Kleine Zeitung Kaernten

„Salam aleikum“in der Messehalle

Etwa 1000 Gläubige und Gäste kamen am Sonntag in die Klagenfurt­er Messearena, um das gemeinsame Fastenbrec­hen zu begehen.

- Von Lukas Moser

uten Abend, Salam aleikum“. Die Begrüßung vor dem Eingang der Klagenfurt­er Messehalle 5 am Sonntagabe­nd hört man hier nicht alle Tage, doch es ist ein herzliches Willkommen. Etwa 1000 Muslime und Interessie­rte sind gekommen, um gemeinsam „Iftar“, das Fastenbrec­hen im heiligen muslimisch­en Monat Ramadan, zu feiern. Als Veranstalt­er fungiert die MJÖ (Muslimisch­e Jugend Österreich) in Kärnten.

MJÖ-Landesvors­itzender Mario El Shamy ist stolz: „Wir laden seit über zehn Jahren zum größten Iftar Kärntens ein und versuchen, ein großes Zusammenko­mmen zwischen der muslimisch­en Community und der hiesigen Mehrheitsg­esellschaf­t zu schaffen. Wir wollen einen Raum zum gemeinsame­n Kennenlern­en bieten.“Lange haben Jugendlich­e den Iftar geplant, alle haben sich ehrenamtli­ch in den Dienst der Sache gestellt.

Einer von ihnen ist Yussuf. Er kommt ursprüngli­ch aus Frankfurt, lebt seit knapp vier Jahren in Klagenfurt. Auf den hiesigen Iftar ist er stolz: „Es kommen so viele Leute aus verschiede­nen Kulturen, Religionen und Nationen zusammen.“Das Interrelig­iöse sei toll, hier lerne man sich besser kennen und „das ist genug, um die Hürden zu überwinden und Dialog zu schaffen“.

In der großen Haupthalle wird auf der Bühne aus dem Koran zitiert, Sketches werden aufgeführt und es gibt ein gemeinsame­s Gebet – ein eindrucksv­olles Bild, das man so in Klagenfurt zuvor kaum gesehen hat. Neben dem Beten ist beim Iftar aber das gemeinsame Essen, das Fastenbrec­hen,

Gzentral. Die Gläubigen erklären einhellig, dass das Mahl ganz anders schmeckt, wenn man es sich durch das Fasten zuvor „verdient“hat.

Das sieht auch Malika (37) so, der Iftar in der Messehalle hat es ihr angetan: „Hier kommen die deutsche Sprache, Integratio­n und der islamische Teil zusammen, ich fühle mich sehr wohl.“Nichtmusli­me seien besonders willkommen, wie sie betont: „Sie sollen hierherkom­men und sich eine Meinung bilden. Ich bin froh, wenn Menschen auf mich zugehen und nicht hinter meinem Rücken reden“, so die mittlerwei­le in Villach wohnende Mutter.

Das Fastenbrec­hen ist für die Musliminne­n und Muslime etwas Besonderes und das möchten viele von ihnen mit Andersgläu­bigen teilen. So wird jeder,

spielen Kinder in einem eigens eingericht­eten Raum. Darunter werden Tee und Kaffee ausgeschen­kt, bei der Theke gibt es Baklava. Ausgegeben wird dies von den Cousinen Noha (21) und Isma (21). Es fühle sich gut an, anderen Menschen das Fastenbrec­hen zu ermögliche­n – besonders in einer Zeit, in der „Jugendlich­e oft auseinande­rgehen“. Die beiden haben selbst den ganzen Tag gefastet, blieben während

Im oberen Stockwerk

Das gemeinsame Essen ist beim Fastenbrec­hen zentral der als solcher hierherkom­mt, besonders herzlich empfangen. Einer von ihnen ist Daniel (26) aus Graz. Er kam, weil eine Freundin ihn eingeladen hat. „Es ist sehr schön, gemeinsam mit Leuten aus unterschie­dlichen Religionen hier zu sitzen, zu essen und mit ihnen Zeit zu verbringen.“

des Vorbereite­ns der Süßigkeite­n aber standhaft. „Die Reaktionen der Menschen sind die Belohnung dafür“, sagen sie.

Rund 1000 Menschen und doch will man weiter wachsen. So sprechen viele hier vom Traum, künftig noch viel größere Räumlichke­iten anmieten zu „müssen“– speziell Nichtmusli­me möchte man noch stärker zu sich einladen. El Shamy: „Vor 15 Jahren haben wir gesagt, dass wir 1000 Leute haben wollen. Vielleicht können wir in zehn Jahren im Stadion oder am Neuen Platz feiern. Jeder könnte dann vorbeikomm­en.“

Wohl kein Interesse daran dürften jene Täter haben, die wenige Stunden zuvor ein Transparen­t mit der Aufschrift „Keine Moschee in Klagenfurt“vor der Landesregi­erung aufgestell­t haben. Die Fahndung nach den Urhebern blieb bislang erfolglos, das Fastenbrec­hen musste infolge polizeilic­h überwacht werden.

Vielleicht können wir in zehn Jahren im Stadion oder am Neuen Platz feiern.

165325

 ?? ??
 ?? MARKUS TRAUSSNIG ??
MARKUS TRAUSSNIG
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria