Viele Fragen, aber Dominic Thiem antwortet nicht
Die mangelnde Transparenz bei Österreichs Tennis-Ass ist ein Freifahrtschein für Spekulationen.
s gestaltet sich schwierig, Einblick in das in sich zusammenfallende Tennishaus von Dominic Thiem zu erhalten. Die Wortspenden des ehemaligen Weltranglistendritten fallen rar aus und auch über sein Umfeld ist es kaum möglich, Zugang zu erhalten. Thiems Bruder und Manager Moritz reagiert in einer WhatsAppGruppe für Österreichs Tennisjournalisten auf Bitte nach Informationen mitunter unprofessionell und schnippisch, Vater Wolfgang schmettert Interviewanfragen formlos ab. Dieses Abschotten lässt freilich viele Fragen offen und ist zugleich ein unnötiger Freifahrtschein für jegliche Art von Spekulationen.
Auf den sozialen Plattformen hat sich der Frust der ehemaligen Daumendrücker längst breit gemacht, mit Hasskommentaren wird der einstige Tennisheld beleidigt, beschmutzt, diffamiert. Schnell haben die Stammtisch-Sportler vergessen, was der ehemalige US-Open-Sieger alles in seiner herausragenden Karriere geleistet hat. Aber: Auch wenn die Art der Kritik oft inakzeptabel ist, kann man die grundsätzliche Enttäuschung der Fans nachvollziehen. Weil sie für die
EWohin geht die Reise von Dominic Thiem?
Talfahrt des 17-fachen Turniersiegers bis dato noch keine schlüssige Erläuterung serviert bekommen haben. ass Thiem es nach seiner Handgelenksverletzung schwer haben würde, rasch wieder in die Erfolgsspur zu finden, war jedem klar. Dass er dies aber fast drei Jahre später noch immer nicht gemeistert hat, bedarf einer Erklärung. Die es aber nicht gibt. Was es gibt, sind Mutmaßungen. Hat es Thiem bis heute nicht geschafft, aus jenem Motivationsloch, in das er nach seinem New-York-Triumph gefallen war, herauszufinden? Leidet er, wie von Alex Zverev angedeutet, unter Depressionen? Ist die Ablenkung durch Freundin Lili Paul-Roncalli schuld am sportlichen Desaster? Hat Thiem in den vergangenen Jahren hinsichtlich Umfeld und Trainern zu viele falsche Entscheidungen getroffen? Hat sich das Spitzentennis während Thiems Zwangspause
Dzu rasant weiterentwickelt? Hindert ihn eine mentale Schranke? Oder fehlt dem 30Jährigen einfach nur der Biss, noch einmal 100 Prozent (und mehr) zu geben, um an die Spitze zurückkehren zu können?
Viele Fragen, die nur einer beantworten kann – Dominic Thiem. Erst kürzlich hat dieser erklärt, bei ausbleibendem Erfolg mit Jahresende die Karriere zu beenden. Eine Aussage, die jeden Tennisfan schockiert haben muss. Weil es nur schwer nachvollziehbar ist, warum eine so erfolgreiche Laufbahn so enden soll. Wenn man allerdings die zuletzt schwachen Auftritte Thiems auf Challenger-Ebene beleuchtet, erscheint eine Fortführung der Karriere tatsächlich sinnlos. Dass Thiem mit seinen mäßigen Leistungen sein eigenes Denkmal beschmutzen würde, stimmt allerdings nicht. Was der Österreicher erreicht hat, kann ihm niemand mehr nehmen.
Und der allgemeine Ruf nach einer Rückkehr von Erfolgsmacher Günter Bresnik? Es wäre definitiv eine verlockende und wohl auch vernünftige Lösung, doch hat die Familie Thiem diesen Joker in der Vergangenheit wohl verspielt.