Kunstliebe ist seine Art
Gerald Czechner (63) bringt Leben in Auslagen der immer größeren Zahl von leeren Innenstadtgeschäften.
ier ist ein Profi zugange, denn in den großen Schaufenstern leuchten zu in Szene gesetzten Kunstwerken von renommierten Kärntner Künstlern auch ein Würfel mit grafisch aufbereitetem Logo sowie ein Bildschirm mit Zusatzinfos. Jahrelang hat Gerald Czechner als Marketingleiter beim größten Energiekonzern des Landes gearbeitet und weiß zu präsentieren. Dass es Kunst in Auslagen von Klagenfurter Leerständen geworden ist, hängt mit seinem Interesse zusammen: „Ich war als Jugendlicher schon an zeitgenössischer Kunst interessiert. Auf meinen Reisen habe ich immer Galerien besucht.“Er möchte aber auch seine Altersteilzeit nutzen, um sich für die Pension eine Beschäftigung zu schaffen, die ihm Spaß macht.
„Art out let – let art out“heißt das Projekt des 63-Jährigen, das zahlreiche Stadtflaneure zum Schauen anregt. Schon lange hat Czechner die Idee dazu im Kopf, Kunst an öffentliche Orte zu bringen, sie „herauszulassen“(let art out) aus Museen und Galerien. Nachdem er Freunden davon im Café erzählt hatte, gelangte das Konzept durch weitere Be- kanntschaften an Besitzer von unvermieteten Geschäfts- lokalen, die daraufhin für Bil- der, Videos oder Skulpturen geöffnet wurden.
„Natürlich habe ich auch Ab- sagen bekommen, aber noch viel mehr positives Feedback und Unterstützung“, freut sich der aufgeschlossene Kunst- liebhaber. Wenn er auch keine
HMiete zahlen muss, fällt eini- ges an Kosten an: Strom, Bild- schirme, Website. Aber: „Die Fenster putze ich selbst.“Bis Ende April sollte das Projekt laufen, da die Kunstwerke Be- leuchtung brauchen, um zur Geltung zu kommen. So ist Czechner gerade auf Sponso- rensuche, denn er möchte nicht in den Kunstmarkt ein- treten, sondern Kunst in allen Formen öffentlich sichtbar machen – und das am liebsten bis nach Triest.
Die schönste Beschäftigung ist für den Vater dreier Töchter allerdings, für seine jüngste, die siebenjährige Sara-Linn, da zu sein und mit ihr Skifahren zu gehen. Mit der Ausbildung zum Skilehrer erfüllt er sich zudem einen Lebenstraum. Skier schnallt er sich auch am Wasser an, wofür der in Waidmannsdorf Aufgewachsene nach seinem Studium der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Marketing in Graz gerne wieder nach Klagenfurt zurückkehrte. Denn auch wenn Gerald Czechner gerne reist und Portugal wunderschön findet, ist er überzeugt: „Von allen Plätzen, die ich kenne, ist Kärnten der lebenswerteste.“
Die Fleissbahnen stehen vor der Schließung