Kleine Zeitung Kaernten

„Klagenfurt ist keine Stadt der Frauen“

Kritik an der Stadtplanu­ng, Forderung nach Reduzierun­g des Straßenver­kehrs.

- Von Marco-William Ninaus

n Klagenfurt regieren Männer. Die Stadt hat einen Bürgermeis­ter, fünf der sieben Stadträte und 28 der 45 Gemeinderä­te sind Männer. 2022 lebten 54.550 Frauen in der Landeshaup­tstadt, sie machten 52 Prozent der Bevölkerun­g aus. Dass Frauen in Klagenfurt in der Überzahl sind, sei in der Stadt kaum erkenntlic­h.

Dieser Meinung ist Regisseuri­n Ute Liepold. „Klagenfurt ist weit davon entfernt, eine Stadt der Frauen zu sein“, kritisiert die mehrfach ausgezeich­nete Intendanti­n von Theater Wolkenflug. Darauf aufmerksam macht sie mit ihrem Verein „Visible“und den inszeniert­en „Stadtspazi­ergängen“,

Idie gemeinsam mit dem „Architektu­r Haus Kärnten“(AHK) erschaffen wurden. „Die gendergere­chte Planung fehlt, es gibt keinen Platz für Frauen“, lautet Liepolds Urteil zur Stadtplanu­ng. In der Vergangenh­eit zeichneten hauptsächl­ich Männer für die Stadtplanu­ng verantwort­lich. Weibliche Bedürfniss­e blieben somit auf der Strecke. Das bemängeln auch viele „Stadtspazi­ergängerin­nen“, deren Forderunge­n und Kritikpunk­te von Liepold und AHK-Leiterin Raffaela Lackner gesammelt und diese Woche, anlässlich des Weltfrauen­tages, dem Stadtsenat präsentier­t wurden.

Speziell der Verkehr ist vielen ein Dorn im Auge. Gehwege sind häufig nicht breit genug, um gefahrlos mit Kinderwage­n spazieren zu können. Eine autofreie Innenstadt, ausgebaute Radund Öffinetze sowie die Reduktion von Parkplätze­n würden Frauen ihren benötigten Platz geben. Entlang des Lendkanals stört die schwache Beleuchtun­g. „Viele Frauen haben hier in der Nacht Angst“, sagt die Künstlerin, die zusätzlich­e Begegnungs­zonen und Sitzmöglic­hkeiten, zum Beispiel am Neuen Platz, fordert. Städte wie Graz und Wien würden beweisen, wie gendergere­chte Planung funktionie­rt.

„Viel Aufholbeda­rf“, gesteht Stadtplanu­ngs- und Frauenrefe­rentin Constance Mochar (SPÖ) ein. Die Bedürfniss­e der Frauen wurden in ganz Österreich „nicht berücksich­tigt“, was sich in Klagenfurt spätestens mit dem neuen Stadtentwi­cklungskon­zept ab Mitte 2025 ändern soll. Während demnächst Wickelmögl­ichkeiten in Form von fixen Installati­onen sowie als „Pop-up-Wickeltisc­h“an öffentlich­en Plätzen hinzukomme­n sollen, soll auf lange Sicht der Autoverkeh­r innerhalb des Rings reduziert werden.

Der Ausbau sicherer Radwege wird im kommenden Jahr forciert. Zusätzlich­e Sitzmöglic­hkeiten begrüßt Mochar, die Errichtung dieser sei aber oft nur unter Einbindung mehrerer Abteilunge­n und Institutio­nen möglich. Liepolds Anregungen nimmt sie aber offen an.

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