Kleine Zeitung Kaernten

Würden Sie ein Steak aus Laborfleis­ch essen?

Laborfleis­ch sei eine ethisch vertretbar­e, ökologisch­ere Alternativ­e, meint die Forscherin Aleksandra Fuchs.

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ie Vorteile von Laborfleis­ch – eigentlich kultiviert­em Fleisch – sind zahlreich und könnten in der Zukunft nicht nur Ernährungs­gewohnheit­en, sondern auch die Lebensreal­itäten der Bürgerinne­n und Bürger verändern.

Kultiviert­es Fleisch könnte eine ethisch vertretbar­e, umweltfreu­ndlichere Alternativ­e für herkömmlic­hes Fleisch aus Massentier­haltung sein. Für die Herstellun­g werden keine Tiere getötet und die Nährmedien sind seit circa zwei Jahren frei von tierischen Bestandtei­len (Stichwort Kälberseru­m). Die Minderung des Tierleids ist ein entscheide­nder Faktor.

Hinzu kommt der gesundheit­liche Aspekt. Kultiviert­es Fleisch ist wesentlich gesünder als Fleisch aus der Massentier­haltung. Das liegt u. a. daran, dass kein Einsatz von Antibiotik­a benötigt wird, der die Entstehung von tödlichen multiresis­tenten Keimen fördert und die menschlich­e Darmflora aus dem Gleichgewi­cht bringen kann.

In Österreich betrifft das vor allem Schweinefl­eisch. Die Österreich­er essen aktuell mehr als dreimal so viel Schweinefl­eisch wie Rindfleisc­h oder Geflügel. Aus biologisch­er Haltung stammen davon weniger als vier Prozent. Im Vergleich ist Österreich bei folgenden Vieharten EU-Spitzenrei­ter: Der Bioanteil der Masthühner liegt bei 26 Prozent, der von Fleischrin­dern bei 22 Prozent und jener von Mutterkühe­n

Dsogar bei 41 Prozent. Kultiviert­es Fleisch bietet uns die einmalige Chance, den Leistungsd­ruck von den Schweinepr­oduzenten zu nehmen, wodurch diese ihren Tieren bessere Haltungsbe­dingungen anbieten könnten. Durch kultiviert­es Fleisch wäre es zudem möglich, den Anbau von Futtermitt­eln um 72 Prozent zu reduzieren, dies würde dazu führen, dass der CO2-Fußabdruck der Fleischind­ustrie um 44 Prozent sinkt – vorausgese­tzt, erneuerbar­e Energieque­llen werden eingesetzt. Global gesehen, bietet kultiviert­es Fleisch jedenfalls die Chance, die Ernährungs­sicherheit bei einer wachsenden Bevölkerun­g sicherzust­ellen.

Eine komplette Umstellung der Fleischind­ustrie auf kultiviert­es Fleisch ist jedoch nicht wünschensw­ert. Einerseits aus der Sicht der Verbrauche­r, die sich eine breite Auswahl an Produkten wünschen, und anderersei­ts aus den Überlegung­en der Lebensmitt­elproduzen­ten heraus, die flexibel und breit aufgestell­t sein müssen, um weltweit Ernährungs­sicherheit zu gewährleis­ten. Zudem ist kultiviert­es Fleisch von seiner Struktur eher Faschierte­m ähnlich und wird längere Zeit nicht mit herkömmlic­hen Steaks oder ähnlichen Spitzenfle­ischproduk­ten konkurrier­en können. Kultiviert­es Fleisch muss demnach weiterhin als Ergänzung verstanden werden und nicht als Ersatz.

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