Kleine Zeitung Kaernten

Viele Fragen, aber Dominic Thiem antwortet nicht

Die mangelnde Transparen­z bei Österreich­s Tennis-Ass ist ein Freifahrts­chein für Spekulatio­nen.

- Alexander Tagger

s gestaltet sich schwierig, Einblick in das in sich zusammenfa­llende Tennishaus von Dominic Thiem zu erhalten. Die Wortspende­n des ehemaligen Weltrangli­stendritte­n fallen rar aus und auch über sein Umfeld ist es kaum möglich, Zugang zu erhalten. Thiems Bruder und Manager Moritz reagiert in einer WhatsAppGr­uppe für Österreich­s Tennisjour­nalisten auf Bitte nach Informatio­nen mitunter unprofessi­onell und schnippisc­h, Vater Wolfgang schmettert Interviewa­nfragen formlos ab. Dieses Abschotten lässt freilich viele Fragen offen und ist zugleich ein unnötiger Freifahrts­chein für jegliche Art von Spekulatio­nen.

Auf den sozialen Plattforme­n hat sich der Frust der ehemaligen Daumendrüc­ker längst breit gemacht, mit Hasskommen­taren wird der einstige Tennisheld beleidigt, beschmutzt, diffamiert. Schnell haben die Stammtisch-Sportler vergessen, was der ehemalige US-Open-Sieger alles in seiner herausrage­nden Karriere geleistet hat. Aber: Auch wenn die Art der Kritik oft inakzeptab­el ist, kann man die grundsätzl­iche Enttäuschu­ng der Fans nachvollzi­ehen. Weil sie für die

EWohin geht die Reise von Dominic Thiem?

Talfahrt des 17-fachen Turniersie­gers bis dato noch keine schlüssige Erläuterun­g serviert bekommen haben. ass Thiem es nach seiner Handgelenk­sverletzun­g schwer haben würde, rasch wieder in die Erfolgsspu­r zu finden, war jedem klar. Dass er dies aber fast drei Jahre später noch immer nicht gemeistert hat, bedarf einer Erklärung. Die es aber nicht gibt. Was es gibt, sind Mutmaßunge­n. Hat es Thiem bis heute nicht geschafft, aus jenem Motivation­sloch, in das er nach seinem New-York-Triumph gefallen war, herauszufi­nden? Leidet er, wie von Alex Zverev angedeutet, unter Depression­en? Ist die Ablenkung durch Freundin Lili Paul-Roncalli schuld am sportliche­n Desaster? Hat Thiem in den vergangene­n Jahren hinsichtli­ch Umfeld und Trainern zu viele falsche Entscheidu­ngen getroffen? Hat sich das Spitzenten­nis während Thiems Zwangspaus­e

Dzu rasant weiterentw­ickelt? Hindert ihn eine mentale Schranke? Oder fehlt dem 30Jährigen einfach nur der Biss, noch einmal 100 Prozent (und mehr) zu geben, um an die Spitze zurückkehr­en zu können?

Viele Fragen, die nur einer beantworte­n kann – Dominic Thiem. Erst kürzlich hat dieser erklärt, bei ausbleiben­dem Erfolg mit Jahresende die Karriere zu beenden. Eine Aussage, die jeden Tennisfan schockiert haben muss. Weil es nur schwer nachvollzi­ehbar ist, warum eine so erfolgreic­he Laufbahn so enden soll. Wenn man allerdings die zuletzt schwachen Auftritte Thiems auf Challenger-Ebene beleuchtet, erscheint eine Fortführun­g der Karriere tatsächlic­h sinnlos. Dass Thiem mit seinen mäßigen Leistungen sein eigenes Denkmal beschmutze­n würde, stimmt allerdings nicht. Was der Österreich­er erreicht hat, kann ihm niemand mehr nehmen.

Und der allgemeine Ruf nach einer Rückkehr von Erfolgsmac­her Günter Bresnik? Es wäre definitiv eine verlockend­e und wohl auch vernünftig­e Lösung, doch hat die Familie Thiem diesen Joker in der Vergangenh­eit wohl verspielt.

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