Ein Virtuose ohne Starallüren
Warum Toni Kroos für Deutschlands Nationalteam unverzichtbar ist.
ore schießen, extrovertiert sein, sich ganz bewusst in den Mittelpunkt drängen – im Fußball gibt es viele Möglichkeiten, in den Fokus zu geraten. Toni Kroos schafft dies auf ganz andere Art und Weise. Für so manchen Experten zählt der Deutsche als bester Fußballer der Welt, weil er Eigenschaften sein Eigen nennen darf, die kein anderer Kicker in seinem Repertoire vereint. Als „Querpass-Toni“bezeichnen ihn heute nur noch Leute, die den Fußball maximal oberflächlich verfolgen. Warum dem nicht so ist, bewies der 34-Jährige bei seiner Rückkehr ins zuvor desaströs auftretende deutsche Nationalteam eindrucksvoll.
Denn nach seinem Rücktritt 2021 glänzte der Mittelfeldspieler von Real Madrid beim Comeback. Kroos bereitete den Führungstreffer beim 2:0 gegen Frankreich mustergültig vor.
142 weitere Ballaktionen folgten, die Passquote von 94,5 Prozent unterstrich die Wichtigkeit des dreifachen Familienvaters. Die Mitspieler können sich darauf verlassen, dass sie dem
Timmer anspielbaren Kroos den Ball geben und er damit etwas Kluges macht. Der fünffache ChampionsLeague-Sieger agiert als perfekter Taktgeber, der es versteht, die Balance zwischen Defensive und Offensive zu finden. Zudem gewann der Weltmeister von 2014 in Lyon starke 75 Prozent seiner Zweikämpfe, was beweist, dass er sich nicht zu schade für sogenannte Drecksarbeit zu sein scheint.
Bundestrainer Julian Nagelsmann kann man zu seiner Entscheidung, Kroos für Schwarz-RotGold zu überzeugen, nur gratulieren. Der mit seiner Stiftung sozial engagierte Kroos, der mit seinem Bruder Felix den kultigen Podcast „Einfach mal Luppen“betreibt, hebt das Niveau der DFB-Elf um ein Vielfaches. Kein Spieler weist weltweit mit seinen Pässen eine derart hohe Anzahl an überspielten Gegnern auf wie Kroos. Er selbst wird darauf nie hinweisen und schon gar nicht Starallüren an den
Tag legen. Kroos ist anders, aber definitiv genial.