TikTok will Widerstand leisten
Der Chef der Social-Media-App mobilisiert Nutzer gegen US-Verbot.
Nur wenige Stunden, nachdem im US-Repräsentantenhaus die Weichen für ein TikTok-Verbot gestellt worden war, holte der Chef der chinesischen Social-Media-App zum Gegenschlag aus. In einem Online-Video rief Shou Chew die 170 Millionen Nutzer in den USA auf, sich gegen die Pläne der Abgeordneten zu stemmen. „Schützt eure verfassungsmäßigen Rechte“, appellierte Chew in dem massenhaft geteilten Beitrag. „Sorgt dafür, dass eure Stimmen gehört werden.“Auch das Unternehmen selbst wird Chew zufolge alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen.
Das US-Repräsentantenhaus hatte am Mittwoch mit breiter Mehrheit und in seltener überparteilicher Einigkeit für ein
Gesetz gestimmt, das den chinesischen Internetriesen Bytedance dazu zwingen soll, das Tochterunternehmen TikTok zu verkaufen. Ansonsten droht ein Verbot der erfolgreichen Videoplattform.
TikTok hat in den Nutzungszeiten längst Facebook und Instagram überholt. Weltweit hat TikTok über eine Milliarde Nutzerinnen und Nutzer. Allerdings steht Bytedance im Verdacht, der Kommunistischen Partei Chinas Zugriff auf Nutzerdaten zu ermöglichen, was von vielen westlichen Regierungen mittlerweile als Sicherheitsrisiko betrachtet wird.
So wird unter anderem befürchtet, dass der Algorithmus der Plattform dazu genutzt werden könnte, die öffentliche
Meinung in westlichen Gesellschaften zu beeinflussen, in dem gewissen Themen bevorzugt ausgespielt werden, während Ereignisse, die der Regierung in Peking nicht gefallen, der Zensur zum Opfer fallen. Vor allem republikanischen Politiker in den USA haben zudem immer wieder davor gewarnt, dass die TikTok-Software auch für Spionagezwecke eingesetzt werden könnte.
TikTok wies derartige Bedenken in der Vergangenheit stets zurück und betont, man sehe sich nicht als Tochter eines chinesischen Unternehmens: Bytedance sei zu 60 Prozent im Besitz westlicher Investoren, der Firmensitz liege auf den karibischen Cayman Islands.