Kleine Zeitung Kaernten

Tausendsas­sa und Innovator

Wer das Fernsehen einschalte­t, sieht die von ihm erfundenen Sendungen. Jetzt ist Teddy Podgorski mit 88 gestorben.

- Von Erwin Zankel

haddäus, den alle zeitlebens nur „Teddy“nannten, erbte das Widersprüc­hliche. Sein Vater war ein altösterre­ichischer, aus Lemberg stammender Ulanenoffi­zier, der in Nazideutsc­hland in unterirdis­chen Stollen mit polnischen KZ-Häftlingen Raketen zusammenba­uen musste. Der 1935 geborene Sohn wuchs im Wiener Arbeiterbe­zirk Simmering auf und verbrachte einen Teil seiner Jugend in der Abgeschied­enheit der Berge. Ein Onkel betrieb in Spital am Pyhrn eine Mechaniker­werkstätte, in der sein Vater Beschäftig­ung fand.

Nicht weit weg liegt Admont. Teddy Podgorski besuchte das Stiftsgymn­asium, wo er auch maturierte, zuvor aber noch für einen gehörigen Wirbel und Verweis aus dem Internat sorgte. Geblieben ist die Liebe zum Gesäuse

Tmit seinen Felsen und Schluchten. Der ehemalige Klostersch­üler übersiedel­te wieder in die Großstadt. n Wien studierte er ohne Abschluss Kunstgesch­ichte und Germanisti­k. Ihn zog es ans Theater, zuerst als Statist ins Burgtheate­r und an die Staatsoper, dann in kleineren Rollen auf Kellerbühn­en. Weil die Gagen mickrig waren, wagte er den Sprung und schaffte 1953 den Einstieg in den Rundfunkse­nder Rot-Weiß-Rot. Sein erster

IFörderer war Radiolegen­de Heinz Fischer-Karwin. Das war nicht genug: Podgorski heuerte beim neu gegründete­n Fernsehen an, dessen Direktor Gerhard Freund dem 20-Jährigen die Entwicklun­g einer Nachrichte­nsendung anvertraut­e. Podgorksi erfand 1955 die „Zeit im Bild“, ein Markenzeic­hen, das auch nach fast sieben Jahrzehnte­n zum unverzicht­baren Tagesprogr­amm des ORF gehört.

Nur steil nach oben verlief die Karriere nicht. Podgorski wurde kurzzeitig ins Abseits gestellt, weil er einen kritischen Report über den Schah von Persien und dessen Frau Farah Diba drehte, was zu einer Verschiebu­ng des Staatsbesu­chs in Österreich führte. Später erregte er den Zorn des Generalint­endanten Gerd Bacher wegen einer frechen Reportage über die Salzburger Festspiele.

Podgorski eckte gerne an. Im Mainstream mitzuschwi­mmen, war nie seine Sache. Stets suchte er nach Neuem. Bacher, der seinen Groll rasch vergessen hatte, machte ihn zum Chefreport­er und Sportbeauf­tragten. Podgorski, selbst leidenscha­ftlicher Boxer, entwickelt­e das „Sportpanor­ama“und erfand viele ähnliche Sendungen – vom zeitkritis­chen „Panorama“gemeinsam mit Walter Pissecker über die nostalgisc­hen Erinnerung­en in „Seinerzeit“bis zur modischhip­pen Show „Jolly Joker“und

Teddy Podgorski 2020 in den Ö1-“Hörbildern“

Ich pflege meine Frau, die Parkinson hat, bin eigentlich Tag und Nacht bei ihr, mit ganz kleinen Ausnahmen. Und wenn ich gar nichts anderes gemacht hätt’ in meinem Leben als das, was ich jetzt mache, wäre das schon Sinn genug.

den „Seitenblic­ken“als Dauerbrenn­er. ann kam noch eine Periode der Hauptveran­twortung. 1986 wurde Podgorski zum Generalint­endanten des ORF bestellt. Er war der

DWunschkan­didat von Bundeskanz­ler Fred Sinowatz, der die Dauerherrs­chaft Bachers beenden wollte. Es sollte nur für eine Amtszeit gelingen. 1990 kehrte Bacher triumphal zurück. In diesen vier Jahren blieb Podgorski als ORF-Chef kreativ. Er trieb die TV-Regionalis­ierung mit dem „Bundesland heute“voran, installier­te das Volksgrupp­enprogramm „Heimat, fremde Heimat“und startete die Wissenscha­ftsreihe „Universum“. Umtriebig war Podgorski auch abseits des Küniglberg­s.

Er war prominente­s Mitglied der nicht gerade feinen Wiener Gesellscha­ft, die sich im Wiener Innenstadt­lokal „Gutruf“traf. So geriet er in den Kreis des Waffenschi­ebers Udo Proksch. Der Untergang des „Lucona“-Frachtschi­ffes bescherte Podgorski sogar einen Auftritt vor dem parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss. Seine Treue zu den alten „Gutruf“Kumpeln wie Helmut Qualtinger bewog Podgorski, nach seiner Zeit im ORF zur wirtschaft­lichen Rettung des Lokals beizutrage­n, indem er Mitbesitze­r des Wirtshause­s wurde. inen beschaulic­hen Ruhestand wollte der Vater dreier Söhne nicht genießen. Er kehrte zu seinen Anfängen als Schauspiel­er zurück, nicht nur in der Josefstadt oder bei Festspiele­n im Sommer, sondern auch in Film und Fernsehen.

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12.30

Orientieru­ng

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