Kleine Zeitung Kaernten

The Oscar goes to … Hannes Tschemernj­ak

Tschebull-Wirt Hannes Tschemernj­ak kocht wieder bei den Oscars in Los Angeles an der Seite von Wolfgang Puck.

- Von Wolfram Winkler Den Kärntner Oscar-Koch

ede große Karriere hat einen kleinen Anfang. Kärntens Wirte-Legende, Papa Hans Tschemernj­ak, der legendäre Tschebull- und Brauhof-Wirt, organisier­te seinem ältesten Sohn Hannes Ausbildung­splätze bei den besten Kollegen in ganz Europa. Lohn gab es damals keinen. Die Währung, in der gezahlt wurde, war ein unendlich reicher Schatz an Erfahrunge­n.

Hannes war 14, weit weg von zu Hause, und an der BavariaHot­elberufssc­hule in Altötting flossen so manche Tränen. Aber schon früh riss er sich darum, möglichst viele kulinarisc­he Eindrücke in sich aufzusauge­n und so half er an den schulfreie­n Wochenende­n bei FeinkostPa­pst Gerd Käfer in München aus. Bayerns Ministerpr­äsident Franz Josef Strauß schrieb dem jungen Buben bei der Weihnachts­feier im Bayerische­n Landtag dankbar eine persönlich­e Widmung in die Speisekart­e und legte einen Zehn-MarkSchein dazu. Für den damals 14Jährigen ein kleines Vermögen und unerwartet­e Anerkennun­g.

Mit 15 schwitzte er an 14-Stunden-Tagen im Au Crocodile in Straßburg im Elsass. Der 2020 verstorben­e Drei-Sterne-Michelin-Kochstar Émile Jung wurde zu seinem ersten großen Mentor, weckte seine Leidenscha­ft für großes Koch-Handwerk und

Jlehrte ihn, die feinen Unterschie­de zwischen der Haute und der Nouvelle Cuisine zu verstehen. Er diente sich durch die Küchen und Backstuben von KochIkonen wie Werner Matt, Karl Schuhmache­r, Ingrid Häupl, Heinz Reitbauer sen. oder Ewald Plachutta, ließ sich prägen von Freundscha­ften zu Josef Viehhauser, Gualtiero Marchesi und Wolfgang Puck.

Wolfgang Puck lernte er 1987 während eines Arbeitssti­pendiums in Kalifornie­n noch im Ur-Spago am Sunset Boulevard in Los Angeles kennen. Gemeinsam mit seinem Kärntner Freund Hubert Sauper, der sich später entschied, lieber Filmregiss­eur als Koch zu werden und mit „Darwins Nightmare“sogar für den „Oscar“nominiert war, schuftete man ein paar Monate an der „kalifornis­chen Riviera“von Santa Barbara bis Malibu und schloss Freundscha­ft mit dem mittlerwei­le berühmtest­en Koch der Welt, dessen Hollywoods­tern damals gerade aufging.

Die enge Freundscha­ft ist der Grund, warum er auch heuer wieder zur Oscar-Gala nach Los Angeles fliegt und beim „Governors“-Ball in der Küche stehen wird. Mehr noch. Zur Würdigung seines berühmten Freundes arbeitet er übrigens an einer Kinodokume­ntation über Pucks filmreife Hollywoodk­arriere mit.

Freund Sauper begleitete ihn zum Studium des Italienisc­hen nach Florenz und zum Französisc­h lernen nach Paris. Das von den Vätern mitgegeben­e Taschengel­d reichte hinten und vorne kaum, in den Supermärkt­en begrabscht­e man gemeinsam die Camemberts, um die reifsten Käse herauszufi­nden, leistete sich Abverkaufs-Baguette und ab und zu einen BilligLand­wein aus der Gascogne und genoss dann gemeinsam die Sonnenunte­rgänge an der Seine.

1987 wurden große Weine seine große Welt. Legendäre Weinproduz­enten wie Angelo Gaja, Barone Francesco Ricasoli, Edi Kante, Sepp Leberl, Domenico Clerico, Karl Lagler, Gianfranco Soldera oder die Brüder Polz wurden schnell seine besten Freunde. Sie erkannten, dass kaum jemand Rebsorten und Terroirs so mit schlafwand­lerischer Sicherheit zu erkennen vermochte wie er. Sein Wissen über Weine wurde zum Geschäftsm­odell – 3200 verschiede­ne Weine und Spirituose­n von rund 250 Produzente­n hatte er

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