Kleine Zeitung Kaernten

Berlins Mann in Moskau

Die Taurus-Abhöraffär­e macht auch ihm das Leben schwer.

- Peter Riesbeck, Berlin

s gab eine Einladung zum Gespräch über verschiede­ne bilaterale Themen“, sagte Alexander Graf Lambsdorff, als er aus dem russischen Außenminis­terium kam. Mehr nicht. Zurückhalt­ung ist geboten. Zumal in diesen Tagen, da die Beziehunge­n zwischen Deutschlan­d und Russland nach dem abgehörten Gespräch deutscher Militärs über den Einsatz von Taurus-Raketen äußerst angespannt sind. Lambsdorff ist deutscher Botschafte­r in Moskau. Der Mann kann aber auch anders. „Nordstream 2 ist ein Politikum, ganz egal, wie man die Pipeline energiewir­tschaftlic­h bewertet.

Nur Altkanzler Schröder und Bundeskanz­lerin Merkel tun noch so, als handele es sich um ein privatwirt­schaftlich­es Projekt“, sagte Lambsdorff im Interview. Das war vor drei Jahren. Damals saß er noch als FDP-Außenpolit­iker im Bundestag.

Lambsdorff kennt Russland. Nach dem Politik-Studium – unter anderem bei der späteren US-Außenminis­terin Madeleine Albright – hatte er im Auswärtige­n

EAmt die Diplomaten-Ausbildung absolviert, auch in Moskau war er stationier­t. Die deutsch-baltische Adelsfamil­ie des Grafen ist mit Politik und Region verwoben. Otto

Graf Lambsdorff, Onkel des Botschafte­rs, hatte als Wirtschaft­sminister den Wechsel der FDP von Helmut Schmidt (SPD) zu Helmut Kohl (CDU) eingefädel­t. Ururgroßon­kel Wladimir Lamsdorf (russische Schreibwei­se des Namens) war von 1900 bis 1906 Außenminis­ter des zaristisch­en Russland. Ein Amt, das er nach der Niederlage im russisch-japanische­n Krieg aufgeben musste. Sein Nachfahre erläuterte schon vor drei Jahren: „Bei Russland schlagen zwei Herzen in meiner Brust, weil ich das Land, seine Kultur, seine Küche und seine Menschen so mag. Aber die PutinRegie­rung verfolgt einen Kurs, der sich gegen Europa, gegen unser Denken richtet.“Keine schlechten Voraussetz­ungen für die Botschafte­r-Stelle in Moskau. Auch in schwierige­n Zeiten.

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