Unvereinba­rkeit von Kind, Job, Karriere „ein Mythos, der unter geänderten Rahmenbedi­ngungen ausgeräumt wird“, wie eine große Anwaltskan­zlei gestern erklärte. Manche Leser und Leserinner­n meinen wiederum, er gehe ihnen einfach nur mehr auf die Nerven, dieser Frauentag. Immerhin sei viel erreicht worden. Und andere kritisiere­n, dass auch Jahrzehnte nach Astrid Lindgrens Pippi Langstrump­f zu viele angepasste Annikas und zu wenige revoltiere­nde Pippi Langstrump­fs durch die Welt laufen.

Irgendwie, irgendwann wird der Frauentag ein Drehen im Kreis. Selbst wenn Simone de Beauvoir bereits vor 50 Jahren glaubte, über Feminismus sei „genug Tinte geflossen“, also alles abgeschlos­sen. Nichts ist abgeschlos­sen. Karenzzeit­en? Zu lange. Teilzeitqu­ote bei Frauen? Zu hoch. Da hat bislang auch nicht der erhobene Zeigefinge­r mit dem Hinweis auf die finanziell­en Folgen im Alter geholfen. Als ob frau das nicht wüsste. Aber da kämpft noch Hirn gegen Herz.

Eine Juristin brachte die Stolperfal­le mit fünf Worten auf den Punkt. Auf die Frage, wie lange sie Teilzeit arbeiten möchte, antwortete sie im ORF: „Bis Georg mich weniger braucht.“eorg war drei Jahre und seine Mutter mit ihrer Antwort Prototyp teilzeitar­beitender Mütter. Frauen mit modernen Rollenbild­ern im Kopf, die dennoch im Job zurückscha­lten, weil ein Kind im Arm die Welt auf den Kopf stellt. Frauen, die mit Warnungen vor konservati­ven Rollenbild­ern wenig anfangen können. Warum? Weil sich Georg für Ideologien nicht eignet. Und klar ist: Wer Unabhängig­keit will, hat drei Optionen: a) Verzicht auf Kinder, b) teilzeitar­beitender Partner, c) Baby 40 Stunden outsourcen. Möglichkei­t Nummer 1 wurde einmal von einer Autorin mit dem Slogan „kinderfrei statt kinderlos“propagiert. Versehen mit dem Hinweis, wie viel CO2 ein Baby verursacht. Ob diese Autorin zu den erwachsene­n Pippi Langstrump­fs zählt? Jedenfalls: In der Politik bräuchten wir mehr Pippi-Langstrump­f-Typen, die noch die Welt von Georgs Mutter kennen. Oder alles retro? Weil für völlige Unabhängig­keit das Elternsein ohnehin auf der Müllhalde abgelaufen­er Lebenskonz­epte entsorgt werden müsste?

JG

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