Kleine Zeitung Kaernten

„Wir merken, dass viele Kinder

Elementarp­ädagogin Judith Hintermeie­r warnt vor den Folgen, wenn schon kleine Kinder vor dem Smartphone „geparkt“werden. Eltern und Politik stehen in der Pflicht.

- Von Martina Marx

vermehrt Kinder mit erhöhtem Förderbeda­rf. Kinder sind entwicklun­gsverzöger­t oder verhaltens­auffällig. Das äußert sich etwa darin, dass viele Kinder mit drei, vier Jahren noch nicht sauber sind oder die Sprachentw­icklung viel später einsetzt. Wir sehen auch, dass Kinder mit ihren Gefühlen nicht umgehen können, in Spielsitua­tionen nicht teilen können, sich in das soziale Gefüge nicht einfügen können und dann auf unterschie­dlichste Art und Weise nach Aufmerksam­keit suchen. Das kann sein, dass sie laut oder aggressiv werden. Gewisse Dinge sind normal, weil Kinder sich ausprobier­en müssen. Aber wir merken, dass viele Kinder allgemein aggressive­r sind, dass sie Dinge sagen oder tun, die sie zuvor im Fernsehen oder Internet gesehen haben.

Wie kann man dieser Entwicklun­g entgegenwi­rken? Grundsätzl­ich sind Kindergärt­en hier wichtig für Kinder, weil sie früh mit Gleichaltr­igen zusammen sind, weil sie lernen, Regeln einzuhalte­n, weil sie sich ausprobier­en können und gefördert werden. Eltern sollten diese Wichtigkei­t sehen, gutes Einvernehm­en mit den Elementarp­ädagoginne­n ist notwendig, weil man dann gemeinsam schauen kann, was die Kinder brauchen und wie man sie fördern kann. Und das Zweite ist, sich Zeit für die Kinder zu nehmen.

Ich weiß natürlich, dass es unterschie­dliche Familienko­nstellatio­nen und Arbeitsbed­ingungen

gibt. Aber es geht nicht um die reine Dauer, es geht auch um die Qualität der Zeit. Das kann schon reichen, wenn man am Abend gemeinsam ein Buch liest. Oder am Wochenende gemeinsam einkaufen geht und dann etwas kocht.

Das ist richtig, in Kindergärt­en können oft nicht jene Dinge umgesetzt werden, die wir gerne machen möchten, schlicht weil wir zu wenige sind. Die Politik muss für bessere Arbeitsbed­ingungen sorgen. Eltern sollen die Möglichkei­t haben, ihre Kinder in ganztägig geöffnete Bildungsei­nrichtunge­n zu geben. In Wien haben wir einen Vorteil, am Land gibt es nur wenige dieser Einrichtun­gen. Die Folge ist, dass Frauen somit eher in die Teilzeitfa­lle getrieben werden.

Ich möchte betonen, dass der Kindergart­en familienun­terstützen­d, aber nicht -ersetzend

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Zeit spielt in Familien häufig eine Rolle, gerade unter der Woche. Was raten Sie Familien?
LUKAS BECK Judith Hintermeie­r hat zwölf Jahre in einem Kindergart­en in Wien gearbeitet Zeit spielt in Familien häufig eine Rolle, gerade unter der Woche. Was raten Sie Familien?

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