Von Social Media zu den Chatbots
Dist Politikanalyst und Medienberater. ie Ergebnisse des JugendInternet-Monitors 2024 wirken vorerst überraschend. Denn neben den NetzwerkOldies Facebook und Snapchat verlieren auch Instagram und TikTok Nutzer. Sie waren die Überflieger der jüngsten Jahre. Unterdessen verzeichnen YouTube und WhatsApp die tiefsten Abstürze um 24 bzw. 20 Prozentpunkte. Den verblüffendsten Zuwachs hingegen registriert ausgerechnet jenes vormalige Twitter, das seit der Übernahme durch Elon Musk und Umbenennung zu X besonders umstritten ist. Patrick Swanson, der Social Media-Guru des ORF, hat das sogar an der kalifornischen Universität Stanford beobachtet und verweist auf ChatGPT. Am Ende der neuen Studie findet sich dann auch ein Hinweis, dass es eine Verlagerung zur Nutzung von solch deklarierter künstlicher Intelligenz gibt. 70 Prozent der Jugendlichen nutzen demnach bereits generative Chatbots.
Die Suche nach einem derartigen Indiz führt zwangsläufig auch zu Kleingedrucktem im Jugend-Internet-Monitor. Schon seit 2016 fragt das Institut für Jugendkultur- forschung jährlich 400 Elfbis 17-Jährige zu einer Auswahl von Angeboten: „Welche der folgenden Internetplattformen nutzt du?“Das Bundeskanzleramt und die Europäische Union fördern diese repräsentative Online-Erhebung. Aber reicht für diesen Anspruch die Zahl der Befragten aus? Marktforscher Peter Hajek, der an der Untersuchung nie beteiligt war, verneint quantitative Bedenken: Für die Darstellung dieser Altersklasse seien 400 Interviewpartner genug, die Herausforderung liege in der Qualität der Stichprobe. Vor allem die ausreichende Berücksichtigung von Migranten und Lehrlingen sei schwierig. usgehend davon, dass dies für den Monitor gelungen ist, wirkt er als TrendBarometer weit über die Jugendlichen hinaus. Sie leben heute vor, was folgende Generationen nachhüpfen. Wenn bei den Elf- bis 17-Jährigen Social Media rückläufig ist, während Chatbots boomen, ist das eine Vorschau auf die gesamte Gesellschaft von morgen. Wertvolle Entscheidungshilfen für ältere Verantwortungsträger. Sie orientieren sich aber oft zu sehr an sich als an ihren Enkeln. Das bedeutet unaufholbares Nachhinken. In Medien-Workshops für Führungskräfte sind diese oft stolz, dort genannte Netzwerke zu nutzen oder zu kennen. Doch nur aufgrund eines bösen Tricks des Moderators – er präsentiert die Daten des Jugend-Monitors von 2016.
Ein Fazit seiner neuen Ausgabe lautet: Alle dominanten Plattformen verlieren an Marktbeherrschung. Die Nutzung verteilt sich auf mehr Angebote denn je. Wer Entwarnung bei Social Media ortet, braucht Nachhilfe für künstliche Intelligenz.
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