Seit 18 Jahren vermisst: Alles spricht für Mord
Michaela Grabner verschwand spurlos, ein Verbrechen wird befürchtet. Lebt der Mörder unter uns? Chronologie eines mysteriösen Falls.
ebt der Mörder unter uns? Diese Frage drängt sich unweigerlich auf. Vor 18 Jahren, am 15. Februar 2006, verschwand die Klagenfurterin Michaela Grabner spurlos. Heute geht die Polizei davon aus, dass sie einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Vor wenigen Tagen wurde in der Glan in Klagenfurt ihre E-Card gefunden. Eine neue Spur? Oder werden die Ermittlungen wieder im Sande verlaufen? Chronologie eines der mysteriösesten Kriminalfälle Kärntens, der bisher nicht ohne Pannen und Pech verlief.
Michaela Grabner war 22 Jahre alt, als sie die Wohnung der Mutter verließ. Dann verliert sich ihre Spur. „Wer hat Michi gesehen und weiß, wo sie sich aufhält?“steht auf Zetteln, die die Familie später überall verteilte. Da die junge Frau als Wohnungsprostituierte arbeitete, schenkte die Polizei dem Fall zunächst kaum Beachtung – eine „Milieugeschichte“. Michaela Grabner hatte sich in einen Mann verliebt, der damals in der Rotlichtszene mitmischte. Für ihn verkaufte sie ihren Körper, doch ihre Liebe wurde nicht erwidert. Die 22-Jährige wollte aus dem Milieu aussteigen. Dazu kam es nicht mehr.
Sechs Monate nach ihrem Verschwinden
LErinnerungsfoto: Michaela Grabner kurz vor ihrem Verschwinden und im Volksschulalter (oben rechts)
wurde ein Brandanschlag auf das Haus des Zuhälters verübt. In diesem Haus arbeiteten „seine Mädchen“. Der Brandstifter wurde 2011 verurteilt, er will im Auftrag gehandelt haben. Obwohl die Mutter die Polizei darauf hinwies, dass der Zuhälter mit dem Feuer möglicherweise Spuren ihrer Tochter beseitigen wollte, geschah nichts. Erst zwei Jahre später, im März 2009, suchten Ermittler im Haus nach persönlichen Gegenständen der jungen Frau. Weitere zwei Jahre vergingen, bis in einem nahen – damals gefrorenen – Feld nach sterblichen Überresten gegraben wurde. Jetzt hatte auch die Polizei keinen Zweifel mehr daran, dass Michaela Grabner getötet wurde.
Die Ermittlungen konzentrierten sich auf den Zuhälter. Er soll ein Informant der Polizei in Sachen Drogen und Menschenhandel gewesen sein. Die Polizei hat das weder bestätigt noch dementiert. Wenige Monate nach dem Brand wurde er wegen Beteiligung an einem Mordkomplott, bei dem einem Bordellbetreiber die Finger abgehackt werden sollten, verhaftet. 2008 wurde er dafür zu 30 Monaten Haft verurteilt. Während eines Freigangs floh er und tauchte in Paraguay unter. Über Facebook ließ er verlauten, die Flucht sei ein Kinderspiel gewesen. Obwohl er als Mordverdächtiger im Fall Grabner galt, gab es monatelang keinen internationalen Haftbefehl. 2010 wurde er in Paraguay des Doppelmordes verdächtigt, aus Mangel an Beweisen später freigesprochen. 2012 wurde er auf Druck Österreichs ausgeliefert. Allerdings unter der Bedingung, dass er in
Österreich nicht wegen Mordes verfolgt werden darf.
2016 wurde der Zuhälter wegen Versicherungsbetrugs im Zusammenhang mit der Brandstiftung schuldig gesprochen. Aufgrund der langen U-Haft konnte er das Gefängnis verlassen. Danach soll er sich ins Ausland abgesetzt haben. Mangels schlüssiger Beweise wurden später alle Ermittlungen gegen ihn wegen Mordverdachts im Fall Grabner eingestellt. Für den Mann gilt die Unschuldsvermutung.
dass ich traurig bin, heißt es sofort, ich soll positiv denken. Keiner denkt mehr darüber nach, was er sagt“, ärgert sie sich. „Manche sagen auch, ich soll endlich ein Grab für Michi machen und sie für tot erklären lassen.“Aber das bringe sie nicht übers Herz, sagt sie unter Tränen. „Was soll das auch bringen, sie für tot zu erklären?“Niemand könne sich vorstellen, wie sie seit 18 Jahren leide. Nicht zu wissen, was mit ihrer geliebten Tochter passiert ist, quäle sie jeden Tag, sagt sie.
Immer wieder werde sie von anderen Menschen angefeindet und vorschnell verurteilt, in den ersten Jahren nach dem Verschwinden ihrer Tochter sogar auch von der Polizei. Daher sei sie jetzt gegenüber der Polizei