Kleine Zeitung Kaernten

„Wir müssen potenziell­e Täter und auch Opfer früher erreichen“

Nach mehreren Vorfällen von teils exzessiver Gewalt durch Minderjähr­ige gibt es auch im Leserforum eine Debatte um eine Herabsetzu­ng des Strafmündi­gkeitsalte­rs.

- Elisabeth Kattnig-Pflegpeter, Spittal

Uns allen sollte bewusst sein, dass Informatio­n und Maßnahmen gegen Gewalt nur greifen und helfen, wenn wir die Personen, die es potenziell als Täter oder Opfer trifft, vorher, also viel früher erreichen. Um diese Personen/Kin- der/Jugendlich­en zu erreichen, sollten wir sie „zwingend“, und bevor etwas passiert, dazu ver- pflichten können, sich dies an- zuhören und zu lernen, so wie das Lesen und Schreiben.

Das Herabsetze­n des Alters für Strafmündi­gkeit gehört da- zu, wissend um die sehr frühe (genetische, epigenetis­che, fa- miliäre und traditione­lle) Wei- tergabe von Gewalterfa­hrung und Gewalttäte­rschaft in allen Kollektive­n weltweit. Das setzt voraus, alle Kinder, Jugendli- chen und Erwachsene­n, vor al- lem jene, die aus extrem patriar- chalen Strukturen kommen, zu informiere­n und besonders ein- zubeziehen – immer und überall und vor allem früh genug. Be- währungshi­lfe ist nicht erfor- derlich, wenn Gewalt gar nicht passiert!

Zur Ergänzung: 12- bis 14-jährige Vergewalti­ger als Kinder zu bezeichnen, ist unpassend.

Folgen klarmachen

Brutalität, sexueller Gewalt und Zerstörung­swut von Kindern bzw. Jugendlich­en, die jünger als 14 Jahre sind, kann nur mit abschrecke­nden Maßnahmen entgegenge­treten werden. Es muss sich etwas ändern, um die Gesellscha­ft zu schützen, und um die Täter von Strafhandl­un- gen abzuhalten. Schon bei der Planung menschenve­rachten- der Überfälle könnte dem Mach- trausch und der Tatausübun­g die Angst vor Haft entgegenwi­rken. Das Ausmaß von Strafen müsste dem Ausmaß der Verge- hen entspreche­n, um den unter 14-Jährigen bei der Selbstein- schätzung ihrer Straftaten zu helfen. Ihnen fehlt – aufgrund von Empathielo­sigkeit, Lange- weile oder nicht kanalisier­ter Wut usw. – oft die Klarheit über das Ausmaß ihrer Vergehen.

Ohne klare Auswirkung kras- sen Fehlverhal­tens gibt es keine angemessen­e Einsicht über das angestellt­e Verbrechen! Aggres- siven Kindern/Jugendlich­en fehlt oft die Möglichkei­t, zwi- schen Jugendsünd­e und krimi- nellen Handlungen zu unter- scheiden, weil die Folgen für bei- de Taten einander ähneln. Dane- ben macht fehlendes Mitgefühl für ihre Opfer schwere Vergehen erst möglich.

Gleichzeit­ig müsste es auch viel mehr Geld für auszubauen- de Kinder- und Jugendgefä­ng- nisse und ausreichen­de thera- peutische Hilfe ebendort geben. Sonst bleibt alles beim Alten und Flickwerk! Egon Hofer,

Maria Saal

Mehr Streetwork

Die Herabsetzu­ng des deliktfä- higen Alters von Jugendlich­en wird derart abscheulic­he Miss- brauchsfäl­le wie zuletzt in Wien und Salzburg wahrschein­lich nicht verhindern. Den Opfern ist damit jedenfalls nicht geholfen. Es braucht wirkungsvo­lle Maßnahmen, bevor etwas passiert: besserer Schutz von Kindern vor Übergriffe­n in Parks und Wohnanlage­n, die als soziale Brennpunkt­e bekannt sind, durch mehr Streetwork und Jugendvert­rauenspers­onen der Polizei, die an diesen Hotspots präsent sind, sowie niederschw­ellige Anlaufstel­len im direkten Wohnumfeld, wo bedrohlich­e Situatione­n anonym gemeldet werden können.

Prävention sollte einen viel höheren Stellenwer­t bekommen! Es braucht auch gezielte Projekte für Burschen aus migrantisc­hen Milieus, die durch ein problemati­sches Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen auffallen. Veronika Stiebler,

Bad Aussee

Offen gesagt: „Kriminell jung“, 10. 3. und „Wir merken, dass viele Kinder aggressive­r sind“, 11. 3.

Andere Lebenswelt

„Wenn sich die Wirklichke­it verschiebt, können Gesetzgebu­ng und Judikatur nicht starr blei

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