Eine Linkswende unter falscher Flagge
Der Wahlerfolg von Kay-Michael Dankl sorgt für ein Politbeben. Wie in Graz scheint auch in Salzburg ein KPÖ-Bürgermeister möglich.
alzburg im Vorfrühling: Der Föhn treibt die Temperaturen auf fast 20 Grad, am Makartplatz blühen prächtige Magnolien. Touristen durchströmen die enge Altstadt und zahlen auf dem Mönchsberg stolze 12 Euro Eintritt zur Festung. Unten, in den noblen Läden, kosten die bemalten Ostereier acht Euro – pro Stück.
Nichts deutet auf eine politische Revolution. Und doch ist sie lautlos in Fahrt gekommen. In den 154 Wahllokalen der Stadt werden an diesem Sonntag die Schalter radikal umgelegt in Richtung Rot und dunkles „Dankl-Rot“: Kay-Michael Dankl, der charismatische Spitzenkandidat der KPÖ, holt die Splitterpartei wie schon 2021 in Graz auf die ganz große Bühne.
Die Stadt-KPÖ katapultiert Dankl aus dem Beinahe-Nichts auf fast 24 Prozent. Er selbst schneidet mit 28,3 Prozent noch besser ab. Bei der Stichwahl am
SPalmsonntag rittert Dankl nun gegen SPÖ-Chef Bernhard Auinger um den Einzug ins feudale Bürgermeisterbüro im Schloss Mirabell mit majestätischem Blick auf die Festung.
ein gebürtiger Grazer, hat sich gemausert. Bei der Wahl 2019 sammelte der einstige Grüne nur 2,3 Prozent der Stimmen ein. Seither ist er Jungvater geworden, in eine bessere Wohngegend umgezogen und hat zugleich das Thema Wohnen – nach Grazer Vorbild – zum Kassenschlager gemacht.
Der historisch massiv belastete Firmenname KPÖ ist freilich ein schwerer Mühlstein beim
Höhenflug. Und so gab sich der smarte Kandidat im Wahlkampf alle Mühe, als Etikettenschwindler durchzugehen. Es gehe ums Soziale, nicht ums Kommunistische. Bei der Stimmabgabe ließ sich Dankl mit seinem Säugling als fast bürgerlich anmutender Familienmensch fotografieren.
Dahinter schwelt freilich die Deutungshoheit über die Festspielstadt, in der die sozialen Lager – wie überall – auseinanderdriften. Das mondäne Salzburg bestehe nicht nur aus reichen Leuten, und er, Dankl, habe das Stadtbild abseits von Festspielprominenz und Milliardärsvillen erst sichtbar gemacht. So erzählt man es sich in einer klassizistischen Villa in der Elisabethvorstadt, wo die KPÖ ihr „Volksheim“hat – ererbt von einem kinderlosen Parteigänger.
Im Kellerlokal, das ganz antikommunistisch Jazz it heißt, lädt man am Abend zur rauschenden Wahlparty bei Radler, Cola, Käsebrot und Knoblauchstangerl. Fünf Bodyguards, die eigens drei Tage eingeschult wurden, bewachen den auf 350 Köpfe beschränkten Zutritt. Aber es sind viele Dutzend mehr, die hier heute jubeln wollen.
Bis auf ein paar abgeklärte Altkommunisten sind wohl die wenigsten ideologisch gefestigt, das Durchschnittsalter
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scannen und alle Ergebnisse in einer
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