Kleine Zeitung Kaernten

„Sie waren Influencer­innen ihrer Zeit“

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Montessori gespielt hat. Ich war durch Jasmines Interpreta­tion mit Maria zusammen. Das hat mich überrascht, dass ich mich dank der Schauspiel­erin so spät in meine eigene Figur verliebt habe. Das ist auch eine Lektion für mich als Regisseuri­n.

Wie ist der französisc­he Originalti­tel „La Nouvelle Femme“zu verstehen?

Der Titel soll die beiden Frauenfigu­ren des Films vereinen. „La Nouvelle Femme“meint eine historisch­e Emanzipati­onsbewegun­g Ende des vorletzten Jahrhunder­ts, in der einige Frauen anfingen, Hosen zu tragen, Zigaretten zu rauchen, Bücher zu lesen, zur Universitä­t zu gehen und richtige Berufe zu ergreifen.

An die Möglichkei­ten der Befreiung muss sich jede neue Generation neu erinnern.

Wer ist diese fiktive Figur Lili, die mit ihrer Tochter zu Maria Montessori kommt?

Sie ist eine „Cocotte“, eine jener berühmten Pariser Kurtisanen der Belle Époque wie Émilienne d‘Alençon oder Liane de Pougy. Diese Frauen waren so etwas wie die Influencer­innen ihrer Zeit, sie hätten Instagram geliebt! Sie sagten sich: „Diese Suffragett­en, wie langweilig! Ich will lieber bis 11 Uhr im Bett bleiben, das ist Leben!“

Da treffen also zwei sehr unterschie­dliche, emanzipier­te Frauen aufeinande­r.

Es hat wirklich Spaß gemacht, mit ihr die ernste Welt der Ärztin Maria Montessori zu stören. Sie brachte mich zum Lachen und ich liebe die Idee, dass sie Maria beibringen kann, wie man als Frau sein Image aufbaut. Lili zeigt ihr, dass man seine Macht auch aus etwas anderem als nur aus Universitä­tswissen beziehen kann, nämlich aus der Verführung der Menschen. Montessori war brillant darin, einen Mythos um sich herum aufzubauen. Und heute gibt es 35.000 Montessori-Schulen.

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Léa Todorov: „Es steckt etwas Kraftvolle­s in der Geschichte“
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FILMLADEN (2)

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