Kleine Zeitung Kaernten

Osttiroler Nazi-Musiker gilt als „Hochrisiko-Gefährder“

38-Jähriger musste sich vor Schwurgeri­cht in Innsbruck verantwort­en. Gutachten zeigt Gefährdung auf.

- Von Markus Sebestyen

ie Latte der Verbrechen nach dem Verbotsges­etz, die die Staatsanwa­ltschaft einem 38-jährigen Osttiroler zur Last legte, war lang: So soll er NS-Bücher zur Schau gestellt, eine Sieg-Rune auf dem Arm offen gezeigt, Adolf Hitlers „Mein Kampf“weitergege­ben, in einschlägi­gen Rechtsrock-Bands Musik gemacht und mit Gottfried Küssel und anderen Größen aus der rechten Szene im In- und Ausland Kontakt gehabt haben. Außerdem soll er einen Teleskop-Schlagstoc­k illegal besessen haben. Gestern stand der Mann vor einem Schwurgeri­cht in Innsbruck. Das Urteil lag bei Redaktions­schluss noch nicht vor.

DEinen ersten Kontakt mit dem NS-Verbotsges­etz mit folgender Verurteilu­ng hatte der Angeklagte bereits 2003. Damals war er noch Jugendlich­er. Doch er sei inzwischen, abgesehen von einer Verurteilu­ng wegen eines Verkehrsun­falles, nahezu unbescholt­en, meinte Verteidige­r René Schwetz: „Mein Mandant hat aus seiner Vergangenh­eit gelernt.“Die Staatsanwa­ltschaft ist hingegen davon überzeugt, dass der Osttiroler

„nie aufgehört hat“, rechtes Gedankengu­t zu verbreiten. Inzwischen sei der Angeklagte eine Größe der Szene, national und internatio­nal. Laut einem Gutachten des Verfassung­sschutzes werde er sogar als „Hochrisiko-Gefährder“eingeschät­zt, der bereit sei, das politische System der Republik zu destabilis­ieren.

An die Geschworen­en gerichtet, meinte der Angeklagte: „Ich kenne das Verbotsges­etz so gut, ich kratze nicht einmal daran an. Ich habe eine Frau und fünf Kinder und ich wäre wahnsinnig, wenn ich das tun würde.“Dass er jetzt vor Gericht stünde, sei reiner Zufall, weil ihn sein Schwager im Vollrausch bei der Polizei angezeigt habe. Und nun wolle man ihm einen Strick aus Dingen drehen, die seit 20 Jahren bekannt seien. So sei er etwa mit besagter Sieg-Rune sogar beim Bundesheer gewesen, wo man ihn mit einer NS-Gesinnung sicher nicht genommen hätte. Die Bücher habe er in normalen Geschäften oder auf dem Flohmarkt erworben. Wenn es legal sei, diese Literatur zu verkaufen, könne der Besitz nicht illegal sein.

Kleidung mit einem stilisiert­en Hakenkreuz, von der man ein Foto auf seinem Mobiltelef­on gefunden hatte, habe er nie besessen. Und selbst wenn, so habe er sie immer nur im Ausland getragen. Den Geschworen­en wollte er suggeriere­n, dass diese „Auslandsde­likte“nicht strafbar seien. Da musste ihm Richterin Eberherr ins Wort fallen: „Ganz so, wie Sie das darstellen, ist es nicht.“Natürlich könne es auch strafrecht­lich relevant sein, was Österreich­er im Ausland machten.

Der Schwager und die Stieftocht­er des Angeklagte­n entschluge­n sich wegen des Verwandtsc­haftsverhä­ltnisses der Aussagen.

Als „klar, deutlich und teilweise emotional“wurden die Gespräche gestern Vormittag in der Landesregi­erung zwischen Land, Gemeinde Heiligenbl­ut und den Großglockn­er Bergbahnen beschriebe­n. Die erhoffte Lösung konnte nicht präsentier­t werden. Auch wenn beteuert wird, dasselbe Ziel zu verfolgen, die Region in eine sichere und bessere Zukunft zu bringen, so scheinen die Fronten verhärtet. „Ich erwarte mir, dass die Bergbahnen sich einer Lösung für die Zukunft nicht verschließ­en. Wenn sie aber weiter taktieren, haben auch sie der gesamten Region zu erklären, warum der Tourismus und viele Arbeitsplä­tze damit leichtfert­ig aufs Spiel gesetzt werden“, sagt Tourismusl­andesrat

Sebastian Schuschnig (ÖVP) im Anschluss an die Gespräche. Die Lösung aus Sicht des Landes ist die Übergabe der Lifte und Anlagen um einen symbolisch­en Euro an eine neue Betreiberg­ruppe aus der Region.

Das Land sei kein Bankomat, lautet die klare Aussage Richtung Bergbahnen, die in vergangene­n Verhandlun­gen eine Abdeckung des Abgangs durch die öffentlich­e Hand oder eine Pachtung des Skigebiets durch das

Ich erwarte mir, dass die Bergbahnen sich einer Lösung nicht verschließ­en. Das Land ist kein Bankomat.

wäre die Fortführun­g des Betriebs wie gehabt durch die Familien Schröcksna­del und Schmidl unter „betriebswi­rtschaftli­chen Aspekten“, was wohl die Einstellun­g weiterer Lifte und Bahnen zur Folge hätte. Nicht ausgeschlo­ssen

Variante zwei

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