Junge Familien, die erfolgreich Akzente setzen
Martin und Julia Weitschacher, die Düngerpellets aus Schafwolle produzieren, holten beim Agrar-Innovationspreis „Vifzack“den Sieg. Ein Besuch am „Ecolets“-Hof.
illkommen in unserem kleinen Paradies“, sagt Martin Weitschacher (36), als wir in ihn in Dellach in der Gemeinde St. Veit/Glan besuchen. Dort lebt der 36-Jährige mit Ehefrau Julia (34) und den drei gemeinsamen Kindern Raphael (9), Pauli (5) und dem einjährigen Michael. Der Hof ist auch Heimat von „Ecolets“– jener Firma, mit der das Paar den „Vifzack 2024“der Landwirtschaftskammer gewonnen hat. Das Konzept: Schafwolle wird zu Pellets gepresst, die als Dünger mit Langzeitwirkung für Gemüse, Obst und Zierpflanzen eingesetzt werden können.
Angefangen hat alles 2017, als Martin Weitschacher mit seiner Frau die elterliche Landwirtschaft übernommen hat. Sie
WInnovative Bauern
Die Landwirtschaftskammer Kärnten vergab mit Unterstützung von Land Kärnten, Genussland Kärnten und Kleine Zeitung den Agrar-Innovationspreis „Vifzack 2024“. Zehn Projekte, die zuvor von einer Fachjury bewertet wurden, standen zur Wahl. 13.600 Stimmen wurden beim Voting abgegeben. Für die Top 3 gab es Siegerschecks von 3000, 2000 und 1000 Euro. hatten „einen Hektar Weide übrig und die Idee, dass wir da Schafe einstellen“könnten. „Die fünf Waliser Schwarznasenschafe haben es uns angetan, weil sie gut zu unserer Familie passen. Bald haben wir die Herde mit unserem Steinschaf Emily und drei Kärntner Brillenschafen erweitert“, so der Familienvater. Ein paar Lämmer sind dazu gekommen, mehr sollen es nicht werden. „Die Tiere sind nach wie vor unser Hobby und das soll auch so bleiben.“
Wie kommt man auf die Idee, sich Schafe als Hobby zuzulegen? „Sie sind lieb und besonders zugänglich für die Kinder“, sagen die Eltern. Das merkt man vor Ort, wenn sich das Weidentor öffnet und die drei Kinder zu den Tieren gehen. Raphael und Pauli können perfekt mit den Schafen umgehen und sogar Michael
weiß am Arm seiner Mama, wie er die kleinen Lämmer dirigieren kann.
allein hätte Familie Weitschacher zu wenig Wolle, um die nötige Menge an Pellets produzieren zu können. Daher vertrauen sie, auch aus Nachhaltigkeitsgründen, auf die Wolle von Schafen, die benachbarten Bauern gehören. Etwa 50 von ihnen beliefern die Familie direkt, darüber hinaus gibt es ein Kooperationsprojekt mit dem Nationalpark Hohe Tauern.
Dabei war es ein Zufall, dass „Ecolets“überhaupt entstanden ist: „Wir hatten Wolle von unseren Schafen übrig und wollten sie sinnvoll nutzen. Durch Recherchen erfuhren wir, dass Schafwolle auch als Dünger eingesetzt werden kann“, sagt Mi
chael Weitschacher. Er baute eine Produktionsanlage neben den Stall, dort wird die Wolle zerkleinert und gepresst. Am Ende stehen Schafwollpellets ohne jegliche Zusätze. Zur Kundschaft zählen Gewerbebetriebe im Gemüsebau, aber auch Menschen ohne grünen Daumen.
Der Gewinn des „Vifzack“kam für die Familie überraschend: „Wir haben uns einen vorderen Platz erhofft, aber nicht mit dem Sieg gerechnet.“Die 3000 Euro Siegesprämie können sie gut brauchen, denn der Betrieb soll ausgebaut werden – doch nicht primär, um das eigene Produkt stärker verkaufen zu können: „In erster Linie wollen wir die Qualität der Schafwolle hervorheben und mehr Leuten zeigen, wie hilfreich sie sein kann.“Gestartet hat „Ecolets“mit lokalen
Vertriebspartnern, mittlerweile ist man österreichweit im Lebensmitteleinzelhandel gelistet. „Auch wenn wir im Ausland Märkte erschließen wollen und wir dort schon überzeugte Privatkunden beliefern, ist Kärnten unser Hauptmarkt“, erklärt der 36-Jährige.
Die Familie lebt in Martin Weitschachers mittlerweile kernsaniertem Elternhaus: „Wir wohnen und arbeiten hier, wo ich selbst aufgewachsen bin. Jetzt ist auch alles fit für die nächste Generation.“Zwar sei immer vorgesehen gewesen, dass er einmal die Landwirtschaft übernimmt, eine ausgemachte Sache war das aber lange Zeit nicht. Nach dem Besuch der Agrar-HAK in Treibach studierte er BWL. Das Interesse für die Übernahme der Landwirtschaft tauchte erst später auf:
„Irgendwann kamen Heimatverbundenheit und Wertschätzung dafür, was Eltern und Großeltern aufgebaut haben.“Auch die Großeltern von Julia Weitschacher waren Landwirte: „Weil es mir am Hof immer so gefallen hat, meinte meine Oma schon früh, dass ich einmal einen Bauern heiraten werde.“
in die Fußstapfen ihrer Eltern treten sollen? „Wir wollen das, was uns übergeben wurde und wir weiter ausgebaut haben, der nächsten Generation weitergeben. Im Endeffekt müssen aber alle ihre Interessen verfolgen und die eigenen Wünsche verwirklichen“, bekräftigen Julia und Martin Weitschacher. Sieht man die Begeisterung ihrer Kinder im Umgang mit den Schafen, dürfte die Zukunft von „Ecolets“gesichert sein.
Michael Skuk mit Lebensgefährtin Kerstin