„Gute Küche hängt nicht von der Verwendung von Fleisch ab“
Laborfleisch essen – da würden manche Leser eher zu Vegetariern. Es sei besser, bei echtem Fleisch auf Qualität zu achten und die Bauern zu unterstützen.
ch bin seit 45 Jahren Vegeta- rier und lebe mit dieser Ein- stellung trotz vieler kriti- scher Bemerkungen ganz gut. Inspiriert dazu hat mich die Kul- tur Indiens, die auch beweist, dass gute Küche nicht von der Verwendung von Fleisch ab- hängt. Ein Land kann auf diese Art viele Millionen Menschen er- nähren und den Boden für den Ackerbau optimal nutzen. In den letzten Jahren ist der Fleischkonsum zu Recht in die Kritik geraten, denn er ist die Ur- sache für viele Zivilisationspro- bleme. Früher galt in der Fasten- zeit ein strikter Fleischverzicht als ganz normal, heute hat die Fleischreduktion für viele Menschen ethische und ökologische Hintergründe. Das alles sind po- sitive Entwicklungen, auch wenn die Fleischlobby erfolglos dagegenhält. Daran wird auch das Laborfleisch nichts ändern.
ISowohl als auch?
Vielleicht wäre hier über eine So- wohl-als-auch-Lösung nachzu- denken. Wenn Laborfleisch res- sourcensparender und ökologi- scher erzeugt werden kann, wä- re es doch sinnvoll, Fleisch sowohl aus dem Labor als auch aus der Landwirtschaft zu bezie- hen. Somit könnten Tiere statt in Massentierhaltung wieder tierwürdig gehalten werden. Mehr Betriebe könnten auf biologische Arbeitsweise umstellen. Mehr Ackerflächen stünden für den Anbau von Gemüse, Obst und Getreide zur Verfügung. Was unsere Zukunft vermutlich am meisten braucht, sind ver- schiedene Lösungsansätze und Offenheit für Neues.
Bauern unterstützen
Begeben wir uns zukünftig in die Abhängigkeit riesiger Industriekonzerne, welche uns de- signtes Laborfleisch präsentie- ren, oder vertrauen wir weiter- hin auf regionales Fleisch unserer Bauernschaft? Unterstützen wir weiterhin die Almwirt- schaft, das Bemühen unserer „Landschaftsgärtner“sowie das Dasein unserer traditionellen Lebensmittelgaranten oder füt- tern wir einige wenige Indus- trielle, welche sich mittels un- durchsichtiger Erzeugungspro- zesse eine goldene Nase „verdie- nen“? Noch können wir entscheiden!
Kein echtes Fleisch
Wieso wird die Bezeichnung „kultiviertes Fleisch“beschöni- gend verwendet und dem Kon- sumenten etwas vorgegaukelt, für ein Produkt, das eine Anhäu- fung von Chemie- bzw. Laborzel- len darstellt? Hergestellt in Nährlösungen mit Inhaltsstof- fen, deren Auswirkungen auf den menschlichen Körper nicht geklärt sind.
Laborfleisch ist ein Produkt, das mit Fleisch aus unserer Landwirtschaft absolut nichts zu tun hat! Dr. Gerhard Thoma,
Weinitzen
Lieber Vegetarier
Pro & Kontra: „Würden Sie ein Steak aus Laborfleisch essen?“, 17. 3.,
Sollte das wirklich eine seriöse Umfrage sein und sollten sich 63 Prozent der Österreicher für eine Zulassung des künstlichen Fleisches aussprechen, bin ich schockiert. Ich bezweifle das jedoch stark. Industriell hergestellte Nahrung kann niemals gesund und nachhaltig sein. Hier wird offensichtlich unter dem Deckmantel des Umweltschutzes versucht, die ach so „,bösen“Wiederkäuer von der Weide zu vertreiben. Gleichzeitig wird uns das Labor als Retter der Umwelt gepriesen. Ich halte diese Entwicklung für sehr bedenklich.
Noch dazu gefährdet Laborfleisch die Existenz unserer heimischen Bauern und vernichtet die ländlichen Regionen. Sofern dieses Laborfleisch einmal zu uns kommt, müsste jedenfalls eine klar lesbare Kennzeichnung unbedingt Pflicht sein. Ich hoffe aber, dass wir dieses „Zucht-Schnitzel“verhindern können, solange es geht. Meine Maxime lautet: Lieber weniger Fleisch essen und dafür aus