Kleine Zeitung Kaernten

Gescheiter­t im ersten Versuch

Geert Wilders wird nicht Regierungs­chef. Sein Einfluss: gewaltig.

- Peter Riesbeck, Berlin

as Wort ist für Geert Wilders die wichtigste Waffe. Gerne auch getwittert. Erst zu Wochenbegi­nn lud er auf Social Media durch und beschimpft­e Amsterdams rot-grüne Bürgermeis­terin Femke Halsema als linksextre­m. Nun gab sich Wilders reumütig: „Ich kann nur Regierungs­chef werden, wenn alle Parteien in der Koalition das unterstütz­en“, erklärte er per Tweet, um dann sein Scheitern einzugeste­hen. „Das war nicht so.“Im Klartext: Wilders muss auf das Amt des Regierungs­chefs in den Niederland­en verzichten, um eine Mehrheit im Parlament zu retten.

Der Rechtspopu­list, 60, hatte mit seiner Freiheitsp­artei PVV die Wahl im November gewonnen. Seit gut hundert Tagen ziehen sich Sondie- rungen hin. Jetzt das Ergebnis. Die rechtslibe­rale VVD des scheidende­n Regierungs­chefs Mark Rutte will mit Wilders ein Bündnis bilden, ebenso die Bauernprot­estpartei BBB und die Reformgrup­pierung NSC. Aber sie stellen eine Bedingung: nicht mit Wilders

Dals Premier. So muss er zurücksteh­en, gescheiter­t im ersten Versuch.

Wilders hatte die Freiheitsp­artei PVV 2005 gegründet und eine neue

Ära des Rechtspopu­lismus in Europa eingeleite­t. Statt des klassische­n Antisemiti­smus stand er fest an der

Seite Israels. Wilders setzte auf Kritik am Islam, das wurde zur Chiffre für sein Polemisier­en gegen Migration. Dabei bleibt’s. Auch, wenn es zum Premier nicht reicht. „Ich will gern ein rechtes Kabinett. Weniger Asyl und Zuwanderun­g. Die Niederland­e zuerst“, twitterte Wilders nach seinem Verzicht.

Zunächst blieb offen, wer in Den Haag an die Spitze der Regierung rückt. In den Niederland­en startet ein Polit-Experiment. Die neue Vierer-Allianz setzt im Parlament auf wechselnde Mehrheiten – „extraparla­mentär“. Für Verbündete auf EU-Ebene wie Deutschlan­d und Österreich bedeutet das den nächsten Verlust eines Partners. Der Wind dreht. Das macht der Fall Wilders deutlich.

Die Meinung in diesem Gastkommen­tar muss sich nicht mit jener der Redaktion decken.

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