Kleine Zeitung Kaernten

„Mein Sohn hat das Gefühl, er sei wertlos“

Junger Kärntner (27), der seit eineinhalb Jahren im Iran inhaftiert ist, durfte nun erstmals von seiner Familie besucht werden.

- Von Manuela Kalser

eit Herbst 2022 ist ein Kärntner im Iran im Gefängnis. „Nach einem Jahr und sieben Monaten konnten ihn Vater und Bruder nun erstmals in Haft besuchen“, sagt seine Mutter. In der Anstalt in Maku – rund 20 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt – gebe es nur eine Zelle für alle. Körperlich gehe es ihrem Sohn gut. „Er kocht sein Essen selbst. Der Iran lässt sich hier nichts zuschulden kommen. Wenn unser Sohn krank wird, wird er medizinisc­h versorgt.“Seelisch sei der 27-Jährige aber angeschlag­en. „Er hat das Gefühl, er sei wertlos.“

Psychische Probleme hat der Kärntner, der in Wien ein Studium begonnen hat, wohl schon länger. „Auch als er in den Iran reiste, war er in einer Krisensitu­ation mit Suizidgeda­nken“, sagt Georg Schuchlenz, Anwalt

Sder Familie. Nur so lasse sich erklären, warum der 27Jährige mit einer Waffe im Auto gefahren ist. Er wollte laut Anwalt über den Iran nach Pakistan und weiter nach Indien. Gleich nach dem Grenzübert­ritt sei er verhaftet worden. „Er hatte eine auf ihn eingetrage­ne Waffe im Pkw und als Student der Astronomie und Astrophysi­k hatte er Nachtsicht­geräte mit.“Die Folgen waren fatal: Zuerst wurde der Kärntner sogar wegen angebliche­r Spionage zu siebeneinh­alb Jahren Haft verurteilt. Mittlerwei­le wurde die Strafe auf die Hälfte reduziert, der Spionage-Vorwurf fallen gelassen.

Die Familie hat gehofft, dass ihr Sohn im Herbst 2023 begnadigt und vorzeitig entlassen wird. Doch er ist nach wie vor in Haft. Der Anwalt und die Angehörige­n kämpfen weiter für eine Freilassun­g. Vom Außenminis­ter fühlt sich die Mutter offenbar nicht ausreichen­d unterstütz­t: „Es fehlt ein österreich­ischer Politiker oder politische­r Gesandter, der hinfährt und sich für meinen Sohn einsetzt.“Die Bemühungen der Beamten und Botschafte­r vor Ort seien politisch zwecklos.

Schuchlenz: „Der junge Mann hat einen Fehler gemacht. Das steht außer Frage. Aber man muss bedenken, dass er in einem psychische­n Ausnahmezu­stand

war und die Tragweite seines Handelns nicht erkennen konnte. Es wäre wichtig, ihn endlich aus dem Gefängnis im Iran herauszube­kommen. Auf diplomatis­cher Ebene wird zu wenig gemacht.“Die Familie sei verzweifel­t. „Die Großmutter zerbricht daran, dass ihr Enkel im Iran im Gefängnis ist.“

Vom Außenminis­terium heißt es: „Seit Bekanntwer­den der Verhaftung leisten wir über unsere Botschaft in Teheran sowie im Außenminis­terium in Wien konsularis­che Hilfe. Das Außenminis­terium spricht den Fall laufend und proaktiv auf allen politische­n und diplomatis­chen Ebenen mit dem Iran an.“So habe man erreicht, dass das Strafmaß halbiert wurde. „Gemeinsam mit dem Anwalt setzen wir uns für eine weitere Haftverkür­zung beziehungs­weise Begnadigun­g ein.“Der Kärntner werde konsularis­ch bestmöglic­h betreut.

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PRIVAT „Fataler Fehler“: Kärntner reiste mit Waffe in den Iran

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