International und grenzenlos
Gewitzt und tiefgründig klug heißt Lisl Ponger in ihrer Schau „willkommen“.
ie arbeitete schon immer im Spannungsfeld zwischen Fremdem und Heimatlichem und hielt die Wiener Aktionisten wie Hermann Nitsch oder Otto Muehl bei ihren Aktionen filmisch fest. Die Fotografin, Experimentalfilmerin, Medienkünstlerin, Autorin und Ausstellungsgestalterin Lisl Ponger heißt nun im Kunstraum Lakeside zu einer sehenswerten Schau willkommen. Und zwar in zehn Sprachen, die, auf die große Glasfläche geklebt, zum Eintritt in den eigentlich kargen, bewusst reduziert gehaltenen Raum einladen.
Verwüstet wirkt dieser nun mit über den ganzen Boden verstreuten, bunten Papierkonfetti und dauerblühenden Kunstblumen. Mittendrin ein Rechteck in Blau-Gelb-Rot – die rumänische Flagge, auch aus Konfetti gestaltet. Zu Ausstellungsbeginn leuchteten hier die Staatssymbole der Nationen, die laut Statistik Austria die größten Zuwanderungsgruppen 2023 in Österreich ausmachten. Darunter nach Deutschland, Rumänien, Serbien, Türkei, Bosnien und Herzegowina,
SKroatien, Ungarn, Syrien und Polen auch die Ukraine. Als territoriale Setzung ließe sich die Bodeninstallation anschauen, doch blieb hier kein Konfetti auf dem anderen, als die Besucherinnen und Besucher durch die Ausstellung „wanderten“und damit alle „Staaten“durcheinandermischten. Durch Interaktion grenzenlos international lässt sich Lisl Pongers Installation auf den Punkt bringen.
In eine exotische Parallelgesellschaft um die Jahrtausendwende führt die Künstlerin in ihrer filmischen Dokumentation „Phantom Fremdes Wien“. Mit der Kamera besuchte sie unterschiedliche Festivitäten aller nur erdenklichen in Wien lebenden Volksgruppen aus aller Welt, was sie formell kommentiert. Dadurch entsteht ein gewitzter wie wissenschaftlicher Blick, der zugleich eine Sehnsucht nach offener Vielheit auslöst. Tina Perisutti Lisl Ponger – welcome. Kunstraum Lakeside, bis 29. März.
Di., 12–18 Uhr, Mi.–Fr., 10–13 Uhr.
www.lakeside-kunstraum.at
Staaten lösen sich auf und werden grenzenlos