Wenn Mini-Schritte einem alles bedeuten
Auch Siege sorgen bei Badmintonspielerin Jenny Ertl (28) für fast tägliches Kopfkino.
ie ist dankbar für jeden Mini-Schritt, auch wenn sie sich nach wie vor wünscht, dass keiner von ihnen notwendig wäre. Badminton-Spielerin
würde am liebsten da weitermachen, wo es damals (2018 veränderte sich bei einem tragischen Verkehrsunfall ihr komplettes Leben) auf einen Schlag geendet hat. Die introvertierte Kärntnerin spielt diesbezüglich nicht nur auf den Badmintonsport an, sondern generell aufs Leben.
Inzwischen sind sechs Jahre vergangen. Eine Zeit, die von zahlreichen Krankenhausbesuchen, Operationen, Frustrationen, Rehas, Gefühlsschwankungen und Psychotherapien geprägt war und in der sie immer wieder von Rückschlägen eingeholt wurde. Die Klagenfurterin arrangiert sich mit Schmerzen und psychischen Folgeerscheinungen, lässt sich aber trotz der permanenten Strapazen nicht unterkriegen. Ihre größte Angst sei, sich selbst zu enttäuschen.
Das war zuletzt völlig unbegründet, denn die 28-Jährige demonstrierte beim Ranglistenturnier in Innsbruck ihr Können. Der Jubel über den zweifachen Sieg war dennoch
Sgedämpft, „da es viele Einschränkungen gibt und ich nicht schmerzfrei bin“. Sie spricht jene Schnelligkeit, Beweglichkeit und den so essenziellen Ausfallschritt an. „Mir fehlt aufgrund der Hüfteinschränkung die Dynamik, aber auch die Schlagsicherheit und Matchpraxis. Es zeigt mir auf, wo ich war und wo ich jetzt stehe. Dieses Früher muss ich aus dem Kopf kriegen“, meint Ertl, die zu Weihnachten erneut in ein Loch gefallen ist.
„Das war eine schwierige Phase. Dieses ständige Zurückstecken ist extrem mühsam. Ich tue mir schwer, Struktur in mein Leben zu bekommen, was für viele normal ist“, gesteht die Germanistikstudentin, die seit einigen Wochen eine neue Psychiaterin an ihrer Seite hat. „Es löst sich nichts so einfach, aber ich fühle mich bei ihr sehr gut aufgehoben.“
Jenny Ertl kämpft sich weiter zurück