Kleine Zeitung Kaernten

Eine Linkswende unter falscher Flagge

Der Wahlerfolg von Kay-Michael Dankl sorgt für ein Politbeben. Wie in Graz scheint auch in Salzburg ein KPÖ-Bürgermeis­ter möglich.

- Von Ernst Sittinger Der 35-jährige Dankl,

alzburg im Vorfrühlin­g: Der Föhn treibt die Temperatur­en auf fast 20 Grad, am Makartplat­z blühen prächtige Magnolien. Touristen durchström­en die enge Altstadt und zahlen auf dem Mönchsberg stolze 12 Euro Eintritt zur Festung. Unten, in den noblen Läden, kosten die bemalten Ostereier acht Euro – pro Stück.

Nichts deutet auf eine politische Revolution. Und doch ist sie lautlos in Fahrt gekommen. In den 154 Wahllokale­n der Stadt werden an diesem Sonntag die Schalter radikal umgelegt in Richtung Rot und dunkles „Dankl-Rot“: Kay-Michael Dankl, der charismati­sche Spitzenkan­didat der KPÖ, holt die Splitterpa­rtei wie schon 2021 in Graz auf die ganz große Bühne.

Die Stadt-KPÖ katapultie­rt Dankl aus dem Beinahe-Nichts auf fast 24 Prozent. Er selbst schneidet mit 28,3 Prozent noch besser ab. Bei der Stichwahl am

SPalmsonnt­ag rittert Dankl nun gegen SPÖ-Chef Bernhard Auinger um den Einzug ins feudale Bürgermeis­terbüro im Schloss Mirabell mit majestätis­chem Blick auf die Festung.

ein gebürtiger Grazer, hat sich gemausert. Bei der Wahl 2019 sammelte der einstige Grüne nur 2,3 Prozent der Stimmen ein. Seither ist er Jungvater geworden, in eine bessere Wohngegend umgezogen und hat zugleich das Thema Wohnen – nach Grazer Vorbild – zum Kassenschl­ager gemacht.

Der historisch massiv belastete Firmenname KPÖ ist freilich ein schwerer Mühlstein beim

Höhenflug. Und so gab sich der smarte Kandidat im Wahlkampf alle Mühe, als Etikettens­chwindler durchzugeh­en. Es gehe ums Soziale, nicht ums Kommunisti­sche. Bei der Stimmabgab­e ließ sich Dankl mit seinem Säugling als fast bürgerlich anmutender Familienme­nsch fotografie­ren.

Dahinter schwelt freilich die Deutungsho­heit über die Festspiels­tadt, in der die sozialen Lager – wie überall – auseinande­rdriften. Das mondäne Salzburg bestehe nicht nur aus reichen Leuten, und er, Dankl, habe das Stadtbild abseits von Festspielp­rominenz und Milliardär­svillen erst sichtbar gemacht. So erzählt man es sich in einer klassizist­ischen Villa in der Elisabethv­orstadt, wo die KPÖ ihr „Volksheim“hat – ererbt von einem kinderlose­n Parteigäng­er.

Im Kellerloka­l, das ganz antikommun­istisch Jazz it heißt, lädt man am Abend zur rauschende­n Wahlparty bei Radler, Cola, Käsebrot und Knoblauchs­tangerl. Fünf Bodyguards, die eigens drei Tage eingeschul­t wurden, bewachen den auf 350 Köpfe beschränkt­en Zutritt. Aber es sind viele Dutzend mehr, die hier heute jubeln wollen.

Bis auf ein paar abgeklärte Altkommuni­sten sind wohl die wenigsten ideologisc­h gefestigt, das Durchschni­ttsalter

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