Flauschig! Kratzig! Fluffig!
Die Ausstellung „Hard/Soft“im Wiener MAK widmet sich der Textilund Keramikkunst und öffnet damit ein spektakuläres Universum.
a krabbeln sie im Gleichschritt die Wände hinunter, die Ameisen von Peter Kogler – soll man sich gleich gruseln oder noch näher herangehen? Kurz bleibt die Aufmerksamkeit noch an den opulenten Vorhängen hängen, da zieht es einen schon magisch zu den flauschigen überdimensionierten Pilzen von Cosima von Bonin. Kuschelig, widerborstig, kratzig, überbordend, aalglatt, man möchte angreifen, sich anschmiegen und manchmal auf keinen Fall anstreifen: Um die 80 Arbeiten von rund 40 Künstlerinnen und Künstlern versammelt die Ausstellung „Hard/ Soft“im Wiener MAK (Kuratorin: Bärbel Vischer). Und es ist ein Eintauchen in die opulente Welt der Textil- und Keramikkunst, aber hier wird nicht vordergründig
Dden Materialien und dem Design gehuldigt, sondern sämtliche Klischees zerdeppert, die diese Materialien wie ein dicht verwobenes Hirngespinst umgeben. Weiches ist hier brutal hart, unheimlich, Hartes ist weich und anschmiegsam. Beißende Gesellschaftskritik trifft hier auf opulente expressionistische Skulpturen, der klischeehafte weibliche, softe Blick? Den gibt es hier nicht, den feministischen, analytischen Blick sehr wohl.
ist „Chambre 202, Hôtel du Pavot“von Dorothea Tanning. 1974 kreierte die Surrealistin einen klaustrophobischen Raum, aus dessen Wänden gruselig-fluffig-flauschige Körper schlüpfen – von wegen so schön weich und kuschelig.
Einer der Höhepunkte
Eine dichte Materialschlacht aus Wolle, Kunstfell, Holz und sehr einnehmenden Tapeten. Dass Textilkunst und Keramik unverzichtbare Materialien in der Gegenwartskunst sind, zeigt sich hier eindringlich. Diese Transformation über die angewandte Kunst hinaus zeigt sich in „Die fleißigen Totengräberinnen und ihr Werkzeug“von Ann Muller. Durch ein überdimensionales Wiener Geflecht aus Möbelgurten schlängeln sich Arme aus Möbelsamt, an den Fingern stecken übergroße Stoffringe. Die textile Skulptur legt den Fokus auf die Frauen der Wiener Werkstätte, deren wichtigstes Material Textil war.
„Hard/Soft.
Textil und Keramik in der zeitgenössischen Kunst“, bis 20. 5., MAK. Wien. mak.at.