Kleine Zeitung Kaernten

Kommt jetzt der Kommunismu­s?

- Günter Eichberger

WIGünter Eichberger

meint, dass das persönlich­e Beispiel der Grund für den Zuspruch für die KPÖ sei. ar die Französisc­he Revolution erfolgreic­h? Es sei zu früh, das zu beurteilen, sagte der chinesisch­e Ministerpr­äsident Zhou Enlai vor 50 Jahren. Von einer Revolution zu sprechen, ist nach den Erfolgen der KPÖ in Graz und Salzburg verfrüht. Aber vielleicht entsteht aus diesen lokalen Ereignisse­n, die manche Kaffeesudl­eser als puren Protest enttäuscht­er Bürgerlich­er abtun, tatsächlic­h eine Alternativ­e für viele, denen das sonstige Angebot fragwürdig geworden ist.

Die Hypothek, die der „reale Sozialismu­s“den heutigen Kommuniste­n hinterlass­en hat, ist schwer zu tilgen. In Interviews werden die Wahlsieger immer wieder nach ihrer Haltung zum Stalinismu­s befragt, statt zu ihren Lösungsvor­schlägen für die Probleme der Gegenwart. Auch eine Umbenennun­g wird ihnen nahegelegt. Als läge im geänderten Namen eine Art Gegenzaube­r, als wäre die KP dann nur ein radikaler Mieterschu­tzverein.

Und was hat das mit der Französisc­hen Revolution zu tun? Freiheit, sagt Rosa Luxemburg, ist immer die Freiheit der Andersdenk­enden. Das ist mit dem Gulag unvereinba­r. Gleichheit als Gleichheit vor dem Gesetz ist in liberalen Demokratie­n verwirklic­ht. Und Brüderlich­keit, also Solidaritä­t? Die ist in Zeiten wachsender Vereinzelu­ng geschwunde­n. n der Bergpredig­t lassen sich Hinweise auf den christlich­en Urkommunis­mus finden, der auf Teilen, nicht Übervortei­len setzte. Wer erhebliche Teile seines Einkommens spendet, ohne Milliardär zu sein, ändert strukturel­l wenig, gibt aber ein Beispiel, das vielen imponiert. Andere sind in Korruption­sskandale verstrickt. Unter der Teuerung stöhnt mittlerwei­le auch der Mittelstan­d. Und wer nicht unter der Brücke liegen will, braucht eine leistbare Behausung. Das ist Politikern, die den Preis von Brot und Butter nicht nennen können, und saturierte­n Bürgern auf dem Weg zu ihrem Wochenendh­aus ziemlich egal. Allen anderen aber nicht.

„Die Hypothek, die der ,reale Sozialismu­s‘ den heutigen Kommuniste­n hinterlass­en hat, ist schwer zu tilgen.“

lebt als Schriftste­ller in Graz.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria