„Von dieser Kunst können wir viel lernen“
nismus verstehen zu wollen. Diese Kunst ist weit mehr als nur Provokation, da steckt kunstwissenschaftlich und kunsthistorisch ja sehr viel mehr dahinter. Aber darauf muss man sich auch einlassen und über den Tellerrand schauen. Genau deshalb heißt unsere erste Ausstellung „Was ist Wiener Aktionismus?“Eine fast schon leicht didaktische Ausstellung, die den Wiener Aktionismus erklären möchte, aber auch neue Akzente bietet.
Hermann Nitsch, 4. Aktion 1963 aktueller denn je, deshalb können wir von dieser Kunst noch sehr viel lernen. Nackte und Gewalt sehen wir medial überall, aber trotzdem ist da wieder der Punkt von Authentizität und Radikalität. Diese Kunst konfrontiert uns mit den Basics. Man muss wieder lernen, sich mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen und darüber reden: dass Kunst aufwühlt, dass Kunst Emotionen gibt, und dass es übrigens auch nicht immer Antworten gibt. Mir darf auch etwas nicht gefallen, es muss nicht schön sein, aber es muss etwas mit einem machen und das tut diese Kunst.
JULIA MOEBUS-PUCK:
Man kann Künstler und Werk nicht voneinander trennen. Die Person des Künstlers hat dieses Werk geschaffen, aber ich muss reflektiert
sein, die Kunst außerhalb dieses biografischen Teiles zu sehen. Ich schaue mir diese Kunst an, weiß darum Bescheid und kann trotzdem sagen: Die Kunst bedeutet mir etwas, die Kunst bewegt.
PHILIPP KONZETT:
Man muss klarstellen, dass Otto Muehl mehrere Jahre hindurch schweren Missbrauch begangen hat – das können und wollen wir hier im Museum nicht verschweigen. Doch internationale Forschungsprojekte, darunter im Getty Center oder das Otto-Muehl-Research-Center, zeigen, dass diese Kunst von hoher internationaler Bedeutung ist. Entweder man spricht über Missbrauch oder über Kunst, diese beiden Themen dürfen wir nicht miteinander vermischen. Wir können den Künstler nicht vom Werk trennen, aber wir können das Kunstwerk besprechen – was es ausgelöst hat und noch auslösen wird, denn gute Kunstwerke arbeiten in ihrem eigenen Zeitraum.