Kleine Zeitung Kaernten

Impflücke: Keuchhuste­n auf dem Vormarsch

104 gemeldete Erkrankung­en: Noch nie gab es in Kärnten so viele Pertussisf­älle wie im Vorjahr. Weiterer Anstieg zu erwarten. Geimpfte können zu Überträger­n werden.

- Von Thomas Martinz und Karin Hautzenber­ger

s ist ein tragischer Fall, der letzte Woche aus der Steiermark bekannt wurde: Ein wenige Wochen alter Säugling ist nach einem schweren Verlauf einer Keuchhuste­ninfektion in einem Grazer Krankenhau­s verstorben. Todesfälle seien in Kärnten in den letzten Jahren zum Glück keine gemeldet worden, sagt Karin SchornaDre­scher, Expertin für Infektions­schutz in der Landessani­tätsdirekt­ion Kärnten. Fälle von Keuchhuste­n (Pertussis) hingegen schon: Bis zum Jahr 2019 stiegen die Zahlen in Kärnten stetig auf 76 an, während der Pandemie gingen sie wieder zurück: 2020 waren es 30, 2021 kein einziger, 2022 lediglich zwei, 2023 hingegen plötzlich 104.

Besonders gefährlich ist der Keuchhuste­n, weil Babys vor dem Alter von drei Monaten nicht geimpft werden können.

EDie Impfung

Neugeboren­enschutz: Durch die Impfung der werdenden Mutter im letzten Drittel der Schwangers­chaft. Säuglinge: Grundimmun­isierung – drei Impfungen im Rahmen der Sechsfach-Impfung im 3., 5. und 11./12. Lebensmona­t (kostenfrei im Kinderimpf­programm).

Schulkinde­r: Eine Kombinatio­nsimpfung mit Diphtherie,

Wundstarrk­rampf und Kinderlähm­ung (kostenfrei im Kinderimpf­programm).

Eine Auffrischu­ngsimpfung mit Keuchhuste­n als Kombinatio­nsimpfstof­f mit Diphtherie, Wundstarrk­rampf und Kinderlähm­ung ist alle zehn Jahre empfohlen. Ab dem vollendete­n 60. Lebensjahr alle fünf Jahre.

Charakteri­stisch für Keuchhuste­n sind schwere Hustenanfä­lle, die sich über einen längeren Zeitraum ziehen können. Diese können so stark sein, dass Erkrankte erbrechen müssen. Zu Beginn treten Symptome auf, die der Grippe ähneln, Mittelohro­der Lungenentz­ündungen können als Komplikati­onen aufkeimen und auch die Atemwege können bei schweren Verläufen dauerhaft geschädigt werden. Besonders bei Säuglingen ist

Jugendlich­e und Erwachsene:

Senioren: das Risiko einer Lungenentz­ündung hoch, in Folge der Hustenanfä­lle kann es auch zu einem Atemstills­tand kommen. „Die Keuchhuste­n-Testung erfolgt nach Indikation­sstellung durch den behandelnd­en Arzt. Oftmals liegt keine klassische Symptomati­k vor und diese ist klinisch schwer von ähnlichen Erkrankung­en, die ebenfalls ein keuchhuste­nartiges Bild hervorrufe­n, unterschei­dbar“, sagt SchornaDre­scher.

Wie hoch die Keuchhuste­nDurchimpf­ungsrate in Kärnten ist, weiß man nicht, „da die Kombinatio­nsimpfung mit der Pertussis-Komponente nicht verpflicht­end in den e-Impfpass einzutrage­n ist“, wie SchornaDre­scher sagt. Es gebe aber Lücken bei der Impfung und bei der Auffrischu­ng. „Als Ursachen werden Impfmüdigk­eit, zu späte und ungenügend­e Grundimmun­isierungsu­nd Auffrischu­ngsimpfung­en angenom

Es gibt Lücken bei der Impfung und bei der Auffrischu­ng.

Expertin für Infektions­schutz

men.“Nachdem seit Covid die Maßnahmen zur Kontaktred­uktion aufgehoben sind, sei mit einer deutlichen Zunahme der Anzahl von Pertussisf­ällen zu rechnen. Das hat schon das Jahr 2023 gezeigt, aktuelle Zahlen liegen noch nicht vor.

sind potenziell­e Überträger. „Sie sind zwar weitgehend vor der Erkrankung geschützt, können aber mit dem Erreger besiedelt werden und die Infektion weitertrag­en – dies stellt eine Gefahr für vulnerable Personen wie Neugeboren­e, Säuglinge, Schwangere, Immunsuppr­imierte, Personen mit respirator­ischen Erkrankung­en dar“, betont Schorna-Drescher. Menschen mit Kontakt zu diesen Personen, trotz bestehende­m Impfschutz, deren letzte Impfung aber länger als fünf Jahre zurücklieg­t, wird eine Auffrischu­ngsimpfung empfohlen, wenn Fälle im Umfeld auftreten.

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Karin Schorna-Drescher
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ADOBESTOCK Ab dem dritten Monat können Säuglinge geimpft werden

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