„Dabeisein ist alles, Gewinnen ist auch schön“
Den Nationalen Winterspielen zuzuschauen, ist wie eine Dusche aus Freude und Lebenslust. Erster Wettkampftag in der Ramsau.
eht die Startflagge nach oben, dann gibt es kein Halten mehr: Der Schnee spritzt, die Schneeschuhe fliegen und die Gesichter leuchten. Es ist „Divisioning“-Tag bei den Nationalen Special Olympics Winterspielen. Dabei wird die Einteilung der Athletinnen und Athleten in unterschiedlichen Leistungsklassen bestimmt.
Am Fuße der Ramsauer Skisprungschanze fand die Einteilung im Wettlauf mit Schneeschuhen statt, über Distanzen von 50 bis 800 Metern. Das Starterfeld eines jeden Laufes ist daher ganz unterschiedlich. Da gibt es jene, die wie ein Pfeil davonschießen, und solche, die sich vom Klatschen und Jubeln langsam ins Ziel tragen lassen. Ganz egal, welchen Platz sie erringen: Die Hände werden zur Siegerpose in die Höhe gerissen und so mancher Skistecken fliegt vor Freude durch die Luft.
Adriana Schneider kann es kaum erwarten, an den Start zu gehen. Die Knittelfelderin ist zum ersten Mal dabei und hoch motiviert: „Ich war heute in der Früh schon laufen“, erzählt sie.
GFür ihren Einsatz in der Ramsau hat sie ordentlich trainiert: „Da brauchst du die ganze Power in den Wadeln.“Etwas abgeklärter hört sich das bei Andreas Oberweger aus Murau an. Aufgeregt sei er nicht: „Ich bin doch topfit“, meint er geradeheraus. Sein Motto: „Dabeisein ist alles, Gewinnen ist auch was Schönes.“
Im Ramsauer WM-Stadion ein paar Hundert Meter weiter finden zeitgleich die Langlauf-Bewerbe statt. Entlang der Strecke haben sich rund 140 Schülerinnen und Schüler der Gröbminger Mittelschule verteilt. Mit selbstgebastelten Transparenten und Wissen über Special Olympics. „Inklusion bedeutet uns etwas. Uns war es wichtig, heute dabei zu sein“, sagt Sportlehrer Christian Frosch. Treibende Kraft dahinter ist die Special Olympics Österreich-Nationaldirektorin Nicole Koch, deren Tochter in der Mittelschule ist.
Wie beim Schneeschuhlauf gehen die Langlauf-Bewerbe im Ramsauer WM-Stadion über unterschiedliche Distanzen. Eine schlaue Aufteilung haben Markus Tarman und Dijana Kontic aus Treffen gefunden. „Ich laufe über 50 und 100 Meter, mein Schatzi 500 und 1000 Meter“, sagt Kontic. Der Wettkampf steht für das Paar aber im Hintergrund: „Uns ist es wichtig, Spaß zu haben und Freundschaften zu schließen“, sagt Tarman. „Und dass man sich nicht verletzt“, ergänzt Kontic. Das hört sich bei Dominik Maier aus Trofaiach anders an, der am Freitag erst einmal nur Zuschauer ist. Als einer der besten Ski-Nordisch-Athleten der rotweiß-roten Special-OlympicsFamilie muss er auf sein Divisioning in der Gruppe für 2500-Meterund 5000-Meter-Bewerbe noch einen Tag warten. Dafür hat er auch „extra hart trainiert, damit ich wieder Gold heimbringe in die Steiermark“.
Die Bewerbe haben auch in Graz und Seiersberg begonnen. Zwischen Sportlern und Trainern sieht man viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in dunkelblauen Jacken. Sie feuern an und teilen im Ziel bereitwillig High fives und Schulterklopfen aus. Ein Job, den viele schon jahrelang machen, ist doch die Begeisterung ansteckend: „Besonders die Siegerehrungen sind ein Wahnsinn. Da ist einer in der letzten Gruppe am letzten Platz und freut sich, als ob er gewonnen hätte.“Bei Special Olympics zuzuschauen, ist wie eine Dusche aus Freude und Lebenslust. Für alle, die Lust bekommen haben: Die Bewerbe laufen noch bis Montagabend, Eintritt frei.