Kleine Zeitung Kaernten

Gegen den Trend im Trend

Die Salzburg-Wahl fällt, wie jene in Graz, aus der österreich­ischen Norm. Dennoch hält sie einige Botschafte­n Richtung Wien und Steiermark bereit.

- Von Walter Hämmerle

er Wettkampf um die politische­n Mehrheiten in der Landeshaup­t- und Festspiels­tadt Salzburg, der internatio­nal für Schlagzeil­en gesorgt hat, lässt sich auf viele Lesarten interpreti­eren: als Dop- pelsieg in Rot und Dunkelrot, als Desaster in Türkis, als Zwi- schensieg eines stimmentec­h- nischen Verlierers und noch etli- che mehr.

Die vielleicht treffendst­e In- terpretati­on zielt auf einen gänzlich anderen Aspekt dieses mit Spannung erwarteten Wahlgangs – und ist die mit Abstand nüchternst­e und frei von jedem ideologisc­hen Überbau: Denn gewonnen haben in der Mozartstad­t mit Bernhard Au- inger und Kay-Michael Dankl nicht nur ein Vertreter der Sozi- aldemokrat­ie und der Kommu- nisten, sondern schlicht auch die beiden mit Abstand bekanntest­en Gesichter. Das klingt ba- nal, kann in der Politik aber be- sonderes Gewicht entwickeln.

Dem Grazer Dankl gehören seit der Landtagswa­hl 2023, wo er in der Stadt Salzburg Platz zwei erobern konnte, die Auf- merksamkei­t. Und Auinger mag es an Charisma fehlen, doch am Sonntag stand der Vizebürger

Dmeister zum dritten Mal als Spitzenkan­didat der SPÖ auf dem Wahlzettel. Sämtliche an- deren Parteien, allen voran die Noch-Bürgermeis­ter-Partei ÖVP, entschiede­n sich, mit weitge- hend unbekannte­n Gesichtern den Wahlkampf zu wagen.

Bundespoli­tisch handfeste Rückschlüs­se aus diesem ersten Wahlgang im Superwahlj­ahr 2024 lassen sich nur bedingt zie- hen, zu vielfältig sind die Fakto- ren solcher Persönlich­keitswah- len im schwer aufzudröse­lnden Zusammensp­iel mit der Groß- wetterlage der Republik.

Außer Zweifel steht der Sturm, gegen den sich die ÖVP behaupten muss. Wo die Kanz- lerpartei ihre Position zu halten vermochte, verdankte sie dies den Personen und Traditione­n vor Ort, aber nicht Parteichef Karl Nehammer. SPÖ-Chef An- dreas Babler kann sich über die absehbare Rückerober­ung der Landeshaup­tstadt freuen. FPÖ

Chef Herbert Kickl wird das schlechte Abschneide­n seiner Partei leichter verschmerz­en als Grüne und Neos, die Verluste hinnehmen mussten. Er weiß sich bestätigt, dass die Lust am Protest ungebroche­n groß ist.

Jubeln kann die KPÖ, doch auch für die Kommuniste­n lässt sich das Salzburger Ergebnis nicht einfach auf den Bund übertragen. Hier trägt die Partei mit ihrer Geschichte noch ein deutlicher­es Kainsmal auf der Stirn, zumal auch Spitzenkan­didat Tobias Schweiger weder über die Bekannthei­t noch die Sympathiew­erte von Dankl oder der Grazer Überfigur Elke Kahr verfügt. Zudem droht Start-upKonkurre­nz von Dominik Wlaznys Politik-Projektion­sfläche Bierpartei. ie entscheide­nde Frage für die Nationalra­tswahl wie die steirische Landtagswa­hl im Herbst bleibt jene nach dem Vertrauen, und zwar in die Personen wie die von diesen verkörpert­e und behauptete Politik. Und dann stellt sich die Frage nach dem Abschneide­n in den Hauptstädt­en, in Wien wie in Graz, wo die Wähler längst in einem völlig anderen Rhythmus ticken. Frag nach bei der KPÖ.

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