Das Großmaul und sein Idol
Ex-Oasis-Hälfte Liam Gallagher und Ex-„Stone Roses“-Gitarrist John Squire haben gemeinsam ein exzellentes Album aufgenommen.
iam Gallagher, nicht mit Selbstzweifeln geplagtes Großmaul und Radaubruder, und John Squire, introvertiert und eher bescheiden, haben gemeinsame Sache gemacht – konkret ein Album, das den schlichten Titel „Liam Gallagher & John Squire“trägt. Das Ergebnis bezeichnet Gallagher in bewährter Größenwahnmanier als „die beste Platte seit ‚Revolver‘.“Stimmt natürlich nicht! Dennoch sind die zehn Songs wohl das beste Album, das Oasis nie aufgenommen haben.
Neben ausnehmend starken, melodienseligen Songs ist das Besondere an dieser Kooperation, dass Gallagher sich diesmal ungewohnt bescheiden gibt. Der Grund ist der Mann, mit dem er demnächst auch auf Tournee gehen wird – und den er maßlos
Lbewundert. John Squire ist in Großbritannien eine Legende. Er war neben Sänger Ian Brown Rückgrat der Band „The Stone Roses“, die 1984 in Manchester gegründet wurde, zwei wegweisende Platten aufnahm und als Vorreiter des Britpop gilt. Squire warf 1996 das Handtuch, von da an ging es bergab mit der Band.
Mit „The Stone Roses“verbindet Liam Gallagher sein musikalisches Initiationserlebnis, das ihn tief prägte. Er war 16 Jahre alt, als er die Band das erste Mal hörte. In einem Interview sagte er viele Jahre später: „Ich spürte das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Es war absolut erhebend.“Vier Jahre später, 1991, gründete er mit Bruder Noel eine eigene Band: Oasis.
Gemeinsame Konzertauftritte von Gallagher und John Squire gab es in der Vergangenheit bereits. Und das jetzige Album trägt ganz die Handschrift des Mentors. Alle Songs stammen von ihm; sein exaltiertes, aber nie protziges Gitarrenspiel verleiht dem Werk eine ungeheure Kraft und Eleganz. Und Liam Gallagher tut das, was er am besten kann: singen und posen. Aber dass er sich auf diesem Album so klein macht, verleiht ihm eine neue Größe.