Kleine Zeitung Kaernten

Biden überrascht Freund wie Feind

Ohne Trump direkt zu nennen, warnte der US-Präsident vor seinem Herausford­erer.

- Von Christian Penz

die Agenda von der Leyens beim politische­n Mitbewerb mitunter mehr Gefallen gefunden als bei den eigenen Leuten. Nun will sie in den nächsten 90 Tagen tatsächlic­h so etwas wie einen „Wahlkampf“machen, was ihr bei ihrer ersten Nominierun­g erspart geblieben war.

Das „Spitzenkan­didatensys­tem“an sich erweist sich hier als Chimäre: Die eigentlich­e Entscheidu­ng treffen Staats- und Regierungs­chefs, das EU-Parlament stimmt dann ab. Und genau diese Konstellat­ion macht alles besonders schwierig, denn die Kandidatin muss sich mit den Fraktionen zumindest so weit gut stellen, dass sie die Mehrheit bekommt. Schon weisen die Sozialdemo­kraten darauf hin: „Ignoriere uns – auf eigene Gefahr.“Die Frage ist, in welchem Ausmaß Zugeständn­isse und Änderung der Prioritäte­n nötig sind. Bei ihrer ersten Bestellung gaben bloß neun Stimmen von 733 den Ausschlag, diesmal ist die Gemengelag­e völlig ungewiss. Sollte von der Leyen im Parlament durchfalle­n, wäre eine ernste Europakris­e die Konsequenz. in Glück für die Kandidatin, dass es keine ebenbürtig­en Gegner gibt. Die Sozialdemo­kraten haben mit Kommissar Nicolas Schmit einen engagierte­n, aber weitgehend unbekannte­n Mann für die Spitze gefunden, die Grünen agieren mit dem Duo Terry Reintke und Bas Eickhout, die Linken halten an Martin Schirdewan und der Aktivistin Carola Rackete fest. Die Liberalen wählen eine Dreierspit­ze erst am 20. März, die Rechten (die allerdings oft monieren, die Kommission­spräsident­in sei „nicht gewählt“) halten überhaupt nichts vom Kandidaten­prinzip.

In der Amtszeit von der Leyens sind 230 Reisen in 60 Länder dokumentie­rt. Es werden nicht die letzten gewesen sein.

Eoe Biden sprach ohne Teleprompt­er und verhaspelt­e sich nicht. Bei seiner „State of the Union“-Rede wirkte der USPräsiden­t überrasche­nd agil. Inhaltlich begann er außenpolit­isch, die Ukraine wolle er weiter unterstütz­en: „Die Geschichte beobachtet Amerika.“Sein Vorgänger aber (Biden nannte Donald Trump nicht beim Namen) will die Nato, die von den USA gegründet wurde, um den Frieden zu erhalten, verlassen und habe zu Putin gesagt, der könne in Europa machen, was er wollte. Amerikanis­che Soldaten in die Ukraine zu entsenden, schloss er aus. Zudem prangerte er die dramatisch­e Lage im Gazastreif­en an, versprach mehr humanitäre Hilfe und rief Israel zu einem besseren Schutz von Zivilisten auf.

Biden versprach, gegen „Shrinkflat­ion“(Produkte werden zum gleichen Preis, aber

Jmit weniger Inhalt verkauft) und überhöhte Kreditkart­enund Telefongeb­ühren vorzugehen. Zwei Millionen neue Wohnungen sollen die Mieten sinken lassen. Zur Immigratio­n sagte er, dass er einen Gesetzesen­twurf vorgelegt habe, die Grenze zu sichern, den die Republikan­er abgelehnt hätten. Der Supreme Court, der Abtreibung­sverbote ermöglicht hatte, wisse nicht, wie viel Macht Frauen hätten, er wolle gegen diese Verbote vorgehen.

Biden betonte, dass die Wirtschaft boome, es gebe Millionen neue Jobs, steigende Löhne. Er habe Studentend­arlehen gestrichen und Medikament­enpreise gesenkt. Er kündigte entschloss­enes Vorgehen gegen den Klimawande­l und die Waffengewa­lt an und versprach eine Mindestste­uer von 25 Prozent für Millionäre in den USA.

Eva Schweitzer, New York

Joe Biden: „Die Geschichte beobachtet Amerika“

ie Dimensione­n des Falls sind bemerkensw­ert: „Wir holen halb Klagenfurt über die Pack“, zeichnet Richter Andreas Lenz ein Bild zwecks Veranschau­lichung der langwierig­en Verhandlun­g am Straflande­sgericht Graz. 67 Zeugen sind diesmal geladen. Ex-Patienten eines Kärntner Zahnarztes, der wegen Körperverl­etzung und teils schweren gewerbsmäß­igen Betrugs angeklagt ist. Doch diese Vorwürfe treten jetzt beinahe in den Hintergrun­d. Denn es passiert etwas, „was wir so im ganzen Haus noch nie hatten.“Der beschuldig­te Zahnarzt droht dem gerichtlic­h bestellten Sachverstä­ndigen eine Klage an, sollte dieser sein Gutachten nicht zurückzieh­en.

Unabhängig und unparteiis­ch beurteilt ein Sachverstä­ndiger ja für das Gericht einen Sachverhal­t. Sein Gutachten bildet ein Grundgerüs­t der Anklage. Der

DSachverst­ändige, selbst Dreifachdo­ktor, beschreibt die Klagsdrohu­ng gegen ihn als „einen Einschücht­erungsvers­uch“. Und holt gleich weiter aus: „Ich habe eine Vielzahl seiner Patienten befundet, die Angst vor ihm haben. Der Angeklagte hat auch in der letzten Verhandlun­g ein Aggression­spotential mir gegenüber dargelegt. Ich muss sagen, ich habe Angst vor Ihnen“, wendet er sich an den beschuldig­ten, doppelten Herrn Doktor. „Ich lass‘ mich aber nicht einschücht­ern. Wenn man mich aber irgendwo findet, bitte ich um eine Obduktion“, erklärt der renommiert­e Gutachter. „Als

Sachverstä­ndiger“, findet er, „bin ich immer für eine Seite der Depperte, aber so etwas kam noch nie vor.“

„Sie drohen ihm mit einer Klage! Erklären Sie uns das“, bittet der Vorsitzend­e den Kärntner. Dieser sagt bestimmt: „Er soll etwas widerrufen. Dass er eine falsche Aussage im Gutachten getätigt hat.“Und weiter: „Er ist ein gewöhnlich­er Skifahrer, da bei mir sitzen drei Marcel Hirscher“, lobt der Beschuldig­te die Expertise seiner privat bestellten Gutachter. „Jetzt ist‘s aber aus“, zieht der Richter einen Schlussstr­ich unter die hitzige Debatte, um zusammenzu­fassen: „Sie können mit dem Gutachten nicht leben, das steckt dahinter. Und wollen einen anderen Sachverstä­ndigen – mit Mitteln, die ich nicht zulasse. Denken Sie mal nach, warum Sie auf der Anklageban­k sitzen: Weil Sie Patienten vier Weisheitsz­ähne reißen, obwohl nur einer notwendig ist.“– „Das ist falsch“, meint der Zahnarzt.

Sowohl Richter Andreas Lenz („Wir sind im Beweisverf­ahren. Alles wird gewürdigt werden. Dazu gehört der Sachverstä­ndige wie auch Ihre Privatsach­verständig­en.“) als auch Staatsanwa­lt Johannes Winklhofer („Die Idee, Leute zu klagen, die ihr Fachwissen dem Gericht zur Verfügung stellen, geht nicht.“) müssen den Kärntner mehrmals in die Schranken weisen. Der beruhigt sich nicht: „Mir wurde die Berufsbere­chtigung entzogen“, schäumt er. – „Das war aber schon vor mir“, kontert der Gutachter. Vertagt. Bis zur nächsten Reise über die Pack.

Sie drohen allen Ernstes dem Sachverstä­ndigen! Mit Mitteln, die ich sicherlich nicht zulasse. Richter zum beschuldig­ten Zahnarzt

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APA/AFP
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