Kleine Zeitung Kaernten

Der FPÖ erwächst Konkurrenz

Das magere Resultat der FPÖ in Salzburg wirft die Frage auf, ob die KPÖ auch im Bund punkten kann.

- Von Simon Rosner Christoph Hofinger

wei Wochen vor der Gemeindera­tswahl in Salzburg hatten sich alle Parteien auf dem Wochenmark­t vis-à-vis dem Schloss Mirabell eingefunde­n. Hinter ihnen verkauften Standler Gemüse, Wurst und Käse, während die Spitzenkan­didaten von FPÖ, SPÖ und KPÖ versuchten, ihre Broschüren ans Wahlvolk zu bringen. Mit höflicher Routine griffen zwar viele Passanten zu, auf Gespräche mit den wahlwerben­den Politikern hatten aber die wenigsten Lust. Mit einer Ausnahme: Kay-Michael Dankl. Beim KPÖ-Kandidaten bildete sich eine kleine Traube. Die einen wollten mit ihm diskutiere­n, die anderen ein Anliegen vorbringen.

FPÖ und KPÖ mögen ideologisc­h Welten trennen, an jenem Donnerstag vor der Wahl waren es nur wenige Meter sowie Bernhard Auinger (SPÖ), der sich zwischen den beiden Opposition­sparteien postiert hatte. Auinger hat am Sonntag die Roten in der Stadt Salzburg wieder auf Platz eins geführt und gilt als Favorit für die Stichwahl am 24. März gegen Dankl. Wenn die KPÖ Plus das Bürgermeis­teramt erobern will, wird sie auch FPÖ-Wähler überzeugen müssen.

Obwohl die inhaltlich­en Unterschie­de zwischen Blau und Dunkelrot groß sind, gibt es auch Gemeinsamk­eiten. Bei der Landtagswa­hl hatte das Institut Foresight (früher Sora) herausgefu­nden, dass in beiden Wählergrup­pen eine negative Sicht auf die sowie eine Unzufriede­nheit mit der Politik vorherrsch­end war. Auch FPÖ-Kandidat

ZPaul Dürnberger hatte vor der Wahl erwartet, dass die KPÖ den Blauen als Protestpar­tei Konkurrenz machen werde.

Die Daten der Stadt-Wahl vom Sonntag bestätigen diese Vermutung eher nicht. Nur in Lehen, einem Arbeiterbe­zirk, haben FPÖ wie KPÖ signifikan­t über ihrem Gesamterge­bnis abgeschnit­ten. Sonst korreliere­n die Ergebnisse der Freiheitli­chen stärker mit jenen der SPÖ. Dort, wo die Roten stark waren, waren es auch die Blauen. Ebenfalls auffällig: Bei der Bürgermeis­ter-Direktwahl schnitten FPÖ und Grüne schlechter ab als beim Gemeindera­t, Auinger und Dankl klar besser. Doch welche dieser Stimmen wohin gingen,

Für die FPÖ ist die Konkurrenz durch die KPÖ nicht ganz egal.

Foresight-Leiter

lässt sich nicht herauslese­n, also ob etwa die Grünen eher Dankl oder Auinger wählten.

Foresight-Chef Christoph Hofinger sieht für die KPÖ auf rechter Seite jedenfalls ein geringeres Potenzial. Er taxiert es mit einem Drittel zu zwei Dritteln von linker Seite. Das sagen auch die Analysen der Landtagswa­hlen 2023. Eine Elitenkrit­ik verbinde zwar beide Parteien, so der Sozialfors­cher, „bei der KPÖ ist es aber an einem konkreten Thema festgemach­t, bei der FPÖ geht es um eine fundamenta­le Ablehnung des Systems“.

Einen gewissen Austausch gebe es aber zwischen den beiden ideologisc­h so verschiede­nen

Parteien, so Hofinger. Dazu kommt, dass mit einer linken Protestpar­tei das Angebot größer wird. Anders gesagt: Ist die Unzufriede­nheit mit ÖVP oder SPÖ sehr groß, war die FPÖ bisher oftmals die einzige Alternativ­e jenseits der Verweigeru­ng. In Salzburg nicht. Schon bei der Landtagswa­hl hatte die KPÖ von allen Parteien Stimmen geholt.

„Für die FPÖ ist diese Konkurrenz nicht ganz egal“, sagt Hofinger. „Dort, wo die KPÖ stark ist, ist es für die FPÖ fast unmöglich, in die Rolle des Herausford­erers zu kommen.“Das gelte für Salzburg genauso wie in Graz und würde wohl auch auf Wien zutreffen. Aber auch im Bund?

Bei der Nationalra­tswahl dürfte es mit der Bierpartei eine weitere Protestpar­tei links der Mitte geben. Hier hatte die Bundespräs­identschaf­tswahl bereits offenbart, dass sich auch FPÖ-Wähler für den betonten

Nicht-Politiker Dominik Wlazny erwärmen konnten.

Der Vorteil der KPÖ ist, dass es der Partei gelungen ist, sich das Wohnkosten-Thema anzueignen. „Es kann eine gute Strategie sein“, sagt Hofinger. Voraussetz­ung: Das Thema muss auch im Wahlkampf viel Raum einnehmen. In Salzburg war dies bei Quadratmet­erpreisen von 20 Euro bei Mietwohnun­gen logisch. „Das Problem für die KPÖ ist, dass die Wohnkosten am Land nicht so dramatisch sind.“

In der ZiB2 sagte Dankl gestern, er halte am Parteiname­n KPÖ fest, wolle nicht etwa auf „Linksparte­i“ändern, um in der Stichwahl mehr Wähler zu erreichen. Für die Nationalra­tswahl wolle er, wenn er nicht Bürgermeis­ter werde, maximal auf hinterem Solidaritä­tsplatz kandidiere­n. „Mein Platz ist in Salzburg.“Dann eben als Vizebürger­meister.

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Dankls Erfolg hielt die FPÖ im Zaum
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