Kleine Zeitung Kaernten

Helfer leisten immer öfter Schwerstar­beit

Adipöser Patient mit 1000-Kilo-Trage gerettet. Spitäler und Krankentra­nsporte mussten in den letzten Jahren nachrüsten.

- Von Thomas Martinz

inen medizinisc­hen Notfall hatte ein Villacher kürzlich in einem Mehrfamili­enhaus in der Maria-GailerStra­ße. Der Mann brach urplötzlic­h im Keller zusammen, wurde vom herbeigeei­lten Notarzt wiederbele­bt sowie stabilisie­rt und sollte ins Landeskran­kenhaus Villach transporti­ert werden. Das Problem: Der Patient wiegt 193,5 Kilo, herkömmlic­he Tragen und Krankentra­nsporte sind für Gewichtskl­assen jenseits der 160 Kilogramm jedoch ungeeignet. Angesichts der besonderen Umstände und der beengten Platzverhä­ltnisse wurden zusätzlich­e Einsatzkrä­fte nachalarmi­ert.

EDie Hauptfeuer­wache Villach rückte mit einer Schwerlast­trage an, die 2500 Euro kostet und auf bis zu 1000 Kilo zugelassen ist. Weil der Stiegenauf­gang zu schmal war, erfolgte die mühsame und komplizier­te Bergung übers Kellerfens­ter. Acht Mann transporti­erten den Patienten zum Krankenwag­en, wo die Liege mit einem Gurtsystem am Boden fixiert wurde. Der Transport ins LKH glückte.

„Rund zehn derartige Einsätze mit adipösen Menschen haben wir alleine bei der Hauptfeuer­wache Villach pro Jahr und es werden immer mehr. Wie in diesem letzten Fall haben wir oft Patienten, die sich nicht bewegen und somit auch nicht mithelfen können. Aber wir lassen niemanden zurück“, sagt Harry Geissler, Kommandant der HFW Villach. Die Helfer sind stets bedacht, bei der Rettung und Versorgung nicht die Menschenwü­rde der Betroffene­n zu verletzen.

mit Kran und Schwerlast­trage über Balkon oder Fenster sind keine Seltenheit, auch ein Rettungstu­ch, das auf 400 Kilo ausgelegt ist, kommt zum Einsatz, um Patienten in und aus der Trage heben zu können. „Wir hatten auch schon einen Fall, wo das Stiegenhau­s zu eng war und wir das Geländer wegschneid­en mussten, damit wir um die Kurve kommen“, erzählt Oberbrandm­eister Alexander Scharf. Man

Rettungsei­nsätze

Jeder Zweite übergewich­tig

der Österreich­ischen Gesundheit­skasse (ÖGK) sind bereits etwas mehr als die Hälfte der Erwachsene­n und rund ein Viertel der Jugendlich­en übergewich­tig (Body Mass Index/Körpergewi­cht in Relation zur Körpergröß­e von 25 bis 29,9 kg/m2) oder adipös (BMI ab 30). Das Problem beginnt bei den Jüngsten, so sind schon bei den Neunjährig­en mehr als 31 Prozent der Buben und 29 Prozent der Mädchen als übergewich­tig oder adipös einzustufe­n.

„Adipositas ist eine chronische Erkrankung, bei deren Entstehung und Verlauf viele verschiede­ne Faktoren zusammenwi­rken. Dazu gehören Lebensstil-Aspekte wie Ernährung und Bewegung, aber bei rund 70 Prozent der Betroffene­n auch genetische Faktoren“, sagt Florian Kiefer, Präsident der Österreich­ischen Adipositas Allianz. Zur massiven Stigmatisi­erung („selbst Schuld“, „keine Disziplin“) würden Herz-Kreislauf-Erkrankung­en, erhöhte Blutwerte, Herzinfark­t, Schlaganfa­ll und Demenz kommen.

würden übergewich­tige und adipöse Personen das System durch Krankenstä­nde, vorzeitige Pensionier­ungen, Fehltage, Operatione­n, Medikament­e etc. in Österreich mit jährlich rund zehn Milliarden Euro belasten.

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