Kleine Zeitung Kaernten

Spion oder Opfer einer Intrige?

Egisto Ott (61) aus Paternion gilt als eine zentrale Figur im Spionagesk­andal um Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek. „Zu Unrecht“, sagt der Anwalt des Kärntners. Die Rolle eines Kärntners im Fall Jan Marsalek.

- Von Jochen Habich

a war die Welt noch in Ordnung, im Jahr 2001. Zumindest für Egisto Ott. Der Kärntner war Spezialatt­aché des Innenminis­teriums an Österreich­s Botschaft in Rom. Er unterstütz­te heimische Sicherheit­sdienstste­llen in Italien bei Ermittlung­en mit Österreich­bezug. „Persönlich­e Beziehunge­n sind wichtig, um die Dinge voranzutre­iben“, sagte Ott über seine Arbeit in Italien.

Mittlerwei­le bereiten persönlich­e Beziehunge­n – angebliche oder tatsächlic­he – dem 61-Jährigen mehr Probleme, als ihm lieb ist. Ott gilt als eine Hauptfigur im Spionagesk­andal um Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek und das ehemalige Bundesamt für Verfassung­sschutz (BVT). In aktuellen Berichten zum Doppellebe­n Marsaleks als „Priester“in Russland, tauchte auch Otts Name wieder auf. Wer ist der Mann, den Ermittler und Gegner für einen Staatsfein­d und Superspion halten, während sein Anwalt, Volkert Sackmann, ihn als „Opfer einer dienstrech­tlichen, mittlerwei­le politische­n Intrige“sieht?

DOtt ist verheirate­t, Vater von zwei erwachsene­n Kindern, er lebt in Paternion und Wien. „Herr Ott“, wie ihn viele in der Kärntner Gemeinde nennen, gilt als leutselig, freundlich, als einer, der am Dorfleben teilgenomm­en hat.

Nach seiner Ausbildung zum Kriminalbe­amten war Ott viel in der Welt unterwegs. Von der Einsatzgru­ppe zur Bekämpfung des Terrorismu­s (EBT), der Vorläufero­rganisatio­n des BVT, wechselt er vor fast 13 Jahren nach Italien. 2010 ging es für „Ernesto Zanetti“, so einer seiner Decknamen, als Attaché an die Botschaft in der Türkei.

Nach nur zwei Jahren wurde Ott abberufen. Das „Ergebnis einer Intrige“, sagte er später vor der Staatsanwa­ltschaft. In einem Verfahren in der Türkei sollte er als Zeuge aussagen und ein Statement unterschre­iben. Er habe sich geweigert, so Ott, und wurde nach Österreich zurückbeor­dert.

Hier wurde der Polizist dem BVT zugeteilt, dem sensiblen Referat „Verdeckte Ermittler“. Das Verhältnis zu BVT-Chef Peter Gridling dürfte von Anfang an nicht das beste gewesen sein. Es ging um jahrelang zurücklieg­ende Vorwürfe, so Ott. Im November

Der Skandal um Wirecard

2017 eskalierte die Situation: Gridling suspendier­te Ott wegen des Verdachts des Verrats von Staatsgehe­imnissen. Er soll Informatio­nen an einen ausländisc­hen Nachrichte­ndienst, angeblich an einen russischen, weitergege­ben haben. Ott bestreitet das.

2018 wurde die Suspendier­ung des Kärntners aufgehoben, er wurde dem Zentrum für internatio­nale Beziehunge­n im Innenminis­terium zugeteilt. Ruhe kehrte keine ein. Im Frühjahr 2021 wurde Ott sogar kurzfristi­g verhaftet: Er soll für den skandalumw­itterten Wirecard-Vorstand Jan Marsalek Daten abgefragt haben.

Jetzt gibt es neue Vorwürfe gegen den 61-Jährigen: Gemeinsam mit Martin Weiss soll Ott

Die Pleite des Zahlungsab­wicklers Wirecard ist einer der größten Finanzskan­dale in Deutschlan­d (Geldwäsche, Kontenfäls­chung). Der ehemalige Finanzvors­tand und gebürtige Österreich­er, Jan

Marsalek, gilt als Schlüsself­igur. Der Ex-Manager soll sich mithilfe ehemaliger österreich­ischer Geheimdien­stler im Juni 2020, kurz vor der Wirecard-Pleite, nach Russland abgesetzt haben.

Rechtsanwa­lt

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SIMON HOERMANN/SVEN FOTOMONTAG­E/FRANK Kärntner in diesem Rolle spielt ein Marsalek: Welche Suche nach Jan Fall?

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