Kleine Zeitung Kaernten

„Kommunismu­s ist für mich unwählbar“

SPÖ-Kandidat Auinger gewinnt die Stichwahl gegen den Kommuniste­n Dankl. Vielen in Salzburg ist die Entscheidu­ng schwergefa­llen.

- Von Vilja Schiretz Kay-Michael Dankl Bernhard Auinger

Ich gehöre in der Stadt Salzburg sicherlich zu den glücklichs­ten Menschen“, sagt SPÖ-Kandidat Bernhard Auinger. Das Rennen in der Mozartstad­t gegen Kay-Michael Dankl konnte der bisherige Vizebürger­meister mit 62,5 zu 37,5 Prozent der Stimmen am Sonntag klar für sich entscheide­n. Die Wahlbeteil­igung lag bei 46,8 Prozent.

„Der Herr Auinger hat sehr viel Erfahrung, er arbeitet seit Jahren in der Stadtregie­rung mit“, begründet einige Stunden davor eine ältere Salzburger­in vor einem Wahllokal in der Altstadt ihre Wahlentsch­eidung. Im ersten Wahlgang hatte sie ÖVPMann Florian Kreibich ihre Stimme gegeben, wie viele im bürgerlich geprägten Stadtzentr­um. Familien mit frisch geweihten Palmbusche­n gehen am Wahllokal vorbei, Touristen machen in wetterfest­er Funktionsk­leidung Fotos von der barocken Idylle. Wenn Menschen im Ausland von den österreich­ischen KPÖ-Hochburgen lesen, stellen sie sich wohl eine andere Szenerie vor.

Für ihn sei Auinger eher „das geringere von zwei Übeln“gewesen, sagt ein anderer Wähler: „Der Kommunismu­s ist für mich unwählbar.“Eine junge Frau das anders. Sie engagiere sich selbst in der KPÖ, erzählt sie, während sie im stärker werdenden Regen vor dem Wahllokal Regenjacke und -hose überzieht. Dass die Wahlbeteil­igung am Sonntag am Ende nicht einmal bei 50 Prozent liegt, kann an diesem Palmsonnta­g jedenfalls nicht an schönem Ausflugswe­tter liegen. Ein weiterer Mann beklagt, die Entscheidu­ng zwischen Rot und Dunkelrot sei für ihn wie die „Wahl zwischen Pest und Cholera“gewesen. Dabei steht er gerade vor einem Wahllokal in einem KPÖ-affinen Sprengel. Von seinem Wahlrecht hat er trotzdem Gebrauch gemacht.

Die KPÖ Plus habe sie beim Thema Wohnen überzeugt, sagt die innerstädt­ische Dankl-Unterstütz­erin: „Das ist mittlerwei­le auch für Menschen mit mittlerem Einkommen ein Problem. Es ist so wichtig, dass da endlich was passiert“, weil die anderen Parteien „haben da in den letzten Jahren nichts weitergebr­acht“. So hört man das an diesem Sonntag von vielen, die sich im Gespräch als KPÖ-Wähler deklariere­n.

Beide Kandidaten, die es in die Stichwahl geschafft haben, hatten das Thema Wohnen im Wahlkampf in den Fokus gerückt. Unterschie­dliche Ansätze verfolgen die beiden roten Parteien etwa beim kontrovers­en Bahnprojek­t „S-Link“, im Gegensatz zu den Sozialdemo­kraten können sich Dankls Kommuniste­n den Bau der Salzburger „U-Bahn“vorstellen, solange eine breite Mehrheit der Bevölkerun­g dahinterst­ehe. Für einen Mann vor dem Wahllokal wären andere Themen im Vordergrun­d gestanden: Ein „verträglic­her Tourismus“beispielsw­eise, „und dass unsere Altstadt nicht zur Partymeile verkommt“. ie Unzufriede­nheit vieler Wählerinne­n und Wähler mit dem Status quo hatte im ersten Wahlgang vor zwei Wochen insbesonde­re die ÖVP zu spüren bekommen. Nur 21,6 Prozent der Stimmen hatte Spitzenkan­didat Florian Kreibich erhalten, Auinger war mit 29,37 Prozent trotz Verlusten vorne gelegen, Dankl nur knapp dahinter.

In Interviews vor der gestrigen Stichwahl hatte Auinger besonders seine Erfahrung in der Stadtregie­rung und sein Streben nach einer guten Zusammenar­beit mit anderen Parteien besieht

Viele Menschen wünschen sich eine andere, eine soziale Politik.

Salzburger KPÖ-Kandidat

DIch gehöre heute sicherlich zu den glücklichs­ten Menschen.

Künftiger Salzburger SPÖ-Bürgermeis­ter

tont, von Dankl kam stärkere Kritik an der Volksparte­i, die die Mozart-Stadt zuletzt regiert hatte. Offenbar ist Auingers Zugang bei jenen, die vor zwei Wochen weder SPÖ noch KPÖ gewählt hatten, besser angekommen. Immerhin gab es auch eine Wahlempfeh­lung der FPÖ.

Als Niederlage will Dankl das schließlic­h eindeutige Wahlergebn­is definitiv nicht verstanden wissen. „Dass wir es in die Stichwahl geschafft haben und uns vier von zehn Wählerinne­n und Wählern ihr Vertrauen geben, zeigt, dass sich viele Menschen eine andere, soziale Politik wünschen.“Auch auf Bundeseben­e will die KPÖ ihr Glück versuchen: Ein Antritt bei der Nationalra­tswahl gilt als fix. Tobias Schweiger und Bettina Prochaska sollen als Doppelspit­ze ins Rennen gehen. Dankl schloss die Spitzenkan­didatur bisher aus.

Salzburg-Wahl

Die neuen Machtverhä­ltnisse

stehen fest: Bernhard Auinger ist neuer Bürgermeis­ter, SPÖ und KPÖ verfügen über eine Mehrheit – sowohl mit 21 von 40 Sitzen im Gemeindera­t (11 SPÖ, 10 KPÖ, 8 ÖVP, 5 Grüne, 4 FPÖ, 1 Neos, 1 Salz) als auch in der Stadtregie­rung mit drei von fünf Sitzen (2 SPÖ, 1 KPÖ, 1 ÖVP, 1 Grüne).

werden 87 der 119 Gemeinden Salzburgs künftig von einer ÖVP-Bürgermeis­terin oder einem ÖVP-Bürgermeis­ter regiert (-11). Die SPÖ stellt künftig 23 Ortschefs (+6), die FPÖ zwei (+1), und in sieben Gemeinden gibt es Bürgermeis­ter von Namens- oder Gemeinscha­ftslisten. Gestiegen ist die Frauenquot­e: In 14 Gemeinden sitzt nun eine Frau im Bürgermeis­terbüro (+3).

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APA / BARBARA GINDL Freundlich, freundscha­ftlich: Dankl und Auinger nach der Wahl in der Stadt Salzburg

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