„Die KPÖ muss ein Weckruf sein“
Kurier. Für die übrigen Parteien – vor allem für die ÖVP – muss das Abschneiden von Kay-Michael Dankl und der KPÖ plus auf jeden Fall ein Weckruf sein. Man kann Themen, die vielen Menschen unter den Nägeln brennen, nicht einfach wegdrücken. Beim Wohnen ist das in Salzburg passiert, die Rechnung für diese Ignoranz hat man dann bei der Wahl erhalten. Im Bund war die türkis-grüne Regierung da zuletzt sensibler und hat noch rasch ein Wohnbaupaket auf Schiene gebracht.
Was der Politik zu denken geben sollte, die oft zwischen Stehsätzen und Wadelbeißerei wenig Sinn für ein Dazwischen findet. Und das, obwohl alle die Mitte für sich reklamieren. Doch der Erfolg Dankls ist auch ein Zeichen für die Lust am Tabubruch beim Wählen. Keine Liste ist zu originell, keine Position zu abwegig, kein historischer Konnex zu bedenklich, als dass dafür nicht genügend Proteststimmen zusammenkommen würden. In dieser Hinsicht hat die KPÖ plus das Neue mit dem Uralten lustvoll und ziemlich unverfroren kombiniert.
Die Salzburgerinnen und Salzburger haben sich in letzter Minute gegen das kommunistische Experiment entschlossen und mehrheitlich ihr Kreuz beim gemäßigteren Kandidaten gemacht. Auinger hat letztendlich auch seine kommunalpolitische Erfahrung genützt. In einer kleinen Stadt wie Salzburg ist es wichtig, dass der Bürgermeister nicht nur die Leute kennt und dass er den Unterschied zwischen realitätsfernem Schönsprech und tatsächlicher Umsetzbarkeit erkennt.
Der oft postulierte Automatismus, nach welchem die Unzufriedenen immer ihr Heil bei der extremen Rechten suchen, wurde in Salzburg widerlegt. In der Landeshauptstadt spielt die FPÖ weiter keine Rolle. Schon bei der Landtagswahl 2023 hat der Erfolg der KPÖ verhindert, dass die FPÖ zur stärksten Partei aufsteigt. Der Einzug in den Nationalrat ist weit weniger sicher: Vor allem wenn die Bierpartei tatsächlich antritt, könnten sich viele potenzielle KPÖ-Wähler und -Wählerinnen dorthin wenden.