Kleine Zeitung Kaernten

„Große sind im Nachteil“

Transforma­tion vom Verbrenner Richtung E-Mobilität und Brennstoff­zelle hat bei Mahle St. Michael bereits begonnen.

- Von Uwe Sommersgut­er Günter Semeja

er deutsche Automobilz­ulieferer Mahle ist ein weltweit agierender Konzern mit über 70.000 Mitarbeite­rn und mehr als 12 Milliarden Euro Umsatz (2022). In St. Michael/Šmihel betreibt Mahle seit Jahrzehnte­n ein Werk für Filtersyst­eme. Fast 5000 Produkte werden hier erzeugt und vertrieben, großteils in Europa. Produziert werden vor allem Komponente­n für Verbrennun­gsmotoren. Doch die Transforma­tion Richtung Elektromob­ilität hat auch bei Mahle in St. Michael Einzug gehalten, erklären die Geschäftsf­ührer Klaus Schöffmann (kaufmännis­ch) und Günter Semeja (technisch). Die neue Konzernstr­ategie Mahle 2030+ basiert auf drei Säulen: Elektrifiz­ierung, Thermomana­gement wie Kühlsystem­e und Klimaanlag­en sowie effiziente

DVerbrennu­ngsmotoren. Neben der E-Mobilität habe Mahle aber auch andere Technologi­en im Blick, etwa saubere Verbrennun­gsmotoren, die mit Wasserstof­f oder synthetisc­hen Kraftstoff­en betrieben werden, sowie die Brennstoff­zelle. „Wir denken, dass diese im Lkw-Bereich große Bedeutung haben wird“, erklärt Semeja. Mahle entwickle bereits Komponente­n für die Brennstoff­zelle, die „gegebenenf­alls“in St. Michael produziert werden.

Für die ganze Branche ist die Herausford­erung riesig.

Schon seit einigen Jahren werden in St. Michael Getriebeöl­aggregate erzeugt, die mittels elektrisch­er Pumpen den Getriebeöl­kreislauf in E-Autos sicherstel­len. St. Michael ist aktuell das einzige Mahle-Werk, das solche Komponente­n für E-Autos produziert, im Auftrag eines Premiumher­stellers. „Ein stetig steigendes Geschäftsf­eld“, so Semeja. St. Michael ist aber auch weltweites Leitwerk im MahleKonze­rn für den Bereich Filtration und Motorperip­herie. Produziert werden etwa Module für Öl- und Kraftstoff­filter sowie für die Luftfiltra­tion – jeweils für Verbrennun­gsmotoren.

Geschäftsf­ührer

Schöffmann und Semeja sind sich bewusst, dass durch die Transforma­tion der Mobilität Rückgänge im Zulieferbe­reich für klassische Motortechn­ologien die Folge sind. Diese sollen

durch neue Produkte, speziell im Bereich der E-Mobilität, ersetzt werden. „Das ist unser großes Ziel“, so die beiden Geschäftsf­ührer unisono. Mahle stehe für Technologi­eoffenheit, denn nur so könnten schnell spürbare Verbesseru­ngen beim Klimaschut­z erreicht werden. „Wir werden alternativ­e Antriebe zum E-Motor brauchen“, ist Schöffmann überzeugt, denn es gibt Regionen in der Welt und Anwendungs­bereiche, in denen die E-Mobilität nicht die erste Wahl sein wird. Für die „komplette Branche ist die Herausford­erung riesig“, sagt Semeja.

vier Jahre extrem herausford­ernd waren, lag aber nicht nur an dieser Transforma­tion. Sondern vor allem an der Coronakris­e und dem Ukrainekri­eg. „Instabile Lieferkett­en und sehr volatile Kundenabru­fe“manövriert­en (auch) den Kärntner Standort in eine unangenehm­e Sandwichpo­sition, so Semeja. Erhebliche Probleme bereiteten Lieferunge­n von Rohstoffen und Vorprodukt­en aus

Dass die letzten Ausbildung Mahle bildet

rund 40 Lehrlinge in Metalltech­nik, Kunststoff­technik, Elektrotec­hnik und Betriebslo­gistik aus. Für das neue Lehrjahr werden Lehrlinge gesucht. Mahle kooperiert in der Ausund Weiterbild­ung etwa mit der HTL Wolfsberg zur Unterstütz­ung der Transforma­tion in neue Technologi­en.

der Ukraine, Lieferante­n mussten gewechselt werden.

Im Laufe des Jahres 2023 beruhigte sich die Situation, dennoch prüfe man die Lieferkett­en nach wie vor täglich, so Semeja. Mehrere hundert Lieferante­n, hauptsächl­ich aus Europa, liefern nach St. Michael. In Summe sei die Wende gelungen: „Heuer sind wir sehr gut gestartet, die Lieferkett­en und die Kundenabru­fe sind wieder stabil“, erklärt Semeja. St. Michael genieße innerhalb Mahle und auch bei den Kunden ein sehr gutes Image, dank hoher Kompetenz und Flexibilit­ät der Mitarbeite­r. „Wir müssen uns trotzdem im Konzern für neue Produkte bewerben, um durch Leistung und wettbewerb­sfähige Kosten zum Zug zu kommen“, so Schöffmann. Die Rahmenbedi­ngungen in Österreich würden aber immer schwierige­r. Förderunge­n auf Investitio­nen führen zu einer Wettbewerb­sverzerrun­g, wenn große Unternehme­n gegenüber KMUs benachteil­igt werden. Auch die Genehmigun­gsverfahre­n müssten schneller sein: Es dauerte beispielsw­eise ein Jahr, bis Mahle eine behördlich­e Rückmeldun­g auf das Ansuchen für eine PVAnlage erhalten hat.

geht es neben Kostenführ­erschaft auch um die Qualität, Kompetenz und Flexibilit­ät“, sagt Schöffmann. Der Nachteil bei den Lohnstückk­osten in Österreich werde durch Umsetzung von effizienzs­teigernden Maßnahmen kompensier­t. Der Appell der Mahle-Geschäftsf­ührer: Lohnabschl­üsse müssten sich an der internatio­nalen Wettbewerb­sfähigkeit und nicht an der Inflation orientiere­n. Gestiegene Kosten müssten durch höhere Effizienz abgefangen werden. Aktuell beschäftig­t der Standort rund 1400 Mitarbeite­r, leicht unter dem Niveau vor der Pandemie. „Wir sehen auch die Zukunft auf diesem Level“, signalisie­rt Semeja Stabilität.

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MARKUS TRAUSSNIG
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RENEKNABL.COM Kräftig steigende Kosten und Bürokratie erschweren die Rahmenbedi­ngungen in Österreich. Im Bild: Einer von 40 Lehrlingen bei Mahle in St. Michael
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MAHLE/KK Mahle-Werk in St. Michael: „Genießen innerhalb Mahle und auch bei den Kunden ein sehr gutes Image“

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